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U23
20.05.2022

Von 2009 bis 2022: Andreas Ludwigs besondere TSG-Reise

Im Jahr 2009 kam er als junger Spieler zur TSG Hoffenheim, nun verlässt er den Kraichgau, um sportlich noch mal ein neues Kapitel zu schreiben: Andreas Ludwigs bemerkenswerte Reise als TSG-Fußballer hat mit dem Ende der Saison 2021/22 von „Hoffe zwo“ in der Regionalliga Südwest einen Abschluss gefunden. Wir blicken zurück auf die Ära des gebürtigen Ulmers bei den Blau-Weißen nach insgesamt sechs Einsätzen für die Profis in der Bundesliga und 174 Partien für die Hoffenheimer Reserve.

Wer sich mit Andreas Ludwig unterhält, lernt einen bodenständigen Menschen kennen. Einen Mann, der zu schätzen weiß, was ihm das Leben als Profifußballer gegeben hat, dem die Privilegien seines Berufes bewusst sind. Treue, Verbundenheit und Identifikation bedeuten ihm viel. Das wird in der Unterhaltung immer wieder deutlich.

Es ist kaum verwunderlich, dass Andreas Ludwigs Laufbahn als Profifußballer maßgeblich von einem Klub geprägt wurde. Ein Verein, dem er sich zugehörig gefühlt hat in den zurückliegenden 13 Jahren – den er zwar auch immer mal wieder verlassen hat in diesem Zeitraum, jedoch nie so ganz. Und der auch jetzt, im Zuge seines endgültigen Abgangs als Spieler, weiterhin eine Rolle in seinem Leben spielen wird.

So etwas ist im schnelllebigen Fußballgeschäft schwer zu planen. Doch in dieser Konstellation war es wahrscheinlich eine folgerichtige, wenn nicht gar logische Entwicklung. Denn Andreas Ludwig und die TSG 1899 Hoffenheim – das passt einfach. Beide Seiten verdanken sich gegenseitig viel, wissen, was sie aneinander haben. Eine besondere Verbindung. Und eine, die bestehen bleiben wird – auch wenn der 31-Jährig künftig nicht mehr im Trainingszentrum in Zuzenhausen sowie im Dietmar-Hopp-Stadion seine Hauptarbeitsplätze haben wird.

„Hoffenheim liegt mir am Herzen. Es fühlt sich etwas komisch an, jetzt Abschied zu nehmen“, sagt Andreas Ludwig selbst. Und deutet an, dass er – mal wieder – nicht ganz gehen wird. „Es wird nicht so sein, dass ich jetzt in den Urlaub fahre und danach mit Hoffenheim nichts mehr zu tun habe.“ Nein, das Gegenteil ist der Fall. Doch dazu später mehr.

Start in der Oberliga, Abschluss der Ausbildung

Begonnen hat damals alles mit einer 0:1-Niederlage, die in der Historie der U23 der TSG fast schon als legendär bezeichnet werden muss. Am ersten Spieltag der Saison 2009/10 unterlag die Hoffenheimer Reserve zum Saisonauftakt in der Oberliga Baden-Württemberg bei der TSG Weinheim. Ein Warnschuss, ein holpriger Start des Unterfangens Aufstieg in die Regionalliga, seinerzeit das große Ziel der TSG-Reserve. Acht spätere Bundesliga-Spieler schauten nach dem Schlusspfiff in Weinheim bedröppelt drein in ihren orangenen TSG-Trikots am 8. August 2009 – unter ihnen der damals 18-jährige Andreas Ludwig, der vor der Saison gemeinsam mit Trainer Markus Gisdol nach Hoffenheim in die U23 gewechselt war.

Der Kratzer zum Saisonstart schmerzte. Aber er warf die junge, talentierte Hoffenheimer Mannschaft nicht aus der Bahn. „Wir wussten um unsere Qualität. Markus Gisdol hatte daran einen großen Anteil. Er hat sehr viel Ruhe ausgestrahlt und uns an unsere Stärken glauben lassen“, erinnert sich Ludwig an die Spielzeit zurück, in der „Hoffe zwo“ nur noch zwei Niederlagen einstecken musste, oftmals deutlich als Sieger vom Platz ging und als Meister den Weg in Regionalliga einschlug.

