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26.04.2020

Heute vor einem Jahr: Die TSG beim Final Four in Nyon

Kaum zu glauben, aber es ist schon wieder zwölf Monate her: Heute auf den Tag genau vor einem Jahr spielte die TSG Hoffenheim in Nyon/Schweiz das Final Four in der Youth League – mit den Branchengrößen FC Porto, Chelsea FC und FC Barcelona. Chefcoach Marcel Rapp blickt im Gespräch mit achtzehn99.de mit etwas Wehmut auf dieses historische Ereignis zurück.

Marcel, wenn Du Dich zurückerinnerst: Was kommt Dir bei dem Gedanken an Nyon als Erstes in den Sinn?

Marcel Rapp: Enttäuschung.

Aber dass die TSG überhaupt dabei war, war doch ein Riesenerfolg!

Rapp: Natürlich. Und wir sind auch sehr stolz darauf, es als zweite deutsche Mannschaft nach dem FC Schalke 04 überhaupt so weit geschafft zu haben. Dennoch: Es überwiegt die Enttäuschung.

Warum?

Rapp: Weil wir ausgerechnet im Halbfinale gegen den FC Porto (0:3, Anm. d. Red.) nicht unsere beste Leistung abgerufen haben, nachdem wir auf dem Weg nach Nyon wirklich sehr gut performt hatten.

Der FC Porto hat anschließend schließlich die Youth League gewonnen, es war also keine Schande, gegen die Portugiesen zu verlieren…

Rapp: Selbstverständlich nicht. Aber nachdem wir in den Monaten zuvor, sowohl in der Gruppenphase als auch in den K.o.-Spielen, auf höchstem Niveau super mitgespielt hatten, hatten wir uns auch gegen Porto etwas ausgerechnet. Fakt ist: Wir waren an diesem Tag nicht in Top-Form.

In den K.o.-Spielen gab es die heute schon legendäre „Regenschlacht gegen Real“. Was ist noch haften geblieben?

Rapp: Dass wir in allen Spielen als Team besser aufgetreten sind. Wir hatten nicht immer die besseren Einzelspieler und haben auch nicht jede Partie dominiert, aber wir sind als Einheit aufgetreten. Alle sprechen vom Sieg gegen Real, was wirklich ein grandioses Erlebnis war. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir uns gegen zwei ukrainische Mannschaften durchgesetzt haben, Donezk und Kiew, die wenige Wochen später den Großteil des Kaders gestellt haben, der in Polen U20-Weltmeister wurde!

Welcher Gegner hat Dich am meisten beeindruckt?

Rapp: Ich denke, dass Olympique Lyon unfassbar gute Einzelspieler hatte. Der Innenverteidiger Oumar Solet zum Beispiel, der Mittelfeldspieler Hamza Rafia oder der Stürmer Lenny Pintor. Das waren richtig starke Kicker. An Rechtsverteidiger Pierre Kalulu, der beide Spiele gegen uns gemacht hat, ist laut Medienberichten gerade der FC Bayern München dran. Aber mit einer überragenden Teamleistung haben wir vier Punkte gegen sie geholt.

Wer hat Dir beim FC Porto besonders gefallen?

Rapp: Im Spiel gegen uns war der Lockenkopf vorne, Fábio Silva, sehr auffällig. Er hat den Freistoß zum 1:0 rausgeholt und später noch selbst ein Tor geschossen. Nicht umsonst hat der FC Porto ihn in seinen Profi-Kader aufgenommen und seine Ablösesumme auf 125 Millionen Euro festgesetzt. Abwehrchef Diogo Leite war ebenfalls bärenstark. Sie hatten sehr viele sehr gute Einzelspieler, und wir haben als Mannschaft sehr gut lange dagegengehalten.

Nyon war also alles in allem eine Reise wert?

Rapp: Keine Frage! Die Reise hat ihren Sinn mehr als erfüllt, zumal es ja auch außersportliche Highlights gab. Ich denke etwa an das gemeinsame Abendessen in den UEFA-Headquarters am Genfer See, die auch nicht jeder zu Gesicht bekommt. Alle Teams waren im selben Hotel untergebracht, was ebenfalls für ein besonderes Flair gesorgt hat. Der Trip nach Nyon hat unsere Spieler geprägt, für einige wird er ein Karriere-Höhepunkt bleiben.

Dabei warst Du vor der Youth-League-Saison noch skeptisch wegen der Mehrfachbelastung!

Rapp: Ich war nicht der einzige! Wir haben uns Sorgen gemacht, dass die Schule leiden würde und dass die Reisezeit Trainingszeit „frisst“. Im Nachhinein muss ich klar sagen, dass die Skepsis unbegründet war. Die Schule hat in keinster Weise gelitten, und die Duelle auf höchstem Niveau haben die ausgefallenen Trainingszeiten mehr als nivelliert.

Und wie war es für Dich persönlich?

Rapp: Eine sehr intensive Zeit, weil ich parallel die Ausbildung zum Fußballlehrer absolviert habe. Aber die vielen englischen Wochen und die damit verbundenen Gegneranalysen von Spielen auf höchstem Niveau waren sehr gewinnbringend für mich. Es macht mich noch immer stolz, dass wir auf diesem Level mehr als nur mitgespielt haben.

Also sind die Erinnerungen an Nyon schon mit etwas Wehmut verbunden?

Rapp: Es war für alle Beteiligten eine hervorragende Erfahrung. In unserer aktuellen Situation ist jeder Gedanke an den rollenden Ball mit Wehmut verbunden. Wir wünschen uns alles nichts sehnlicher, dass wir wieder Fußball spielen, trainieren und coachen können.

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