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U23
07.04.2021

„Hoffe zwo“-Serie (20): Meris Skenderović, der Stehauf-Typ

TSG Hoffenheim II, U23 oder einfach nur „Hoffe zwo“ – der Unterbau unseres Bundesliga-Kaders hat viele Bezeichnungen, aber nur ein Ziel: den TSG-Talenten beim Sprung von den Junioren zu den Senioren den letzten Schliff zu verpassen. In den „U23-Wochen“ blicken wir auf ehemalige wie aktuelle „Hoffe zwo“-Protagonisten und denkwürdige Ereignisse. Heute: Stürmer Meris Skenderović im Porträt.

Eine Fußballerkarriere ist selten frei von Rückschlägen. Das weiß auch Meris Skenderović. Der 23-jährige Stürmer der U23 war in seiner Jugendzeit ein gefürchteter Torjäger und ist auch aktuell ein vielsprechender Angreifer. Sowohl im Junioren- als auch im Seniorenbereich hatte er aber auch Enttäuschungen zu verkraften. Doch Skenderović ist immer wieder aufgestanden und zurückgekommen. So wie im Sommer, als er nach einem Tiefschlag bei seiner Leihstation in Jena zurück zu seinem Herzensverein nach Hoffenheim kam. Doch der Reihe nach.

Zum ersten Mal gegen einen Ball trat Skenderović in Mannheim-Lindenhof: Angesteckt durch den fußballbegeisterten Vater und großen Bruder wollte der kleine Meris schon bald auch im Verein spielen. Also ging er zum Training seines Stadtteilvereins, des MFC 08 Lindenhof. „Ich weiß nicht mehr genau warum, aber ich hatte danach keine Lust mehr und bin erst mal nicht mehr hingegangen“, erinnert sich Skenderović.

Zwei Jahre in der U12

Doch das Kicken auf dem Bolzplatz machte ihm weiter Spaß und zwei Jahre später fing er dann doch wieder beim MFC an. Bei einem Hallenturnier in Mannheim-Vogelstang wurden schon bald Scouts der TSG auf den Torjäger aufmerksam. So fand sich Skenderović – nur zwei Jahre nachdem er mit Vereinsfußball angefangen hatte – im Frühjahr 2008 zusammen mit 300 anderen Kindern bei einem Sichtungstraining in Zuzenhausen wieder.

Als einer von 18 Jungs wurde er genommen. 2008 gab es aber noch kein Kinderperspektivteam für die Jahrgänge U9 bis U11. So spielte Skenderović als 1998er-Jahrgang schon bei den 1997ern in der U12 mit. „Mit Lindenhof hatten wir bei einem Turnier schon mal gegen die Breitensport-E-Jugend der TSG gespielt und sogar gewonnen. Ich dachte zuerst, dass das dann meine Mannschaft sein würde“, erinnert sich Skenderović. Doch auch mit Talenten aus der ganzen Region konnte der Torjäger gut mithalten. „Die erste Mannschaft spielte da noch zweite Liga. Es war also alles noch nicht ganz so groß wie heute. Aber ich wusste schon damals, dass es eine große Chance für mich war.“

Meister in der U14 und U15

Zusammen mit den anderen 98er-Talenten wie etwa Dennis Geiger oder ab der U15 auch Robin Hack feierte Skenderović in den folgenden Jahren zahlreiche Erfolge. „Mit Wolfgang Heller sind wir 2013 mit der U14 Oberliga-Meister geworden. Das war ziemlich überraschend, weil wir ja fast nur gegen ältere Gegner gespielt haben. Im Jahr darauf haben wir dann in der U15 mit Frank Fröhling gleich wieder die Meisterschaft geholt – und ich wurde Torschützenkönig. Das waren tolle Jahre.“

In der Folgesaison durfte Skenderović als U16-Spieler bereits bei der U17 mitspielen. Doch im Winter teilte Trainer Jens Rasiejewski ihm mit, dass er zunächst einmal wieder einen Schritt zurück in die U16 machen sollte. „Für mich war das ein erster kleiner Knick, weil es sich in dem Moment angefühlt hat, als wäre ich gescheitert.“ Doch bei seinen Jahrgangsgenossen in der U16 spielte Skenderović eine starke Rückrunde und von seinem Trainer Marcel Rapp fühlte sich der Stürmer gut gefördert. „Er hat mich in diesem halben Jahr extrem unterstützt. Dadurch bin ich schnell aus meinem kleinen Tief rausgekommen.“

