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AKADEMIE
03.10.2018

Und dann kam Benedikt Landwehr…

Nach 70 Minuten hätten wahrscheinlich viele Stadionbesucher und auch der eine oder andere TSG-Verantwortliche das 2:2 unterschrieben. Manchester City hatte das frühe 2:0 der Hoffenheimer egalisiert und drohte, die Partie zu drehen. Und dann kam Benedikt Landwehr... Ein Rückblick auf das mitreißende 5:2 (2:1) der U19 am zweiten Youth-League-Spieltag gegen den Nachwuchs des englischen Meisters.

Am Ende wusste „Bene“ Landwehr gar nicht so recht, wohin mit seinen Gefühlen. Als wäre sein Treffer zum 3:2 nicht wichtig (und schön) genug gewesen, so setzte der 17-Jährige in der Nachspielzeit noch einen drauf – und musste mit den Tränen kämpfen, derart überwältigend und irgendwie auch surreal war das, was sich soeben in der Schlussphase im Dietmar-Hopp-Stadion abgespielt hatte.

Keine zehn Sekunden auf dem Platz

Für Marcel Rapp wäre es ein Leichtes gewesen, sich nach dem Spiel für sein „goldenes Händchen“ und als Taktikfuchs feiern zu lassen. Doch der U19-Cheftrainer schenkte den Journalisten reinen Wein ein: „Das war nicht sein spezieller Auftrag, dass er zwei Tore schießen soll. Er sollte eher gut verteidigen.“ Stattdessen marschierte der gebürtige Heilbronner direkt nach seiner Einwechslung in der 73. Minute nach vorne, weil er die Situation blitzschnell erfasst hatte: David Otto auf Tobi Heiland, der in den Laufweg Landwehrs. Erster Kontakt: Ballmitnahme. Zweiter Kontakt: Schuss. Tor. Keine zehn Sekunden auf dem Feld, hatte Landwehr der auf der Kippe stehenden Begegnung die entscheidende Richtungsänderung gegeben – und war hernach ein gefragter Interviewpartner. „Das ist natürlich ein super Gefühl, aber wichtig sind die drei Punkte“, sagte der junge Mann pflichtbewusst. Und dennoch: Ein bisschen Stolz auf seine eigene Leistung durfte er schon sein.

Wie schnell das alles gegangen war, wurde in der Instagram-Story der TSG Akademie deutlich, die erst das 3:2 durch Landwehr bejubelte – und erst dann seine Einwechslung verkündete. In der fünften Minute der Nachspielzeit setzte er schließlich auf Vorlage eines anderen kurz zuvor Eingewechselten, Tim Linsbichler, noch einen drauf. „Fünf Tore gegen diese starke Mannschaft, das ist natürlich Wahnsinn“, fasste der Heilbronner in den Stadionkatakomben die furiose Schlussphase zusammen, ehe er sich in Richtung Leistungszentrum verabschiedete: Seine zwei Tore befreiten ihn nämlich nicht von der Pflicht, mit den anderen Jungs, die wenig oder gar nicht gespielt hatten, eine kurze Trainingseinheit zu absolvieren.

Amade zur Pause raus – und rein in den Profi-Kader

Die fast 3.000 Zuschauer im Dietmar-Hopp-Stadion hatten bei ungemütlich-windiger Witterung ein typisches Juniorenspiel gesehen, bei dem es mit offenem Visier hoch und runter ging, beide Teams kein Risiko scheuten und sich das Momentum mehrere Male drehte. Erst der Blitzstart der Hoffenheimer, die nach sieben Minuten 2:0 führten, dann eine unglaubliche Drangphase der Citizens, die die TSG zeitweise in der eigenen Hälfte einschnürten, zum Anschlusstreffer kamen und auch nach dem Wechsel ordentlich Druck ausübten, der schließlich zum Ausgleich führte. Dann das Joker-Tor durch Landwehr und kurz vor Schluss die Riesenchance der Citizens zum 3:3, als Ian Poveda aus zwei Metern das Tor nicht traf, ehe in der Nachspielzeit alle Dämme brachen.

In der Pause blieb Alfons Amade, der wie die beiden anderen U20-Spieler David Otto und Domenico Alberico wie schon in Charkiw eine wichtige Säule war, in der Kabine. Der Grund wurde nur wenige Stunden später klar, als Amade im Profi-Kader des Champions-League-Spiels der Profis auftauchte. „Auch das zeichnet uns aus“, zollte Rapp dem Profi-Chefcoach Julian Nagelsmann Respekt. „Das ist alles andere als selbstverständlich, dass ein Spieler, der abends bei den Profis gebraucht wird, mittags noch eine Halbzeit bei der U19 spielen darf. Und dass das gesamte Trainerteam bei uns zuschaut, ist eine tolle Wertschätzung für unsere Jungs, das ist nicht alltäglich.“

Kein Feiertag für Rapp

Zwei Spiele, zwei Siege, Platz zwei in der Gruppe F hinter Lyon, das gegen Schachtar Donezk 2:0 gewann. Mit dieser Bilanz war nicht zu rechnen. „Wir hatten heute auch das nötige Spielglück auf unserer Seite“, ordnete Rapp die drei Punkte und den etwas zu hoch ausgefallenen Sieg richtig ein. „Anders geht es aber gegen eine solche Mannschaft auch nicht.“ Und weiter: „Wir haben versucht, Fußball zu spielen, und das ist uns teilweise gut gelungen. Dass wir jetzt aber Manchester City nicht 90 Minuten an die Wand spielen, ist auch klar. Einige Jungs aus diesem Kader könnten ohne Weiteres auch im großen Stadion spielen.“ Wen er genau meinte, ließ Rapp offen. Doch klar ist, dass der in Hamburg geborene Kapitän Felix Nmecha (17), englischer U18-Nationalspieler, oder auch Unglücksrabe Poveda (18) das Potenzial für eine große Karriere haben. Nicht zu vergessen der pfeilschnelle Rabbi Matondo (18), walisischer U21-Nationalspieler und Schütze zum 2:2.

Mann des Tages war aber ein anderer: Benedikt Landwehr, in der Jugend des FC Union Heilbronn groß geworden und im Sommer 2013 im zarten Alter von zwölf Jahren in die TSG Akademie gekommen. Als Jungjahrgang hat es der Verteidiger in der aktuellen Bundesliga-Saison bislang auf sieben Einsätze gebracht, sechs Mal kam er dabei von der Bank. Auch bei Schachtar Donezk wurde er in der zweiten Halbzeit ins Rennen geschickt und trug mit ein paar starken Defensivaktionen dazu bei, das 2:1 nach Hause zu bringen. Dass er generell ein sehr torgefährlicher Verteidiger ist, stellte er bereits in der vergangenen B-Junioren-Bundesliga-Saison unter Beweis, als ihm sage und schreibe zehn Tore gelangen.

Am Abend waren Landwehr und Co. in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena zu Gast, um die Profis im Champions-League-Spiel gegen die Citizens zu unterstützen. Direkt nach dem Schlusspfiff ging es für die Spieler nach Hause, zu ihren Gastfamilien oder ins Spielerwohnheim. Ihr Cheftrainer hatte da noch eine dreistündige Autofahrt nach Hennef vor sich: Für den angehenden Fußballlehrer Rapp ist der 3. Oktober kein Feiertag. Vor der wohlverdienten Bettruhe schaute sich der U19-Trainer noch einmal das 5:2 an, um 8:30 Uhr wird er im Hörsaal erwartet.

 

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