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12.04.2020

Historische Spiele (7): Schmerzhaftes Treffen mit einem späteren Weltstar

Ein Wochenende ohne Spielberichte ist irgendwie seltsam. Leider wird sich das vorerst nicht ändern. Auf achtzehn99.de blicken wir daher seit drei und auch in den kommenden Wochen in loser Reihenfolge auf „historische Partien“ zurück, erzählen die dazugehörigen Geschichten nach und rufen sie wieder in Erinnerung. Heute: Das Finale um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft 2015, in dem die U19 in Wattenscheid Schalke 04 unterlag.

Am Tag des großen Finales hätte dem TSG-Tross schon dämmern können, was ihrer U19 einige Stunden später blühen dürfte. Beim gemeinsamen Spaziergang von Trainerstab und Mitarbeitern machten Trainer Julian Nagelsmann und die anderen TSG-Angestellten eine interessante Beobachtung: Im verlassenen Parkstadion, einen Steinwurf vom Teamhotel entfernt, trainierte ein einsamer Spieler fleißig Freistöße. Einen nach dem anderen – viele landeten im Netz. Es war Leroy Sané, der in der Saison 2014/15 zwar noch A-Jugendlicher war, aber bereits für die Profis in der Bundesliga und in der Champions League gespielt und für Furore gesorgt hatte.

Der Schalker Jungstar war in der Rückrunde überwiegend eine Etage höher zum Einsatz gekommen und hatte daher auch nicht bei den beiden Halbfinalspielen der Gelsenkirchener gegen den Karlsruher SC mitgewirkt. Schon in den Tagen vor dem Endspiel stellte sich jedoch die Frage, ob Schalke-Trainer Norbert Elgert diesmal sein größtes U19-Talent spielen lassen würde. Zumindest auf den Weg zum Endspielort nach Bochum-Wattenscheid machte sich der Sohn des früheren Wattenscheider Bundesligastürmers Souleyman Sané. Allerdings nicht im Mannschaftsbus der Schalker A-Junioren, sondern im eigenen roten Sportwagen. Ein Zeichen, dass er nicht dabei sein würde? Oder eben doch? 

Schalke mit Kehrer, Reese, Platte – und Sané

In das große A-Jugend-Endspiel – nach dem Titelgewinn 2014 das zweite in Folge – war die TSG dank einer Rekordsaison gestürmt. Die Süddeutsche Meisterschaft hatte sich die damals aus den Jahrgängen 1996 und 1997 bestehende U19 mit 13 Punkten Vorsprung auf den KSC gesichert. Zudem hatte sie die Rekorde der meisten Siege und Punkte sowie der wenigsten Niederlagen aufgestellt. Im Halbfinale waren die TSG-Junioren zudem bundesweit und live im Fernsehen durch zwei mitreißende Auftritte gegen den Nord/Nordost-Meister RB Leipzig aufgefallen, bei denen sie jeweils mit 3:2 als Sieger vom Platz gegangen waren.

Der Schalker Nachwuchs hatte jedoch mit Spielern wie Thilo Kehrer (heute Paris Saint-Germain), Fabian Reese (Holstein Kiel), Felix Platte (Darmstadt 98) oder dem früheren Hoffenheimer Felix Schröter (SpVgg Unterhaching) ebenfalls eine überzeugende Saison hingelegt und war mit sechs Punkten Vorsprung auf den 1.FC Köln Westdeutscher Meister geworden. Im Halbfinale hatten sich die Elgert-Schützlinge durch einen 2:1-Erfolg in Karlsruhe und ein 1:1 in Gelsenkirchen gegen den KSC durchgesetzt.