Torschützenkönig in der U17 und U19

Es folgte mit 30 Treffern in 26 Spielen eine überragende Torquote, die Skenderović zum Torschützenkönig machte, und die Vize-Meisterschaft für ihn und sein Team in der U17-Bundesliga Süd/Südwest. Ein Jahr später sollte es in der U19 mit der Süddeutschen Meisterschaft klappen. Wieder hatte der Stürmer mit 19 Saisontoren großen Anteil am Erfolg seines Teams und war gemeinsam mit Moritz Heinrich von 1860 München bester Torschütze. Die letzten entscheidenden Spiele verpasste der Torjäger jedoch wegen eines Faserrisses. „Vor dem Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft war ich schon wieder fit, aber dann ist die Verletzung wieder aufgebrochen und ich habe die Spiele gegen Werder Bremen und das Finale gegen Dortmund verpasst. Das war sehr ärgerlich und ich war sehr traurig.“

Trotz dieser Enttäuschung machte Skenderović in der U19 große Fortschritte. „Ich habe damals viel individuell mit Romeo Wendler trainiert, um meine Abschlüsse zu verbessern. Das hat mir sehr geholfen. Auch das anspruchsvolle Training unter Julian Nagelsmann hat mich weitergebracht.“

U17-WM-Teilnahme in Chile

Die starken Leistungen hatten Skenderović in der Zwischenzeit zum deutschen Junioren-Nationalspieler gemacht. Für die U16- und die U17-Auswahl des DFB absolvierte der Stürmer Länderspiele. Mit der U17 reiste er sogar zur Weltmeisterschaft nach Chile. „Solch ein Turnier auf einem anderen Kontinent zu spielen – davon träumt jeder Fußballer. Von daher habe ich die Wochen in Chile sehr positiv in Erinnerung, auch wenn wir im Achtelfinale gegen Kroatien ausgeschieden sind.“

Nachdem auch im zweiten U19-Jahr die Leistung und mit 16 Toren in 20 Spielen ebenso die Torquote stimmte, erhielt Skenderović gegen Ende seiner Jugendzeit bei der TSG einen Profivertrag. „Ich hatte zuvor schon mal in einer Länderspielpause bei den Profis mittrainieren dürfen und da habe ich es ganz gut gemacht. Als ich dann aber 2017 in die Sommervorbereitung eingestiegen bin, war es schon eine extreme Umstellung. Das war nicht immer einfach.“

Profidebüt in der Europa League

Obwohl Skenderović von seinem Trainer, der abermals Julian Nagelsmann hieß, positives Feedback zu seinen Trainings- und Testspielleistungen bekam, war die Konkurrenz zu groß. „Sandro Wagner, Mark Uth, Serge Gnabry, Andrej Kramarić und Ádám Szalai waren die anderen Stürmer im Kader. Da habe ich schon gemerkt, dass ich noch etwas Zeit brauche, um auf deren Niveau zu kommen.“

Also sammelte Skenderović Spielpraxis in der U23. Beim Europa-League-Spiel gegen Ludogorez Rasgrad aus Bulgarien feierte er dann aber doch sein Profidebüt. „In dem Spiel durften ja einige junge Spieler ran und wollten unbedingt etwas zeigen. Es war für mich schon etwas ganz Besonderes, auf diesem Niveau zu spielen.“

Emotionaler Höhepunkt für Montenegros U21

In der Zwischenzeit war Skenderović nach der deutschen auch für die Junioren-Nationalmannschaft Montenegros aufgelaufen. Das Heimatland seiner Eltern hatte ihn für die U21 nominiert und Skenderović nahm die Einladung an. Der Präsident des montenegrinischen Fußballverbands, Dejan Savićević, hatte persönlich bei Skenderovićs Vater angerufen. Dem Lockruf einer Legende des jugoslawischen Fußballs, die mit AC Mailand 1994 die Champions League und mit Roter Stern Belgrad 1991 den Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte, konnte und wollte die Familie nicht widerstehen. „Ich kannte dort zwar niemanden, aber habe mich schnell wohlgefühlt“, sagt Skenderović, der mit seinen Eltern schon als Kind immer auch Serbokroatisch gesprochen und somit keine Sprachbarriere zu überwinden hatte.

