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17.01.2012

Ein Stück Hoffenheim schließt seine Pforten

Die Avia-Tankstelle am Ortseingang von Hoffenheim ist wie leergefegt. Keine brummenden Zapfsäulen, keine quietschenden Reifen. Einzig der Durchgangsverkehr an der B45 ist noch zu hören. Ein Blick durch die Fensterscheibe lässt nur noch erahnen, was sich in den letzten Jahren hier abgespielt hat.

Wo vor einigen Tagen noch Autogrammkarten vergangener und gegenwärtiger 1899-Kicker die Wände zierten, hängt nicht mal mehr ein blau-weißer Schal oder ein Poster, das an den Kraichgau-Klub erinnert. Eine Ära ist zu Ende gegangen – nach 26 Jahren haben Ingrid und Norbert Kunkel am Samstag ein letztes Mal die Lichter ausgeknipst und die Ladentür verriegelt. Ein Stück von Hoffenheim ist weggebrochen, eine Kult-Stätte ist Vergangenheit.

Es war im Jahr 2008. Hoffenheim stürmte gerade als 50. Klub die Bundesliga, als die Kult-Tanke weltweite Aufmerksamkeit erlangte. Übertragungswagen der großen Fernseh- und Radiostationen reihten sich auf dem Gelände der Kunkels aneinander und berichteten über die Verpflichtung Timo Hildebrands oder dem Herbstmeistergipfel mit den Bayern. Journalisten der BBC aus England, der New York Times aus den Vereinigten Staaten und zahlreichen anderen Nationen gingen fast täglich ein und aus. Das ARD Frühstücksfernsehen berichtete eine Woche lang über das Geschehen rund um den Emporkömmling - auch über die Kunkels, die Teil der 1899-Familie geworden waren. „Meine Buben“, wie Ingrid Kunkel die Hoffenheimer Bundesliga-Kicker gerne nennt, versorgten sich schon zu Regionalliga-Zeiten vor den langen und zähen Auswärtsfahrten mit dem Nötigsten. Es gab keinen Trainer oder Neuzugang, der sich nicht persönlich bei den Kunkels vorstellte und wenig später mit seiner Autogrammkarte an der Wand neben dem Tresen seinen Platz fand.

Unvergessen bleiben die Zeiten, in denen Norbert Kunkel an warmen Sommertagen ein erfrischendes Eis in die provisorische Presse-Behausung brachte und die Presseschaar mit leckeren Würstchen und Kaffee versorgte. Und sprang im Winter das Auto nicht an, eilte er ebenso zur Hilfe. Frau Ingrid hatte indes immer ein offenes Ohr für Profis, Fans und Journalisten. Die charmante Tankstelle am alten Trainingszentrum der Hoffenheimer Profis hat nun ihre Tore geschlossen. Doch zumindest Norbert Kunkel bleibt 1899 noch erhalten. Er fährt künftig die Nachwuchsspieler zwischen Schule, Training und Zuhause umher, während Ingrid weiter am Fernseher und live im Stadion gemeinsam mit ihren Buben mit fiebert.

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