Vor 12.500 Zuschauern in Wattenscheid

Nun also das finale Duell um die deutsche Nachwuchskrone. Spielstätte des 47. Endspiels um die Deutsche A-Juniorenmeisterschaft war nicht etwa die Schalker Arena, in der die TSG noch in der Vorsaison im Halbfinale triumphiert hatte und in der die Schalker auch ihr Halbfinalrückspiel gegen den KSC absolviert hatten. Aufgrund eines Rockfestivals in der Arena musste in das Lohrheidestadion nach Bochum-Wattenscheid ausgewichen werden. Also dorthin, wo von 1990 bis 1994 Bundesliga-Fußball gespielt wurde. Genau dieses Flair versprühte das Stadion auch: eine weitläufige Laufbahn, Stehkurven, durchgehende Sitzbänke auf der Gegentribüne und ein Beton-Spielertunnel mitten durch die Kurve der Heimfans.

Die waren in Scharen gekommen an diesem 25. Mai 2015: Mit 12.500 Zuschauern war das etwas mehr als 16.000 Besucher fassende Stadion sogar fast ausverkauft. Den Großteil machten natürlich die Schalker Fans aus, die nur sechs Kilometer zu bewältigen hatten, um aus Gelsenkirchen in den Bochumer Stadtteil zu gelangen. Auch aus dem Kraichgau waren jedoch 400 TSG-Fans, Eltern und Mitarbeiter angereist, um ihre Mannschaft auf dem Weg zum zweiten Meistertitel in Folge zu unterstützen. 

Traumstart der TSG durch Mees‘ Treffer

Das Rätsel um Leroy Sané war auch beim Warmmachen noch nicht gelöst, denn der Jungstar stand zwar auf dem Rasen, nur ob er auch in der Startelf oder nur als Backup vorgesehen war, blieb weiterhin offen. Erst bei der Verkündung der Aufstellung wurde bekannt, dass Sané zunächst auf der Bank bleiben sollte. Die imposante Kulisse schüchterte die Nagelsmann-Elf zu Beginn der Partie keineswegs ein. Nachdem eine erste Schrecksekunde bei einem Schalker Abschluss in der Anfangsminute überstanden war, drehten die TSG-Junioren auf. Und schon nach fünf Minuten sprang die Hoffenheimer Bank geschlossen zum Jubeln auf, als Joshua Mees an seinem Gegenspieler und am Torwart vorbeizog und direkt vor der Schalker Kurve zum 1:0 traf.

Von den Gastgebern kam danach nicht viel, denn gegen das konsequente Pressing der TSG hatte die Elgert-Elf keine Mittel parat. „In den ersten 35 Minuten hat man gesehen, was wir in Hoffenheim für einen Fußball spielen wollen“, sagte Nagelsmann später. Auch sein Gegenüber dürfte zu der Schlussfolgerung gekommen sein, dass so für die Schalker wenig Hoffnung auf den Titelgewinn bestand. Also griff er schon nach 36 Minuten zu seinem hochkarätigen Joker und wechselte unter tosendem Jubel Leroy Sané ein.

Die Einwechslung zahlte sich umgehend aus, denn durch die Schalker Mannschaft ging ein spürbarer Ruck. Sané selbst hatte, kurz nachdem er ins Spiel gekommen war, mit einem ersten bemerkenswerten Antritt und einer klugen Torschussvorlage für die Initialzündung gesorgt. Fortan war es wieder ein offenes Spiel. Bis zur letzten Minute der ersten Halbzeit verteidigte die TSG ihre Führung, doch dann ließ ein langer Ball Torhüter Dominik Draband aus seinem Tor herausstürmen, um die Kugel per Kopf zu klären. Draband und Schalke-Stürmer Schröter stiegen gleichzeitig hoch, doch der ehemalige TSG-Angreifer war einen Tick früher am Ball. Und so trudelte dieser zum 1:1 über die Linie.

Nagelsmann sieht am Ende verdiente Niederlage

Zur zweiten Halbzeit brachte Nagelsmann Esad Morina, der erst in der Winterpause von Schalke zur TSG gestoßen war und gegen die ehemaligen Kollegen besonders motiviert gewesen sein dürfte. Die Anfangsphase des zweiten Durchgangs gehörte dann abermals den Kraichgauern. Mees hatte die Riesenchance aufs 2:1, scheiterte aber in der 52. Minute an einer starken Reaktion von S04-Keeper Janik Schilder. Fünf Minuten später die kalte Dusche, als Kehrer eine Ecke zu Schröter verlängerte, der mit seinem zweiten Treffer gegen die Ex-Kollegen die Gastgeber in Führung brachte.

