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AKADEMIE
09.11.2023

TSG-Duo bei U17-WM in Indonesien: Das Abenteuer beginnt

Der eine ist U17-Europameister und geht mit Titelambitionen ins Turnier. Der andere tritt für das Gastgeberland an und will als Außenseiter Aufsehen erregen: Max Moerstedt, Angreifer im deutschen Nationalteam, und Amar Brkić, Offensivakteur in der indonesischen Auswahl, vertreten die TSG-Akademie bei der U17-Weltmeisterschaft, die am Freitag in Indonesien beginnt. Für die beiden Hoffenheimer Talente ist das Turnier das größte Abenteuer in ihrer noch jungen Laufbahn. Wir haben mit Moerstedt und Brkić gesprochen – und beleuchten in unserer WM-Vorschau zudem die Gruppen des deutschen und indonesischen Teams, liefern interessante Fakten zum Turnier und werfen einen Blick auf die Fußballhistorie des Ausrichters.

DIE HOFFENHEIMER BEI DER U17-WM

Dass Max Moerstedt mit dem deutschen Team an dem Turnier teilnehmen würde, war abzusehen – eine Nominierung seitens Bundestrainer Christian Wück, der den Stoßstürmer schätzt, galt über Monate als sehr wahrscheinlich. Der Angreifer aus der U19 der TSG war bereits bei der EM in Ungarn Mitte des Jahres Stammspieler in der DFB-Auswahl, die in überzeugender Manier den Titel gewann – was Moerstedt offensichtlich beflügelte. Die Torquote im Hoffenheimer Trikot in der aktuellen Saison liest sich jedenfalls beeindruckend: In neun Spielen in der Bundesliga Süd/Südwest knipste der 1,94 Meter große Offensivakteur zehn Mal, in zwei Partien im DFB-Pokal der A-Junioren trug er sich vier Mal in die Torschützenliste ein. Auch bei den Hoffenheimer Profis hinterließ das Talent bereits Eindruck – in diversen Trainingseinheiten sowie im Testspiel gegen den FC Luzern im September, in dem er einen Treffer vorbereitete (Endstand: 3:1).

„Ich bin überglücklich, nach der EM jetzt auch meine erste WM spielen zu dürfen. Als Europameister wollen wir ein Wörtchen um den Titel mitreden. Wenn wir wie schon bei der EM unsere Qualitäten auf den Platz bringen, sollten wir Chancen haben. Wir haben einen starken Zusammenhalt, jeder kämpft für jeden. Wenn das so bleibt, kann das etwas werden“, geht der Angreifer selbstbewusst in das Turnier.

Unter einem etwas anderen Stern steht die U17-WM für Amar Brkić, den zweiten Teilnehmer aus der TSG-Akademie, der von seinem Glück bis vor wenigen Wochen noch nichts wusste. Nun nimmt er für das Gastgeberland an dem Turnier teil – und ist in Indonesien bereits vor dem Start so etwas wie ein kleiner Volksheld.

„Mein Vater stammt aus Bosnien und meine Mutter aus Indonesien. Ich habe einen deutschen und einen indonesischen Pass. Die indonesische Nationalmannschaft hatte ein Trainingslager in Deutschland, ich wurde dazu eingeladen. Dann hat eins das andere ergeben“, schildert Brkić, wie es zu seinem Einsatz für die Südostasier gekommen ist. Der 16-Jährige wusste die Verantwortlichen zu überzeugen, traf beim Testspiel gegen die U19 des SV Meppen sogar zum 1:1-Endstand und erhielt kurz darauf auch die offizielle Einladung zur Weltmeisterschaft.

Mittlerweile hat Brkić seine Anzahl an Followern im Sozialen Netzwerk Instagram vervielfacht: Von wenigen Hundert ging es hoch auf mittlerweile mehr als 37.000, Tendenz steigend. Zudem überzogen zahlreiche Brkić -Fanseiten das Soziale Netzwerk. Die Hoffnungen im viertbevölkerungsreichsten Land der Welt, das im Weltfußball normalerweise nur eine Nebenrolle spielt (wenn überhaupt), sind groß. Es scheint, als sehnten sich die Indonesier nach einem Fußballhelden in den eigenen Reihen.

