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SPIELFELD
13.10.2015

Eduardo Vargas - Suche Heimat, biete Tore

Eduardo Vargas hatte einen perfekten Sommer. Im Juli gewann der Chilene mit der Nationalelf in Santiago die "Copa", er selbst wurde Torschützenkönig der Südamerika-Meisterschaft. Nun will er bei der TSG zeigen, dass er auch im Club Höchstleistungen bringen kann.

Santiago de Chile und Hoffenheim liegen für Eduardo Jesús Vargas Rojas mehr als 12.090 Kilometer auseinander. Die emotionale Distanz zwischen der 5,4-Millionen-Einwohner-Metropole und dem 3.000-Seelen-Dorf ist größer als die geografische, die vergangenen Monate bescherten dem Stürmer Erfahrungen aus verschiedenen Welten.

Nur acht Wochen, nachdem er nach dem Finalsieg gegen den großen Rivalen Argentinien im Estadio Nacional de Chile auf dem Tor sitzend inmitten ekstatischer Fans den Siegerpokal der Copa America in den Nachthimmel reckte, trainiert er nun auf dem Rasen des TSG-Trainingszentrums in Zuzenhausen. Ruhe statt Rummel. Privatsphäre statt Personenkult. Ein maximaler Kontrast, verbunden mit der Ankunft in eine neue Mannschaft und Kultur.

Konzentration auf die Zukunft

Der 25-Jährige ist Neuanfänge gewohnt – und froh über das Abenteuer Bundesliga. "Der Triumph bei der Copa in meinem Heimatland und der Titel des besten Torschützen des Turniers sind das Größte, das ich in meiner Laufbahn bisher erreicht habe. Aber nun konzentriere ich mich auf die Zukunft, ich will meine Leistungen in Hoffenheim bestätigen."

Der Einstieg verlief für ihn viel versprechend. Bei seinem ersten Auftritt in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena gegen Werder Bremen benötigte er nur drei Minuten, um das erste Tor in seiner neuen Heimat zu erzielen. Und dennoch ist seine Zurückhaltung nicht gespielt. Zwar sorgen die flächendeckenden Tattoos und der muskulöse Oberkörper für eine selbstbewusste Erscheinung, Vargas' Auftreten seit der Ankunft bei der TSG hat aber auch durchaus demütige Züge. Keine vollmundigen Kampfansagen oder Versprechungen – Vargas konzentriert sich allein auf die Arbeit auf dem Rasen. Dort will er zeigen, dass er auch fern der Heimat konstant für Furore sorgen kann.

Rastlose Jahre im Ausland

Denn so geradlinig seine Laufbahn in Südamerika verlief, so sehr kennzeichneten Umleitungen seine Karrierepfade in Europa. Die TSG ist bereits der vierte Anlauf, nachdem die Ausflüge in die drei anderen Top-Ligen nicht den erhofften Erfolg brachten. Vargas erreichte selten die Form, die ihn im Nationalteam zu einem Star in Südamerika machten. Nach seinem Wechsel im Jahr 2012 für einen zweistelligen Millionenbetrag von CF Universidad de Chile zum SSC Neapel begann die Odyssee, die ihn mit einem Zwischenstopp bei Gremio Porto Alegre in Brasilien zum spanischen Topclub FC Valencia und zu den Queens Park Rangers nach England führte. Ein Leben auf der Durchreise.

Der Angreifer blickt mit gemischten Gefühlen auf die rastlosen Jahre zurück. Von Ortswechseln hat er genug. "Mir würde es auch gefallen, lange in einem Team zu spielen. Aber als ich nach Neapel kam, machte ich keine guten Erfahrungen. Da wollte ich weg. In Valencia habe ich gut gespielt, aber der Club hatte nicht genug Geld, mich zu verpflichten. Dann wurde ich nach England verliehen und verletzte mich. Bei der Copa war ich dann aber wieder richtig gut drauf – und jetzt bin ich hier." 

Wohnungssuche beendet

Nach einigen Wochen im Hotel hat er nun eine Wohnung in Heidelberg gefunden. Die Umgebung gefällt ihm, auch wenn sie "anders ist, als alle Orte, in denen ich bislang gewohnt habe".
Sein deutscher Wortschatz ist noch auf Begriffe wie "Hallo" und "Danke" beschränkt und die Sprache für ihn "muy dificil" – sehr schwierig eben. Aber die Eingewöhnung geht voran, allein fühlt er sich nicht, zumal seine Familie mit ihm in den Kraichgau gekommen ist. Mit seiner Frau und Tochter hat er Heidelberg schon per Fahrrad erkundet. "Ich genieße das", sagt er.

Innerhalb der Mannschaft verläuft der Integrationsprozess ebenfalls positiv. Da Vargas kaum englisch spricht, helfen Betreuer César Thier und Kevin Kurányi als Übersetzer. Die sportlichen Barrieren sind ohnehin geringer als die sprachlichen. Der Spielstil der so erfolgreichen Rojablanca ist mit dem der neuen Welt kompatibel: "Wie im Nationalteam wird hier bei Ballverlusten sofort umgeschaltet und der Ball zurückerobert. Die ganze Mannschaft arbeitet zusammen für die Defensive. Ich habe diese Spielweise verinnerlicht und bin daran gewöhnt", sagt Vargas, der auf allen offensiven Positionen einsetzbar ist. Der Erfolg bei der Copa verleiht dem WM-Teilnehmer von 2014 zusätzlichen Rückenwind. Vargas will es beim erneuten Gastspiel besser machen, als bei den bisherigen Stationen seiner Europa-Tournee.

"Das blaue Genie"

In seiner Heimat war das stets der Fall, die Entfaltung seiner Fähigkeiten führte sogar zu einer speziellen Ehre: In seiner Gemeinde Renca, einem sozialschwachen Stadtteil im Norden der Hauptstadt Santiago, wurde bereits 2011 eine Straße nach dem "berühmten Sohn der Kommune" benannt. Eine "besondere Freude" für Vargas, dem die Fans zudem zahlreiche Spitznamen schenkten. Zu Beginn seiner Karriere etwa "La joyita chilena" – das chilenische Schmuckstück. Oder auch aufgrund seiner Schnelligkeit schlicht "Turboman".

Vargas selbst gefällt die schlichte Abkürzung "Edu" am besten, einen Namen würde er aber auch in Hoffenheim gern wieder hören: "el genio azul" – das blaue Genie. Ein Ehrentitel, den ihm die Fans von Universität de Santiago verliehen, als Vargas den Club 2011 zum Gewinn der Copa Sudamericana schoss, dem Pendant zur Europa League. Wie damals bei "La U" spielt Vargas nun erneut in blauen Trikots – und hofft auf eine ähnlich erfolgreiche Zeit: "Den Namen habe ich in Europa nicht mehr gehört. Blaue Trikots haben mir immer viel Glück gebracht. Es wäre schön, wenn ich dem Namen wieder gerecht werden könnte."

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