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SPIELFELD
05.09.2018

Was passiert beim Medizincheck?

"Medizincheck" ist einer der am häufigsten gebrauchten Begriffe in der Sommerpause der Fußball-Bundesliga. Bei fast jedem Transfer hört man ihn, wenn die Spieler vor der Vertragsunterzeichnung auf ihre Gesundheit überprüft werden. Auch die TSG-Neuzugänge Reiss Nelson, Kasim Adams, Leonardo Bittencourt, Ishak Belfodil, Joshua Brenet und Vincenzo Grifo wurden durchgecheckt. Doch wie funktioniert ein Medizincheck eigentlich und was genau wird untersucht? SPIELFELD klärt mithilfe von TSG-Mannschaftsarzt Dr. Ralph Kern auf.

Gibt man das Wort "Medizincheck" beim Internet-Suchdienst Google ein, erhält man in 0,36 Sekunden 424.000 Treffer. Es ist also ein bekannter und häufig verwendeter Begriff – und doch wissen nur die wenigstens Menschen, was sich dahinter verbirgt. Besonders im Profi-Fußball wird das Wort häufig verwendet – und extrem häufig in den Transferperioden der Sommer- und Winterpause. So wurde auch in den vergangenen Wochen täglich über Medizinchecks berichtet, ohne die auf professionellem Niveau kein Transfer mehr zu Stande kommt. Dr. Ralph Kern, Mannschaftsarzt der TSG Hoffenheim, ist Experte auf dem Gebiet und hat schon Hunderte Medizinchecks durchgeführt. Bevor er ins Detail geht, macht er klar: "Die Spieler werden komplett von Kopf bis Fuß untersucht." Doch damit ist natürlich noch längst nicht alles gesagt über den komplizierten Test, der in verschiedenen Stationen abläuft, um unterschiedlichste Bereiche zu überprüfen.

Die Vorbereitung

Bevor es richtig losgeht, werden erst einmal die persönlichen Angaben des Spielers notiert. Größe und Gewicht werden eingetragen, zudem werden der Blutdruck überprüft und die Verletzungshistorie notiert. Danach ist der Medizincheck in zwei Bereiche aufgeteilt:

Teil 1: Die internistische Untersuchung

Hier werden alle inneren Körperteile, speziell die Organe, auf ihre Funktionen getestet. Von der klassischen Blutabnahme bis hin zur langen Einheit auf dem (Stand-)Fahrrad (Ergometer), in der die Spieler an ihre Leistungsgrenze gehen müssen, um die Körperfunktionen unter Maximalbelastung zu checken, ist alles dabei. Hauptaugenmerk der internistischen Untersuchung sind das Herz und die Nieren. Im Falle der TSG Hoffenheim werden diese Untersuchungen am Olympiastützpunkt in Heidelberg durchgeführt.

Teil 2: Der orthopädische Part

Im Anschluss werden von den TSG-Mannschaftsärzten Dr. Ralph Kern und Dr. Thomas Frölich vor allem jene Körperteile untersucht, die beim Fußballspielen in Mitleidenschaft gezogen werden können – wie zum Beispiel Knochen, Muskulatur und Sehnen. Bei Spielern, die eine lange Verletzungshistorie haben, wird die Belastbarkeit der in der Vergangenheit beschädigten Regionen nochmals speziell überprüft: die Funktionalität von Bändern und Gelenken, die Heilung vergangener Verletzungen sowie die Sauerstoffaufnahmefähigkeit. Eine bedeutende Rolle spielt auch der Impfpass eines Spielers, der sauber geführt und alle wichtigen Impfungen enthalten muss.

Vorgaben durch den DOSB und DFL

Die Klubs können ihre Untersuchungen nicht einfach frei gestalten – der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) legt in seinen Regularien fest, wie ein Medizincheck bei einem Verein ablaufen muss. Auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) schreibt in ihrer Lizenzordnung unter § 2.4, "dass die Sporttauglichkeit der Spieler nach einer vorgeschriebenen ärztlichen Untersuchung nachgewiesen werden muss. Dies muss jährlich zu Beginn eines neuen Spieljahrs sowie bei einem Transfer geschehen".