Brkić versucht, mit alledem gelassen umzugehen. Er sagt bescheiden: „Ich hoffe, dass ich mich so gut wie möglich präsentieren kann. Ich versuche, mich durch meine Trainingsleistungen hervorzuheben und so viel Spielzeit wie möglich zu bekommen. Wir wollen Indonesien so gut wie möglich vertreten, die Gruppenphase überstehen und sehen, wie weit wir kommen können.“ Die Welle an Unterstützung hat er natürlich mitbekommen – in ihm löst das vor dem bisher größten Ereignis in seiner Laufbahn mehr Freude als Anspannung aus: „Ich freue mich sehr auf die WM. Dies ist eine einmalige Chance. Und mit der Unterstützung der Fans ist alles möglich!“

Links zu den Bewegtbild-Interviews mit unseren beiden WM-Protagonisten am Textende.

DIE GEGNER

Dadurch, dass Indonesien als Ausrichter bei der Auslosung in Topf 1 war, bleibt dem Gastgeber eine Top-Nation in der Gruppenphase erspart. Die Gruppe A, die von Marokko, Panama und Ecuador komplettiert wird, ist somit die auf dem Papier leichteste. Deutschland (Topf 2) bekommt es in der Gruppe F mit Mexiko, Venezuela und Neuseeland zu tun.

„Ich schätze unsere Gruppe sehr stark ein“, betont Max Moerstedt – insbesondere mit Blick auf die Gegner aus dem amerikanischen Raum. „Die Mexikaner haben ihr Turnier gewonnen. Gegen Venezuela haben wir schon einmal gespielt, das ist ein sehr bissiges, zweikampfstarkes Team. Die Neuseeländer kann ich noch nicht so gut einschätzen, aber da sie bei der WM dabei sind, werden sie auch eine sehr gute Mannschaft haben.“

Auch Amar Brkić hat sich schon mit den Gegnern auseinandergesetzt: „Wir spielen zu Beginn gegen Ecuador. Ich habe mir einige Videos angeschaut. Die können definitiv kicken. Auch Panama und Marokko werden hart zu schlagen sein. Wir werden aber auf jeden Fall alles geben und haben sicherlich auch unsere Chancen.“ 

Zu den Favoriten gehören die üblichen Verdächtigen, also neben Titelverteidiger Brasilien auch England, Weltmeister 2017, sowie Spanien, Frankreich und Mexiko.

MODUS, TERMINE UND AUSTRAGUNGSORTE

Die Vorrunde wird in sechs Gruppen mit jeweils vier Mannschaften ausgetragen. Die Gruppensieger und Zweitplatzierten sowie die vier besten Gruppendritten qualifizieren sich für das Achtelfinale.

Bei Punktgleichheit zwischen zwei Teams zählt zunächst die Tordifferenz und im Anschluss die Anzahl der in allen Gruppenspielen erzielten Tore. Besteht dann immer noch Gleichheit, werden weitere Kriterien, vom direkten Vergleich über die Fairplay-Wertung bis zum Losentscheid, herangezogen.

Die Gruppenphase läuft zwischen dem 10. und 18. November. Die Spiele im Achtel- (20. bis 22.), Viertel (24./25.) und Halbfinale (28.) gehen allesamt noch im November über die Bühne. Abgeschlossen wird das Turnier dann im Dezember mit dem Spiel um Platz drei (1.) und dem Finale (2.).

Übrigens: Zwischen Deutschland und Indonesien bestehen sechs Stunden Zeitunterschied, zur deutschen Mittagszeit beginnt im südostasiatischen Raum bereits die Abendruhe. Bedeutet: Während das Finale vor Ort um 19 Uhr angepfiffen wird, kann hierzulande um 13 Uhr mitgefiebert werden. Die Spiele werden allesamt auf der Internetseite der FIFA kostenfrei live übertragen (Anmeldung ist nötig). Zudem überträgt Sky alle Spiele des deutschen Teams kostenlos auf seiner Internetseite. 

