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U23
10.03.2021

„Hoffe zwo“-Serie (12): Als der Bruchweg überrollt wurde

TSG Hoffenheim II, U23 oder einfach nur „Hoffe zwo“ – der Unterbau unseres Bundesliga-Kaders hat viele Bezeichnungen, aber nur ein Ziel: den TSG-Talenten beim Sprung von den Junioren zu den Senioren den letzten Schliff zu verpassen. In den „U23-Wochen“ blicken wir auf ehemalige wie aktuelle „Hoffe zwo“-Protagonisten und denkwürdige Ereignisse. Heute: Der Rückblick auf einen Saisonstart nach Maß am Mainzer Bruchweg.

Die Lust auf Fußball war, wie immer am Ende einer langen Sommervorbereitung, groß. Hinzu kam, dass „Hoffe zwo“ nach der Regionalliga-Reform und der Erweiterung von drei auf fünf Staffeln in der neu geschaffenen Südwest-Gruppe auf viele neue Gegner traf. So auch gleich am ersten Spieltag 2012/13 – und das in einem Stadion, das ein Jahr zuvor noch Austragungsort für Bundesliga-Begegnungen war: Der Bruchweg in Mainz, wo nun die zweite Mannschaft der 05er ihre Partien absolvierte.

Es war das erste Aufeinandertreffen dieser beiden U23-Teams, da die Mainzer zuvor in der West- und die Hoffenheimer in der Süd-Staffel zu Hause waren. FSV-Coach Martin Schmidt war damals noch ein Unbekannter. Dass er drei Jahre später Cheftrainer der Bundesligamannschaftsein würde, hat der heutige Sportdirektor damals höchstens hoffen, aber nicht wissen können. So wie sein Gegenüber Frank Kramer zwar wusste, eine ordentliche Truppe beisammen zu haben, aber auch nicht ahnen konnte, dass gleich drei seiner Spieler mal auf über 100 Bundesliga-Einsätze kommen würden.

Herdling-Experiment geglückt

Die Testspielergebnisse der Hoffenheimer waren durchwachsen, aber immerhin: Die Generalprobe im Elsass gegen den französischen Drittligisten SF Colmar hatte das Team um Kapitän Kai Herdling mit 2:1 gewonnen. Und die Startelf hatte es durchaus in sich: Neben dem erfahrenen Herdling liefen der belgische U21-Nationaltorwart Koen Casteels und die beiden Neuzugänge Vincenzo Grifo im linken Mittelfeld sowie Michael Gregoritsch als einzige Sturmspitze auf. Dazu Denis Thomalla, Andreas Ludwig und Robin Szarka, die allesamt im weiteren Verlauf ihrer Karrieren auch Bundesliga-Partien für die TSG bestreiten sollten.

Schmidt schickte eine junge Truppe ins Rennen, deren Altersdurchschnitt durch den 32-jährigen Elkin Soto auf 20,5 gehoben wurde. Für den Kolumbianer, der in neun Jahren Mainz knapp 200 Pflichtspiele für den FSV absolvierte, war es der erste Auftritt in der U23. Und zugleich der letzte. Auch er wurde von der Tatsache überrascht, dass der als Neuner oder offensive Mittelfeldspieler bekannte Herdling plötzlich als Doppelsechser neben Neuzugang Denis Streker auftauchte. „Kai hat sein Laufpensum gegenüber dem Vorjahr verbessert und kann den Jungs von hinten viel mehr helfen als auf der Zehn“, begründete Kramer sein Experiment.

Soto und die Mainzer Youngster, darunter der spätere TSG-Stürmer Lucas Röser, wurden in den 90 Minuten überrollt. Hätte ein Einbahnstraßenschild am Spielfeld gestanden, hätte es wohl niemanden verwundert. Gregoritsch nach Zuspiel Thomalla und Ludwig per abgefälschtem Freistoß hatten die Weichen schon nach 17 Minuten auf „Auftaktsieg“ gestellt.

Ernüchterter Martin Schmidt

„Wir haben heute eine Lehrstunde in Sachen Umschaltverhalten und Effizienz vor dem Tor erhalten“, stellte Schmidt nach der Partie ernüchtert fest. „Wir wollten dann einfach nur noch ohne weiteren Gegentreffer durchkommen. Selbst das ist uns nicht gelungen.“ Nach dem Wechsel schraubten Ludwig und Thomalla, jeweils nach Herdling-Vorarbeit, sowie Szarka, der 05-Keeper Yannik Dauth mit einem trockenen Linksschuss tunnelte, das Ergebnis auf 5:0.

Die Partie wirkte berauschend. „Hoffe zwo“ spielte aus einem Guss und wirkte an diesem Tag unbesiegbar. „Klar war das ein Start nach Maß“, war Kramer mit diesem Auftritt auch zufrieden, schob jedoch pflichtbewusst hinterher: „Aber ich habe schon noch einige Dinge gesehen, an denen wir arbeiten müssen.“ Verfrühter Euphorie schob der angehende Fußballlehrer also sofort den Riegel vor. „Wir können uns nach fünf oder zehn Spielen darüber unterhalten, ob wir einen guten Saisonstart hingelegt haben.“

Am darauffolgenden Wochenende bezwang die U23 zu Hause den FC Homburg und holte auch sieben Tage später bei Eintracht Frankfurt II drei Zähler. Endergebnis jeweils 5:0.

1.FSV Mainz 05 II – TSG 1899 Hoffenheim II 0:5 (0:2)
Mainz:
Dauth – Kalig, Kramer (46. Kärcher), Roßbach, Schmitt (67. Darcan), Schneider, Hoilett, Jeffrey, Soto (76. Müller), Knopp, Röser.
Hoffenheim: Casteels – Conrad, Jensen, Szarka, Thesker, Grifo (57. Schön), Ludwig (67. Schäfer), Streker, Gregoritsch, Herdling, Thomalla (67. Chabbi).
Tore: 0:1 Gregoritsch (6.), 0:2 Ludwig (17.), 0:3 Ludwig (50.), 0:4 Thomalla (61.), 0:5 Szarka (88.). Zuschauer: 430. Schiedsrichter: Steffen Rabe (Simtshausen). Karten: Gelb für Knopp, Darcan / Jensen.
Mainz, Stadion am Bruchweg, 4. August 2012

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