Insgesamt 15 U21-Länderspiele stehen in Skenderovićs Vita. Eines hat der 22-Jährige besonders in Erinnerung: Gleich bei seinem zweiten Einsatz traf er in der EM-Qualifikation in Troyes auf Frankreich mit Spielern wie Benjamin Pavard (heute Bayern München), Moussa Dembélé (Atlético Madrid), Tanguy Ndombélé (Tottenham Hotspur), Abdou Diallo (Paris Saint-Germain) oder Lucas Tousart (Hertha BSC). Kurz vor der Halbzeit ging Montenegro jedoch in Führung. Der Torschütze: Meris Skenderović. „Das war der Wahnsinn! Wahrscheinlich das emotionalste Tor meiner bisherigen Karriere.“

Erfolgreiche Leihstation in Österreich

Auch im Verein lief es ordentlich, denn bei der U23 kam Skenderović in der Regionalliga Südwest regelmäßig zum Einsatz – und er traf. Dennoch wollte der Angreifer im Winter 2018/19 mehr. Das Abitur hatte er mittlerweile in der Tasche, und so entschied er sich nach zehn Jahren bei der TSG für eine Leihe in die österreichische Bundesliga zum TSV Hartberg. Bis dahin hatte er noch in seinem Elternhaus in Oftersheim gewohnt, wohin die Familie gezogen war, als Meris 15 Jahre alt war. Nun war er als 20-Jähriger in der Steiermark erstmals auf sich allein gestellt. „Das hat mir gutgetan, weil ich dadurch eigenständiger wurde“, sagt Skenderović.

Nicht nur privat, auch sportlich verbucht der Torjäger die Station in Österreich als Erfolg – obwohl er nur auf wenige Einsätze kam. „Mit Markus Schopp hatte ich einen extrem guten Trainer, der im Abstiegskampf leider mehr auf erfahrene Spieler setzen musste. Aber die österreichische Liga ist für junge Spieler sehr gut geeignet. Deshalb bereue ich dieses halbe Jahr keinesfalls.“

Enttäuschendes Ende in Jena

Es folgte die nächste Leihstation. Diesmal in Deutschland, in der dritten Liga, beim FC Carl Zeiss Jena. Ein schwieriges Jahr für den Klub, der am Ende sang- und klanglos abstieg, und für Skenderović, der sich mehr Spielzeit versprochen hatte. „Ich hatte in dieser Saison vier verschiedene Trainer und habe immer mal gespielt, dann saß ich wieder auf der Bank, dann habe ich wieder gespielt. Es war ein Auf und Ab. Das hat mich am Ende sehr verunsichert.“

Als der Abstieg feststand, wurden die Spieler, deren Verträge zum Saisonende ausliefen und mit denen nicht für die Regionalliga geplant wurde, aussortiert. Darunter auch Skenderović. „Das war sehr enttäuschend, denn ich war topfit aus der Corona-Pause herausgekommen und wollte unbedingt zeigen, was ich kann.“

Durch Verletzung kurzzeitig aus dem Tritt gekommen

Doch auch diesen Rückschlag steckte der Stürmer weg. Mit der Zeit hatte Skenderović gelernt, Enttäuschungen zu verarbeiten. „Am Anfang nimmt mich so etwas schon immer mit, aber ich weiß mittlerweile, dass das immer nur Phasen sind und es auch wieder bergauf geht.“

So auch in der aktuellen Saison, für die Skenderović wieder zu seinem Verein zurückgekehrt ist. Als fester U23-Spieler. Mit dem Saisonverlauf ist er nur bedingt zufrieden. „Für mich persönlich hat es ganz gut angefangen. Ich habe eine ordentliche Vorbereitung gespielt und dann auch gute erste Spiele gemacht. Aber wir haben uns insgesamt oft schwergetan und im Herbst hat mich dann eine hartnäckige Sehnenentzündung aus dem Tritt gebracht.“

Erfahrung im Abstiegskampf

Der nächste kleine Rückschlag also, aber Skenderović wäre nicht Skenderović, wenn er nicht schnell zurückkommen würde. „Seit der Rückrunde fühle ich mich wieder viel besser und will der Mannschaft unbedingt helfen, da unten rauszukommen.“ Als einer der wenigen U23-Spieler hat Skenderović bereits Erfahrung im Abstiegskampf gesammelt. „In Jena und Hartberg habe ich mitbekommen, dass man jedes Spiel wie ein Finale angehen muss.“

Skenderović ist überzeugt, dass sich am Ende die spielerische Klasse bei „Hoffe zwo“ durchsetzen und der Klassenerhalt gelingen wird. Es wäre ihm eine Herzensangelegenheit. „Ich bin jetzt schon fast 13 Jahre bei der TSG – mehr als mein halbes Leben. Ich weiß, was ich dem Verein zu verdanken habe.“ Doch auch der Verein hat zu danken: für bis heute mannschaftsübergreifend 76 Tore in 123 Spielen seit der U17. Meris Skenderović hat in Hoffenheim Spuren hinterlassen.

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