Blieben noch die Austragungsorte: Gespielt wird in vier Stadien, verteilt auf vier Städte. Das Manahan-Stadion in Surakarta, in dem unter anderem das Halbfinale, Spiel um Platz drei und Finale ausgetragen werden, fasst 20.000 Zuschauer. Das Gelora-Bung-Tomo-Stadion in Surabaya (50.000 Zuschauer) bildet unter anderem die Kulisse für die Spiele des indonesischen Teams in Gruppe A. Hauptstandorte der Gruppenspiele (jeweils zwölf) sind die Arenen in Bandung (Si-Jalak-Stadion 27.000 Zuschauer, unter anderem Austragungsort der ersten beiden Partien des deutschen Teams) und Jakarta – in der Hauptstadt Indonesiens beherbergt das International Stadium in der Spitze 82.000 Zuschauer. Die Deutschen absolvieren hier ihr letztes Gruppenspiel gegen Venezuela.

Was die vier Spielorte eint? Sie liegen alle auf der Insel Java. 

(Weitere Informationen, auch generell über Indonesien als „Land der vielen Inseln“, folgen später im Text.)

DAS DEUTSCHE UND DAS INDONESISCHE TEAM

Der deutsche Kader setzt sich weitgehend aus Spielern zusammen, die gemeinsam im Juni in Ungarn den EM-Titel gewonnen haben. Die Achse bilden unter anderem die Fritz-Walter-Medaillen-Gewinner Paris Brunner (Borussia Dortmund), Noah Darvich (FC Barcelona) und Assan Ouédraogo (FC Schalke 04) – sowie Moerstedt selbst als aktuell torgefährlichster Angreifer in den Junioren-Bundesligen.  

Im Kader Indonesiens ist Amar Brkić der einzige in Europa aktive Spieler. Der Großteil des Kaders ist auf Vereinsebene im WM-Gastgeberland am Ball. Eine weitere Ausnahme gibt es noch: Der Halb-Brasilianer Jardim Welber spielt in der U17 des dreimaligen Klub-Weltmeisters FC São Paulo.

WM-FAKTEN

Die erste U17-WM wurde 1985 in China ausgetragen – und von Nigeria gewonnen. Torschützenkönig wurde damals der spätere Bayern-Profi Marcel Witeczek, der mit der Bundesrepublik Deutschland die Silbermedaille gewann (0:2 im Finale). Es war das bis heute letzte Mal, dass eine deutsche Auswahl das Endspiel erreichte, zwei weitere Male stand Deutschland immerhin im Halbfinale und wurde einmal Dritter (2007, als Toni Kroos zum besten Spieler gewählt wurde) und einmal Vierter (1997).

Titelverteidiger ist Brasilien, das vor vier Jahren im Finale im eigenen Land Mexiko mit 2:0 bezwang. 2021 wurde das alle zwei Jahre stattfindende Turnier, das in Peru hätte stattfinden sollen, aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt.

Rekordweltmeister in dieser Altersklasse ist Nigeria, das fünf Mal gewann. Auf die Kontinente verteilen sich die bisherigen 18 WM-Goldmedaillen wie folgt: Afrika (7), Amerika (6), Europa (4), Asien (1).

In der Liste der Spieler, die den „Goldenen Ball“ als bester Akteur erhielten, finden sich neben Kroos einige illustre Namen wie Cesc Fàbregas (2003), Kelechi Iheanacho (2013) oder Phil Foden (2017), Victor Osimhen wurde mit zehn Treffern (Rekord) Torschützenkönig der 2015er-Ausgabe.

Indonesien, das zum ersten Mal überhaupt eine WM in irgendeiner Altersklasse ausrichten darf, ist auch zum ersten Mal überhaupt dabei, für Deutschland ist es die zwölfte Teilnahme.

FUSSBALL IN INDONESIEN

Was kaum jemand weiß: Indonesien ist der erste asiatische WM-Vertreter überhaupt. Bei den Spielen 1938 in Frankreich hieß die Nation allerdings noch Niederländisch-Indien und schied durch ein 0:6 in Reims gegen Ungarn sofort aus. Erst 1945 erlangte der aus 17.508 Inseln bestehende Staat seine Unabhängigkeit vom Königreich der Niederlande und nennt sich seit 1949 Republik Indonesien. Für eine weitere WM-Qualifikation reichte es indes nicht mehr, wie überhaupt der indonesische Fußballverband „Persatuan Sepakbola Seluruh Indonesia“ (PSSI) keine besonderen Spuren in der Geschichte dieser Sportart hinterlassen hat – wenngleich Indonesien mit rund 275 Millionen Einwohnern das viertbevölkerungsreichste Land der Welt ist.

