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SPIELFELD
22.01.2016

Tobias Strobl über ... Heidelberg.

Tobias Strobl genießt die entspannte Atmosphäre im Heidelberg. Hier wird der
25-Jährige nicht erkannt, auch wenn er mit 72 Bundesliga-Spielen für die TSG
zu den Top 4 des Kaders gehört.

Treffpunkt war die Alte Brücke, Touristenmagnet und eine der zentralen Sehenswürdigkeiten der Heidelberger Altstadt. Rundherum blitzen die Lichter dutzender Kameras, alles wird fotografiert, festgehalten, die Auswärtigen bewegen sich staunend durch die pittoreske Altstadt, die Einheimischen schlendern entspannt durch die Gassen. Tobias Strobl, Bundesligaprofi, Stammkraft der TSG, wird nicht beachtet, nicht
angesprochen, in Ruhe gelassen.

Es ist einer der Gründe, warum das Leben, der Alltag in Heidelberg für den 25-Jährigen so angenehm ist. "Hier kannst du völlig entspannt durch die Stadt laufen, dich ins Café setzen", sagt Strobl. Er lächelt, er genießt das. Schließlich kennt er ja auch die Schattenseite der Prominenz. Ein Jahr lang, in der Saison 2012/2013, spielte der gebürtige Münchner für den 1. FC Köln – und in der Domstadt war das Ausgehen völlig anders. Ihm unbekannte Menschen empfanden es oft als Einladung zum Gespräch, wenn sie ihn erkannten. "Das Privatleben ist eher schwierig in Köln", sagt Strobl. "Hier in Heidelberg könnte ich nackt durch die Fußgängerzone laufen und niemand würde es beachten", sagt Strobl. Vermutlich stimmt das nicht – aber im Zweifel wäre die Zeitungsüberschrift dann nüchtern: "Junger Mann läuft entkleidet durch die Stadt."

Der variabelste Spieler im Kader

Denn Tobias Strobl ist für viele Menschen, auch Fußball-Fans, keiner der omnipräsenten Stars in latent überhitzten Fußball- Business. Tobias Strobl hat sich daran gewöhnt. Ihn drängt es nicht permanent in die Medien, und vor allem: Der sympathische 25-Jährige nimmt sich nicht zu wichtig. Dabei reicht ein Blick auf seine Einsatzstatistik, um zu sehen, wie hoch seine sportliche Wertigkeit ist. Zweieinhalb Jahre schnürt er nach seiner Rückkehr aus Köln nun seine Schuhe für die TSG-Profis. Mehr als 70 Bundesliga-Einsätze stehen auf seinem Konto. Gerade einmal in acht Partien kam er, wenn fit, überhaupt nicht zum Einsatz. Tobias Strobl ist der Unterschätzte.

Bedauert er es denn eigentlich, nicht stärker im Fokus, im Rampenlicht zu stehen? „So lange ich meine Spiele mache, ist es total okay“, sagt Strobl. „Das ist das Wichtigste für einen Sportler wie mich.“ Nun ja, „etwas mehr Anerkennung“, das gibt er doch zu, wünsche er sich hin und wieder schon für seine gewichtige Rolle auf dem Rasen. Doch neben der medialen Zurückhaltung liegt es wohl auch an seiner Flexibilität, die Strobl einerseits sehr wertvoll macht, andererseits aber dafür sorgt, dass er – trotz eindeutiger Bilanzen – öffentlich häufig nicht als unverzichtbarer Bestandteil gesehen wird. Denn Strobl kann auf vielen Positionen spielen, auch in der laufenden Saison spielte er bereits Innenverteidiger sowie Rechtsverteidiger und lief zuletzt im defensiven Mittelfeld auf.

Strobl ist multifunktional ausgebildet, seit er nach der D-Jugend seinen Heimatclub SV Aubing verließ, um sein Glück bei 1860 München zu finden. „In der Jugend ist die Variabilität schon gut“, findet Strobl. „Aber als Profi wäre eine Stammposition schon besser. Denn sonst geht es auch mal schnell vom defensiven Mittelfeld zurück in die Innenverteidigung, rechts raus zum Außenverteidiger und dann schnell ganz raus auf die Bank.“ Das Schicksal droht Tobias Strobl weniger – schließlich wissen alle Trainer, was sie an ihm haben. Der jüngste Trainerwechsel von Markus Gisdol zu Huub Stevens hat Strobl sicher nicht geschadet. Der Niederländer schätzt das stetige Engagement, den Willen Strobls, seinen Teil zum Teamerfolg beizutragen. „Ich bin halt ein Arbeiter“, sagt Strobl ohne Bedauern. „Ich komme über den Kampf, ich bin nicht der Filigrane.“ Er kennt seinen Wert. „Wenn ich hier mit zwei Übersteigern anfange, würden meine Freunde auf der Tribüne die Hände über dem Kopf zusammenschlagen“, sagt der 25-Jährige. „Aber der Trainer weiß: Er kann sich auf mich verlassen.“

