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U23
30.10.2013

Kingsley Schindler: Der Hamburger

Dass Kingsley Schindler in Hamburg geboren und aufgewachsen ist, ist seinem akzentfreien Deutsch nicht zu entnehmen. Die Teamkollegen nennen ihn einfach nur „King“, König. Der 20-Jährige legt keinen besonderen Wert darauf, aber es ist nunmal die Kurzform seines Vornamens. Im Sommer kam der Hamburger als einer von sieben externen Neuzugängen zur U23 – und hat sich im Team von Trainer Thomas Krücken schnell einen Stammplatz erkämpft.

Schindlers Wurzeln liegen in Ghana, Mutter Cynthia stammt aus der Hauptstadt Accra. Kingsley erblickte am 12. Juli 1993 das Licht der Welt und kam sieben Jahre später zum Fußball, als er Mitglied des Hummelsbütteler SV wurde. Der Stadtteil-Klub aus dem Norden der Hansestadt, auch „kleiner HSV“ genannt, klopfte Mitte der 80er Jahre kurzzeitig an die Tür zur Zweiten Liga. „Ich habe mal 50 Tore in einer Saison geschossen“, erinnert sich der Neu-Hoffenheimer, der damals als Stürmer auflief, bevor er in den Folgejahren ins Mittelfeld zurückrückte. „Völlig ungewohnt ist es für mich daher nicht, jetzt wieder im Angriff zu spielen.“ Als Zehnjähriger schloss er sich dem SC Alstertal Langenhorn an – einem kleinen Klub, der aber in der Jugend regelmäßig auch den „großen HSV“ schlug – und landete schließlich bei Concordia Hamburg. Vor seinem letzten Juniorenjahr erhielt Schindler Angebote einiger Hamburger Oberligisten, zog aber ein Probetraining bei Hannover 96 vor, das er bestand.

„Es ist immer schwer, wenn man das erste Mal von zu Hause weg geht. Klar habe ich meine Mutter und meine kleine Schwester Rosemund vermisst“, gibt er zu. Dennoch lief es gut, Schindler wurde schnell Stammspieler und belegte mit seinem Team einen guten vierten Platz in der Bundesliga Nord/Nordost. Einen weiterführenden Vertrag bekam er jedoch nicht und so entschied er sich zu einem Wechsel zum ostdeutschen Regionalligisten TSG Neustrelitz. „Anfangs lief es nicht so gut. Ich hatte einen Bänderriss und … es gab Probleme wegen meiner Hautfarbe.“ Probleme, die er bis dahin nicht kannte, nicht aus Hamburg und auch nicht aus Hannover. Nach der Winterpause startete er aller Widrigkeiten zum Trotz durch, bestritt alle Spiele und feierte mit einem 3:0 über Hansa Rostock den Landespokalsieg, der die Qualifikation für den DFB-Pokal bedeutete.

Gemeinsamkeiten mit Otto Addo

Doch beim 0:2 der Neustrelitzer gegen den SC Freiburg im August war Schindler bereits ein Hoffenheimer. „Wenn man ein Angebot von der TSG bekommt, sagt man nicht nein“, erklärt Schindler, der neben Deutsch und Englisch auch Twi spricht – eine Sprache, die rund 8,3 Millionen Menschen in Ghana und der Elfenbeinküste beherrschen. Auch die ehemaligen Fußballspieler Samuel Kuffour, Anthony Yeboah oder Otto Addo waren bekannte Twi -Sprecher. Mit Addo verbindet Schindler zudem, dass auch der frühere Dortmunder seine Karriere beim Hummelsbütteler SV startete.

„Die Möglichkeiten in Hoffenheim sind deutlich besser als bei meinen bisherigen Stationen, wir trainieren Tür an Tür mit den Profis – und die Regionalliga Südwest ist klar stärker als die Nordost-Staffel“, so der 20-Jährige. „Hier kann ich mich also sehr gut weiterentwickeln und den nächsten Schritt machen.“ Schon in der Vorbereitung zog Krücken, der Schindlers Schnelligkeit und Coolness schätzt, den Youngster vom Mittelfeld in den Sturm. Eine Maßnahme, die sich in den Testspielen bezahlt machte – in der Regionalliga hat der 20-Jährige bislang drei Treffer erzielt. „Die Position liegt mir und ist ja nicht ganz neu für mich.“ Als er noch für Hannover 96 spielte, gelang ihm mal gegen Hansa Rostock ein Tor nach sieben Sekunden. Anpfiff, langer Ball auf rechts außen, Tor.

Herz schlägt für Ghana

Schindlers Vertrag endet nach dieser Saison. „Ich konzentriere mich voll auf den Fußball und will mich für eine Verlängerung empfehlen.“ Bis er 24 ist, will er sich für seine Entwicklung Zeit geben. „Wenn es nicht klappt, werde ich auf meinen Realschulabschluss aufbauen und das Abitur nachholen.“ Zur aktuellen sportlichen Situation sagt der Stürmer: „Ich bin überzeugt, dass wir da unten rauskommen, weil wir sehr gut arbeiten und uns einfach nur dafür belohnen müssen.“

Bei der WM 2010 schlug Schindlers Herz übrigens für … Ghana. Die „Black Stars“ unterlagen unter anderem Deutschland mit 0:1 und schieden erst im Viertelfinale unglücklich gegen Uruguay im Elfmeterschießen aus. Wenn er dieselbe Wahl hätte, vor der die Boateng-Brüder standen, würde sich Kingsley Schindler also wie Kevin Prince entscheiden. Ein Vorbild ist der Schalker aber nicht, eher Abédi Ayew, besser bekannt als Abédi Pelé, der Ende der 90er Jahre seine Karriere beim TSV 1860 München ausklingen ließ.

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