Berthold, Deutschland ist erstmals Basketball-Weltmeister – wie schätzt du als ehemaliger Co-Trainer der Nationalmannschaft diesen großen Erfolg ein?

Das ist auf jeden Fall außergewöhnlich, sensationell. Das deutsche Team ist sicherlich mit Außenseiterchancen zur Weltmeisterschaft gefahren, dass es seine starke Leistung über so viele Spiele bis zum Finale so stabil durchbringen wird, war in dieser Form aber sicherlich nicht zu erwarten. Es gehört natürlich auch immer ein wenig Glück dazu, wenn ich beispielsweise an das Viertelfinale gegen Lettland denke, in dem sich Deutschland durchkämpfen musste. Im Halbfinale gegen die USA und im Endspiel gegen Serbien hat das deutsche Team aber auf absolutem Spitzenniveau gespielt, mit einer unfassbaren Grundüberzeugung und dem festen Glauben, es zu schaffen.

Als langjähriger Trainer im professionellen Basketball konntest du am Sonntagnachmittag vielen Spielern und DBB-Verantwortlichen, die du schon viele Jahre kennst, beim Feiern zusehen. Zu wem gibt es noch Kontakt?

Das ist der Co-Trainer zu nennen, denn mit Klaus Perwas habe ich in den 2000er Jahren als Coach beim Zweitligisten Dragons Rhöndorf zusammengearbeitet. Er war damals mein Co-Trainer. Aus dem Kader hatte ich zwar keinen Spieler als Trainer in einem meiner Teams, viele sind mir aber bei Sichtungsmaßnahmen für den Deutschen Basketballbund bereits früh begegnet. Mit Nachwuchsteams, die ich beim FC Bayern trainiert habe, bin ich zudem einige Male auf Andreas Obst getroffen, der früh nach Bamberg gewechselt ist und nun im Halbfinale gegen die USA ein fantastisches Spiel gezeigt hat.

Was bedeutet dieser Erfolg für den deutschen Basketball, und was können vielleicht auch andere Sportarten, also auch der Fußball, vom Triumph der Basketballer lernen?

Der deutsche Basketball ist für mich schon länger in der erweiterten Weltspitze angekommen, die aber in den vergangenen Jahren insgesamt tiefer geworden ist. Der Weltmeistertitel kann nun ungemein helfen, finanzielle Mittel und Unterstützung zu generieren, die der Nachwuchsarbeit guttun würde. Ganz grundsätzlich hat der Erfolg bewiesen, wie wichtig es ist, einen Weg zu finden, um Individualisten in ein Team zu integrieren und zu realisieren, dass es nur gemeinsam geht. Dennis Schröder ist der überragende Spieler des Teams, hat es aber verstanden, dass er seine Mitspieler benötigt, damit alle gemeinsam erfolgreich sein können. Umgekehrt akzeptieren alle Spieler aus dem Kader die Sonderrolle, die er einnimmt. Da gibt es keinen Neid oder sonst etwas, und das ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg.

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