Zwar bemühte sich die Nagelsmann-Elf darum, zurück ins Spiel zu kommen, doch viel gelang nun nicht mehr. Stattdessen machte der Schwede Christian Sivodedov mit einem 15-Meter-Schuss in der 73. Minute den Sack zu. Getragen von den Zuschauern hielten die Gelsenkirchener die Zwei-Tore-Führung bis zum Ende. Für die TSG blieben bittere Tränen angesichts des verpassten zweiten Titels in Folge. „Aufgrund der Torchancen geht der Sieg für Schalke über 90 Minuten in Ordnung“, sagte Nagelsmann, der dennoch stolz auf seine Mannschaft war.

Stolz auf Rekordsaison bleibt

Und das konnte er auch. Die Rekordsaison, die eindrucksvollen Halbfinalspiele gegen RB Leipzig und der phasenweise überzeugende Auftritt vor imposanter Kulisse im Finale waren ausreichend Argumente, um die Saison 2014/15 nicht nur als gelungen, sondern als eine der besten in der Hoffenheimer U19-Geschichte bezeichnen zu dürfen.

Am Ende machte die Einwechslung eines späteren Nationalspielers den Unterschied. Eines Spielers, der bereits damals in der Champions League im Estadio Santiago Bernabéu von Real Madrid getroffen hatte und der mittlerweile einen Marktwert um die 80 Millionen Euro hat. Ohne Leroy Sané hätte das Spiel durchaus ein anderes Ende nehmen können. Doch es kam nun mal, wie es kam, und die TSG-Spieler, die in Wattenscheid dabei waren, werden ihre Begegnung mit dem späteren Weltstar in bitterer, aber eindrucksvoller Erinnerung behalten.

 

FC Schalke 04 – TSG 1899 Hoffenheim 3:1 (1:1)
Schalke: Schilder – Koseler, Neubauer, Rasmussen, Kehrer – Köhler (36. Sané), Sivodedov, Lohmar (68. Reese), Stieber – Platte (86. Neumann), Schröter (90. Schley).
Hoffenheim: Draband – Rossipal, Öztürk, Kapp – Stüber (83. Hoffmann), Sessa (72. Kölmel), Waack, Bühler (76. Bruno) – Mees, Beck (46. Morina), Ochs.
Tore: 0:1 Mees (5.), 1:1 Schröter (45.), 2:1 Schröter (57.), 3.1 Sivodedov (73.). Schiedsrichter: Thorsten Schriever (Dorum). Zuschauer: 12.500. Karten: Gelb für Koseler / Morina, Kapp, Waack.
Bochum, Lohrheidestadion, 25. Mai 2015

 

Historische Spiele

 

1 | Triumph im Schatten des Olympiastadions | U19: TSG Hoffenheim - Hertha BSC 2:1 | Finale DFB-Junioren-Pokal 2010

2 | Ein Meistertitel zum Geburtstag | U16: TSG Hoffenheim II - VfB Stuttgart II 3:2 | Entscheidungsspiel um die B-Jugend-Oberligameisterschaft 2013

3 | Das eingelöste Versprechen | U19: TSG Hoffenheim – SV Werder Bremen 3:1, 2:0 | Halbfinals um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft 2016

4 | Meisterstück in Walldorf | U23: FC-Astoria Walldorf – TSG Hoffenheim II 0:1 | Entscheidender Sieg zum Aufstieg in die Regionalliga 2010

5 | Rapps goldenes Händchen gegen City | U19: TSG Hoffenheim – Manchester City 5:2 | Sieg im ersten Youth-League-Gruppenspiel 2018

6 | Im Fernduell die Nerven behalten | U15: TSG Hoffenheim – SC Freiburg 3:1 | Entscheidender Sieg zur Süddeutschen C-Jugend-Meisterschaft 2016

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