Profi-Debüt mit fast 22 Jahren

Denn Tobias Strobl kann sich in eine Aufgabe verbeißen. An Ehrgeiz hat es ihm nie gemangelt. Schon nach der Mittleren Reife setzte er voll auf die Karte „Profi-Fußball“, verzichtete auf eine beruf liche Lauf bahn, obwohl ihn ein Einstieg in die Immobilienbranche gereizt hatte. Strobl glaubte an seine Chance, gab nie auf, auch wenn er bei den Münchner Löwen stets in der unterklassigen Reserve eingesetzt wurde. Nach dem Wechsel in den Kraichgau kam Strobl dann, im Februar 2012, mit fast 22 Jahren zu seinem ersten Profi-Einsatz. Zwei Tage nach der Entlassung von Trainer Holger Stanislawski, der ihn kurz zuvor aus der U23 der TSG zu den Profis geholt hatte. Stanislawski holte ihn dann auch kurz danach über ein Leihgeschäft für eine Saison zum 1. FC Köln. Dort wurde er in der zweiten Liga Stammspieler. Das war sein recht später Durchbruch im Profi-Fußball.

Tobias Strobl ist den langen, schweren Weg gegangen; er hat sich durchgebissen, nun gehört er zum festen Ensemble. In der ersten Saison nach seiner Rückkehr (2013/14) machte er 29 Bundesliga-Spiele, im Spieljahr 2014/15 kam er auf 30 Einsätze. Tobias Strobl trägt die 12 – der zwölfte Mann. Eigentlich passt die Nummer ganz gut zu ihm, auch wenn es eher zufällig war. „Der Zeugwart hat sie mir gegeben – und als junger Kerl machst du da nicht groß den Mund auf.“ Strobl kann sich gut auf Dinge einlassen, sich den Gegebenheiten anpassen – ohne dabei ein Abnicker zu sein. Er hat eine Haltung. „Mein Stellenwert in der Mannschaft ist schon hoch“, sagt der Abwehrspezialist, der zunehmend Qualitäten im Aufbau erkennen lässt. Im Kader ist er schließlich schon ein Routinier. Lediglich vier Kollegen haben mehr Bundesliga-Spiele für die
TSG gemacht. „Meine Meinung wird schon gehört.“

Und Strobl weiß, dass es darauf ankommt, jetzt präsent zu sein. Zu prekär ist die Situation. „Das Ziel ist Klassenerhalt. Punkt“, sagt der Bayer und erklärt, dass es etwas gedauert hat, sich das einzugestehen. „Richtig realisiert haben es alle wohl erst, als Huub Stevens kam“. Seither „weht ein anderer Wind“, sei es insgesamt „etwas strenger“, der Trainer mache auch mal sehr klare Ansagen („Scheiß Ball, Tobi“).

Seit Stevens da ist, „wissen wir, was es heißt, sich den A… aufzureißen, zwei Stunden Vollgas zu geben.“ Für Strobl ist es kein Problem: „Das haben wir in dieser Phase gebraucht.“ Das sei wichtig, aber nicht als Vorwurf an Markus Gisdol zu verstehen. „Aber manchmal muss einfach der Impuls von außen her, um die Mannschaft neu zu erreichen.“ Mit dem Wechsel der Person änderte sich auch das Spielsystem. „Das macht schon einen gewaltigen Unterschied. Zwei Jahre waren wir die Pressing-Maschine, mit wenig Ballbesitz. Jetzt lassen wir den Ball laufen, es geht um sauberen Spielauf bau, darum freie Räume zu suchen und in sie reinzuspielen.“

Entsprechend zäh seien die ersten Einheiten verlaufen, aber inzwischen merke jeder, dass es immer besser würde – und, siehe Hannover, erfolgreich sein kann. „Es geht voran.“ Vor allem nach der Winterpause, mit entsprechender Vorbereitung, soll der Aufwärtstrend weitergehen. Denn die Leistungen zu Saisonbeginn, da ist Strobl ehrlich, waren „teilweise unterirdisch“. Jetzt ist neue Hoffnung entstanden. „Ich habe keinen
Bock abzusteigen“, sagt Strobl, dessen Vertrag bei der TSG am Saisonende ausläuft. Er will diesen Makel nicht in seiner Karriere, er möchte irgendwann auf eine lange und erfolgreiche Bundesliga-Lauf bahn zurückblicken. Von München aus; denn dorthin wird es den „absoluten Familienmenschen“ Strobl irgendwann zurückziehen. „München ist meine Heimat. Da kann keine Stadt mithalten“, sagt Strobl und lächelt. „Nicht einmal Heidelberg.“

Zum Spielerprofil von Tobias Strobl >>

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