Wie lange dauert der Test?

Es gibt keine allgemeingültige Zeitangabe, da nicht alle Tests in den gleichen Räumlichkeiten gemacht werden. Für den Medizincheck der TSG Hoffenheim kann Ralph Kern aber recht genaue Angaben machen: "Der Test beim Olympiastützpunkt in Heidelberg dauert drei bis vier Stunden pro Spieler. Da werden die Jungs ordentlich gefordert. Der orthopädische Teil bei uns dauert dann meistens nur 30 bis 45 Minuten", sagt der TSG-Mannschaftsarzt. Allerdings kann es durchaus vorkommen, dass eine Untersuchung länger dauert, wie der ehemalige Turner verrät: "Wenn sich Auffälligkeiten bei einem Profi zeigen, werden weiterführende Untersuchungen eingeleitet. Da gibt es verschiedene Verfahren wie zum Beispiel Röntgenuntersuchungen der jeweiligen Bereiche."

Was passiert bei Auffälligkeiten?

Sollte während der Untersuchung etwas zum Vorschein kommen, was nicht den geforderten gesundheitlichen Ansprüchen entspricht, nimmt der Arzt Kontakt zu den Klub-Verantwortlichen auf. Diese halten dann Absprache mit dem Mediziner, ob der Transfer noch durchgeführt wird oder ob die körperlichen Schäden zu groß sind, um einen Spieler unter Vertrag zu nehmen, da man ihm keine Spitzenleistungen mehr zutraut oder das Risiko einer erneuten Verletzung einfach als zu groß eingestuft wird. Entsprechend wichtig ist der Medizincheck – für Profis und Klubs. Neben der Überprüfung der sportlichen Leistung dient die medizinische Untersuchung auch dem Schutz der eigenen Spieler. "Ich bezeichne unsere Spieler immer als Rennpferde und wir haben hier bei der TSG einige im Stall, die entsprechend gepflegt werden müssen", sagt Kern.

Sind denn nicht alle Profis topfit und gesund?

Viele denken, dass der Medizincheck reine Formsache sei, doch es gibt Beispiele, die beweisen, dass das nicht der Fall ist. Philipp Hosiner sollte im Januar 2015 zum 1. FC Köln wechseln, doch der Transfer scheiterte, weil der Österreicher den Medizincheck nicht bestand. Schlimmer noch: Bei der Untersuchung entdeckte der behandelnde Arzt einen Tumor an der linken Niere, zwei Kilogramm schwer und bösartig. Der Stürmer musste kurz darauf operiert werden, um den Tumor zu entfernen. "Die Ärzte in Köln haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet", sagte Hosiner damals. Die Geschichte mündete in ein Happy End: Der Stürmer konnte kurz nach der Operation wieder Fußball spielen. Kern weiß nicht erst seit diesem Fall, wie wichtig die medizinische Untersuchung ist: "Wenn man beim Medizincheck etwas entdeckt, ist es zum einen negativ für den Spieler, weil der Wechsel zu dem Verein nicht klappt. Zum anderen ist es aber positiv für ihn, weil etwas entdeckt wurde, was er nicht wusste und ihm so im gesundheitlichen Sinne weitergeholfen wurde. Besonders dieser Fall hat gezeigt, wie wichtig die Untersuchungen für das Leben eines Sportlers sein können", sagt Kern und betont: "Die Gesundheit ist für alle Menschen das wichtigste Gut. Auch für die Sportler. Darauf wird Wert gelegt und das ist auch gut so."

Fazit

Der Medizincheck dient also nicht nur der Überprüfung der Leistungsfähigkeit der Spieler und damit dem Zustandekommen eines Transfers, sondern ist auch extrem bedeutsam, um die Gesundheit der Spieler zu überprüfen und zu bewahren. Entsprechend wichtig ist der jährliche Medizincheck in der Bundesliga.

 

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