Alle Ergebnisse TSG eSPORTS TSG IST BEWEGUNG TSG Radio
FRAUEN
20.06.2023

Fabienne Dongus: Jeden Tag neu motiviert

10 Jahre Bundesliga, Spielführerinnen im Fokus: 172 Spiele bestritt Fabienne Dongus in den vergangenen zehn Jahren für die TSG in Deutschlands höchster Spielklasse. Die 29-Jährige ist damit Hoffenheims Bundesliga-Rekordspielerin, sie entwickelte sich im Kraichgau zur Nationalspielerin und trägt bei der TSG seit drei Jahren die Kapitänsbinde. Und auch nach bereits sehr erfolgreichen Jahren setzt die Mittelfeldspielerin ihren Weg in Hoffenheim jeden Tag mit neuer Motivation fort.

Hallo Fabi, zehn Jahre spielt die TSG mittlerweile in der Bundesliga und auch für dich ist es das zehnte Jahr. Wie würdest du deinen bisherigen Weg in Hoffenheim beschreiben?

„Ich würde sagen, dass er recht erfolgreich war. Wir haben uns im sportlichen Bereich immer die richtigen Ziele gesteckt und die Maßnahmen getroffen, um diese erreichen zu können. So haben wir uns fußballerisch Jahr für Jahr weiterentwickelt. Auch jede einzelne Spielerin hat hier die Möglichkeit bekommen, sich zu entwickeln. Ich wusste für mich persönlich immer, dass ich hier den für mich besten Weg gehen kann, um mein Potenzial auszuschöpfen. Dazu kommt, dass ich mich von Tag eins an und noch bis heute sehr wohlfühle. Es gab zwar immer wieder kleinere und größere Veränderungen, aber wir haben es durch das familiäre Umfeld jedes Mal geschafft, eine sehr, sehr schöne Atmosphäre zu schaffen.“

Du hast unglaubliche 172 Bundesliga-Spiele für die TSG absolviert, bist damit auch mit großem Abstand Hoffenheims Rekordspielerin in der höchsten Spielklasse. Gibt es für dich ein absolutes Highlight-Spiel, das dir immer in Erinnerung bleiben wird?

„Auf jeden Fall. Beispielsweise das Spiel in München in unserem ersten Bundesliga-Jahr. Wir haben 3:2 gewonnen und uns damit den Klassenerhalt gesichert. Ich glaube, Mana [Iwabuchi] und Tine [Schneider] haben die Tore geschossen. Das war auch meine erste Busfahrt, auf der es richtig laut war und viel gesungen wurde. Ein paar Jahre später haben wir unser letztes Saisonspiel in München mit einer Abschlussfahrt verbunden. Bayern war schon Meister, wir waren schon gesichert. Wir sind freitags schon nach München gefahren und waren feiern, haben am Samstag noch eine Rafting-Tour gemacht und am Sonntag war das Spiel. Das darf man eigentlich niemandem erzählen, heute ist sowas auch unvorstellbar. Aber wir haben am Ende 1:1 gespielt und danach mit dem FC Bayern die Meisterschaft gefeiert. Gerne erinnere ich mich auch an den 3:2-Erfolg in München, als wir nach einem 0:2-Rückstand noch zurückgekommen sind und damit auch die Champions League-Qualifikation so gut wie klargemacht haben. In dieser Saison waren die beiden Spiele gegen Wolfsburg ganz besonders. Das Hinspiel durften wir erstmals in der PreZero Arena austragen, das Rückspiel haben wir dann mit 2:1 gewonnen. Eine Begegnung wird mir sicherlich auch in Erinnerung bleiben – aber definitiv negativ. Und zwar das Heimspiel gegen Potsdam in der vergangenen Saison. Ich bin nach einem Kung Fu-Kick mit glatt rot vom Platz geflogen, wir haben das Spiel verloren und damit im Grunde den dritten Tabellenplatz verspielt.“

Seit drei Jahren führst du das Bundesligateam der TSG als Kapitänin aufs Feld und bist damit in die Fußstapfen von Susanne Hartel, Martina Moser, Stephanie Breitner und Leonie Pankratz getreten. Inwiefern haben dich deine Vorgängerinnen in deinem Führungsstil geprägt?

„Als ich nach Hoffenheim kam, war Susi die Kapitänin. Es gab eine klare Hierarchie, aber das ist gar nicht negativ gemeint. Sie war einfach eine Autoritätsperson, vor der man definitiv Respekt hatte. Aber sie hat sich mit jedem gut verstanden, war total offen, hat immer gelacht und war lustig. Wenn etwas nicht gepasst hat, hat sie es einem aber auch direkt gesagt. Auch bei Mosi waren die Hierarchien sehr klar. Die jungen Spielerinnen mussten die Tore tragen, da hat man schon gespurt. Sie hat sehr viel eingefordert, aber man konnte es auch sehr gut mit ihr haben. Mosi hat sehr viel für den Verein getan, war sehr zielstrebig und professionell. Und ich glaube das war auch ein Teil der Erfolgsgeschichte in Hoffenheim. Man brauchte Kapitäninnen, die Professionalität vorgelebt haben. Ich war damals 18 Jahre alt und hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung. Es brauchte Spielerinnen, die die Richtung vorgeben.“

Hat sich die Rolle der Kapitänin mit der fortschreitenden Professionalisierung verändert? 