Der PSSI wurde 1930 gegründet und trat 1952 der FIFA bei, rund 700 der geschätzt 10 Millionen Fußballer des Landes sind Profis. Dass es bislang nicht gelungen ist, professionelle Strukturen zu etablieren, hat zig Gründe. Der Staat vereint geschätzt 300 Ethnien, die Hauptstadt Jakarta auf der Insel Java hat mit ihren in der Agglomeration 34 Millionen Einwohnern derart viele andere Sorgen und Probleme, dass im August 2022 auf der Insel Borneo mit dem Bau einer Planstadt begonnen wurde, die den Namen Nusantara tragen, ab 2024 bewohnt und schließlich neue Hauptstadt werden soll.

Importiert wurde der Fußball in die seinerzeitige niederländische Kolonie um 1900 von einem Niederländer, der auf einer englischen Schule mit dem Sport in Berührung gekommen war. Erste Vereine wurden in Padang an der Westküste Sumatras sowie in der damals Batavia genannten Hauptstadt Jakarta gegründet.

Das Interesse der Bevölkerung hält sich jedoch bis heute in Grenzen – zumindest am nationalen Fußball. Die großen europäischen Klubs werden hingegen fieberhaft verfolgt, weshalb Indonesien auch als größter Markt für gefälschte Trikots gilt. 2004 scheiterte der Versuch, eine Profiliga an den Start zu bringen, unter anderem an den hohen Reisekosten für die Teams.

Zu den „großen Klubs“, die jedoch in Europa gänzlich unbekannt sind, zählen PSM aus Makassar, Persija (Jakarta), Persebaya (Surabaya) oder Persib (Bandung). Spieler von internationalem Format hat es in Indonesien nie gegeben. Die Aushängeschilder sind Bambang Pamungkas, der „Bepe“ genannt wurde und es, nunja, immerhin zum niederländischen Drittligisten EHC Hoensbroek schaffte, Kurniawan Dwi Yulianto, der in der Jugend bei Sampdoria Genua kickte und später ein paar Partien in der Schweiz für den FC Luzern bestritt, sowie Harry de Vlugt, der als Sohn niederländischer Eltern in Bandung geboren wurde und 1971 beim SV Meppen landete. Von 1973 bis 1975 absolvierte der Stürmer sogar 27 Bundesliga-Spiele (elf Tore) für Rot-Weiss Essen, für einen indonesischen Klub oder gar die Nationalmannschaft spielte er nie. Aktueller Nationalspieler ist Sandy Walsh vom belgischen Erstligisten KV Mechelen. In Belgien als Sohn eines Iren und einer in den Niederlanden aufgewachsenen Indonesierin geboren, durchlief der Verteidiger die U-Nationalmannschaften der "Oranje". Im Herrenalter hatte er die Wahl aus sechs Landesauswahlmannschaften - und entschied sich im November 2022 für die indonesische.

Apropos Nationalmannschaft. Die „Merah Putih“ (Rot-Weißen) haben selbst bei den Kontinental-Turnieren keine Erfolge vorzuweisen. Nur vier Mal qualifizierten sie sich für die Asien-Meisterschaft, erstmals 1996, letztmals 2007 als Co-Ausrichter (neben Malaysia, Thailand und Vietnam), scheiterten jedoch immer in der Gruppenphase. Die Qualifikation für die WM 1938 schaffte das Land übrigens, ohne ein Spiel zu bestreiten. Der einzige Asien-Gegner Japan trat nicht an, anschließend entschied die FIFA, dass Niederländisch-Indien in Rotterdam ein Playoff-Spiel gegen die USA absolvieren müsse. Die Amerikaner sagten jedoch aus finanziellen Gründen ab.

Reels

Hier geht es zu den Vorschau-Reels mit Max Moerstedt und Amar Brkić.

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