„Ja, Steph war dann schon ein ganz anderer Typ. Sie hat sehr darauf geachtet, dass es allen gutgeht, dass sich alle wohlfühlen. Ich glaube, manchmal wollte sie auch ein bisschen zu viel. Wir hatten damals noch nicht so ein funktionierendes Team wie heute, in dem jede Verantwortung übernimmt. Sie hatte es nicht ganz leicht. Ein Jahr später wurde dann Leo Kapitänin, von ihr habe ich sehr viel gelernt. Natürlich auch, weil ich dann erstmals zweite Spielführerin war und in diese Rolle hineinwachsen musste. Erst dann habe ich gesehen, was wirklich dazugehört, Kapitänin zu sein. Und das, obwohl sich immer mehr Führungsspielerinnen herauskristallisiert haben, die schon lange im Verein waren und ebenfalls ehrgeizig ihre Ziele verfolgt haben. Leo war auf dem Platz ein absolutes Vorbild, es war unglaublich, was sie Spiel für Spiel abgerissen hat. Ich habe definitiv von ihr mitgenommen, dass man 90 Minuten Leidenschaft zeigen muss. Leo hat auch immer eine klare Meinung gehabt und diese vertreten. Sie hat mir auch irgendwann gesagt, dass man es in einer Mannschaft nicht immer allen Recht machen muss. Ich bin aber ein Typ, der sehr gerne Harmonie hat, deshalb fällt mir das noch heute schwer.“

Wie würdest du dein persönliches Erfolgsrezept einer Kapitänin beschreiben?

„Ich finde es sehr wichtig, auf dem Platz als Vorbild voranzugehen. Außerdem stehen natürlich ein paar organisatorische Dinge oder auch Medientermine an, auch da sollte man als Beispiel vorangehen. Mein Ziel ist es immer, dass es nicht so viele Nebengeräusche gibt. Ich bin aber jemand, der mir Dinge eher mal ein, zwei Wochen anschaut und dann reflektiert das Gespräch sucht, beispielsweise mit dem Trainerteam. Ich glaube, das funktioniert ganz gut. Auch weil wir es als gesamte Mannschaft ganz gut hinbekommen, dass jeder seinen Teil dazu beiträgt, dass alles läuft.“

In den vergangenen Jahren hast du dich als Dreh- und Angelpunkt im defensiven zentralen Mittelfeld etabliert. Dabei warst du früher eigentlich Stürmerin?

„In Sindelfingen habe ich mit meiner Zwillingsschwester Tamar noch auf der Doppelsechs gespielt. In Hoffenheim ist Tamar dann direkt in die Innenverteidigung gerutscht, ich bin vorerst im Mittelfeldzentrum geblieben. Allerdings gab es dann eine Saison, in der wir im Angriff verletzungsbedingt einen Engpass hatten. Und nachdem ich in einem Testspiel gegen eine unterklassige Mannschaft fünf Tore geschossen habe, war ich plötzlich Stürmerin. In der Bundesliga habe ich dann aber nur drei Treffer erzielt. Und als Nici [Nicole Billa] zu uns kam, bin ich wieder nach hinten gerückt.“

Mit deinen Leistungen hast du dich auch in den Fokus der Nationalmannschaft gespielt und im April 2021 dein Debüt gefeiert. Was hat dir dieser Erfolg bedeutet?

„Ich habe da nie so richtig draufhingearbeitet, sondern es kam irgendwie alles mit der Entwicklung der TSG, die ich jahrelang mitgegangen bin. Hier im Verein wurde sehr akribisch gearbeitet und ich habe viel Zeit in den Fußball investiert. Die Nationalmannschaft war dafür dann für mich eine Belohnung. Ich habe als Kind in jedes Freundebuch geschrieben, dass ich Profi-Fußballerin werden möchte, und mit dem ersten Länderspiel hatte ich das dann irgendwie geschafft. Das war schon Gänsehaut, und ich habe an die kleine Fabienne zurückgedacht, die davon geträumt hat. Ich weiß aber auch um meine Rolle in der Nationalmannschaft. Auf meiner Position gibt einfach sehr viel Qualität und es wird schwer, wieder dabei zu sein. Die Erfahrungen waren trotzdem immer schön, auch das Feedback der Bundestrainerin. Sie hat mir gesagt, dass sie um meine Stärken weiß und dass sie weiß, dass sie auf mich zählen kann, egal gegen welchen Gegner sie mich reinbringt. Und genau dafür möchte ich auch stehen, deshalb war das für mich ein sehr schönes Feedback. Ich bin keine Weltklassespielerin, aber man weiß, was man bei mir kriegt.“

Du bist Stammspielerin in der Bundesliga, hast in der Champions League gespielt und durftest dich im Nationalteam beweisen. Was steht noch auf deiner To-Do-Liste für die Zukunft?

„Wenn man das so hört, hat man irgendwie schon echt viel erreicht. Ich denke über sowas gar nicht so sehr nach. Und ja, eigentlich gibt es gar nicht mehr so viel, was man noch erreichen kann. Ein Ziel ist auf jeden Fall noch das Pokalfinale. Und ein Highlight wäre sicher auch eine EM oder eine WM, aber ich finde es zu vermessen zu sagen, dass ich bei so etwas dabei sein will. Trotzdem habe ich jeden Tag die Motivation, mich zu entwickeln und auch die Spielerinnen um mich herum besser zu machen. Wenn ich beispielsweise an Linette [Hofmann] denke, die nach einem schweren Start ein wirklich richtig gutes halbes Jahr gespielt hat und der ich versucht habe, mit ein paar Gesprächen weiterzuhelfen. Das ist mir glaube ich ganz gut gelungen und ist für mich wirklich eine große Motivation. Aber ich glaube, wenn ich irgendwann mit dem Fußball aufhöre, kann ich in jedem Fall auf eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit zurückblicken.“

Jetzt Downloaden!
Seite Drucken nach oben