Für Ludwig war das eine Rückkehr, sozusagen. Er hatte bereits bei seinem Heimatverein, dem SSV Ulm, in der Saison 2008/09 in der Regionalliga gespielt, die damals noch drittklassig war, ehe sie in der Saison darauf (2009/10) viertklassig wurde. Er ließ sich von einem Wechsel in den Kraichgau überzeugen, wohl wissend, dass es für ihn in der Oberliga mit der TSG-Zweiten erst einmal fünftklassig weitergehen würde. Dass Markus Gisdol, sein Trainer in Ulm, ihn unbedingt mit nach Hoffenheim hatte nehmen wollen, war ein Argument – wichtiger aber noch, vor allen Dingen langfristig, war die grundsätzliche Perspektive, die ihm, dem jungen Spieler, aufgezeigt wurde. Ludwig sollte mit den Bundesliga-Profis trainieren, behutsam herangeführt werden, gleichzeitig eine zentrale Position in der U23 einnehmen – und zudem die Möglichkeit erhalten, seine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann zu beenden.

„Das war mir damals sehr wichtig und eine Grundvoraussetzung für meinen Wechsel nach Hoffenheim. Ich bin ein Typ, dem Sicherheit sehr wichtig ist. Meine berufliche Ausbildung hat mich geerdet. Ich habe kennengelernt, was es bedeutet, richtig hart zu arbeiten. Das habe ich später auch vielen jungen Spielern in der U23 mit auf den Weg gegeben und ihnen von meinen Erfahrungen berichtet. Wir müssen hier dankbar sein, was wir in Hoffenheim für Möglichkeiten haben, dies wertschätzen und deswegen auch vollen Einsatz zeigen.“ Thomas Gomminginger, damals wie heute Laufbahnbegleiter der Nachwuchsspieler der TSG, half Ludwig bei dessen Ankunft in Hoffenheim sowie bei der Vermittlung der Arbeitsstelle bei Benz Baustoffe in Sinsheim. Ludwig hatte somit die Möglichkeit, in der Saison 2009/10 sein drittes und finales Ausbildungsjahr abzuschließen.

Karrierehöhepunkt: Bundesliga-Debüt in München

Parallel dazu erlebte er sportlich einen ersten großen Höhepunkt seiner Laufbahn in Hoffenheim – beim Spiel der TSG-Profis zum Auftakt des Jahres 2010 beim FC Bayern München zählte er erstmals zum Kader und debütierte direkt als Einwechselspieler zur zweiten Hälfte. Eine Premiere, die in den Tagen zuvor organisiert werden musste, wie er sich erinnert. „Ich hatte damals freitags immer Berufsschule, die Mannschaft hat sich aber schon am Donnerstag vor dem Spiel auf den Weg nach München gemacht. Ich musste mich also von der Schule für einen Tag beurlauben lassen, dafür war etwas Papierkram nötig. Mir wurde aber schon einige Tage vorher signalisiert, dass ich im Kader dabei sein könnte aufgrund meiner Trainingsleistungen, und dass ich das mal vorsichtshalber mit meiner Ausbildungsstelle klären soll (lacht). Das Debüt war dann ein tolles Erlebnis für mich, auch wenn wir leider mit 0:2 verloren haben.“

Auch heute noch überwiegt bei Ludwig der Stolz, in der Bundesliga gespielt zu haben – damit, dass nach dem Bayern-Spiel (zunächst) keine weiteren Einsätze bei den Profis dazukamen, hadert er in der Retrospektive nicht: „Meine Hauptaufgabe war damals die Oberliga und der Aufstieg in die Regionalliga. Das war für mich das Wichtigste, und das haben wir gemeinsam geschafft, und ich konnte einen wichtigen Teil dazu beitragen. Daneben bin ich einfach dankbar, überhaupt die Möglichkeit bekommen zu haben, Bundesliga zu spielen.“

Die Regionalliga war ab der Saison 2010/11 Ludwigs sportliche „Hoffe“-Heimat, in der er mit seinen Leistungen schnell auf sich aufmerksam machte. Der nächste Schritt war vorgezeichnet, für den heute 31-Jährigen sah er zur Saison 2011/12 einen Wechsel auf Leihbasis zum damaligen Drittligisten 1. FC Heidenheim vor – eine lehrreiche Station, die allerdings nach einem halben Jahr wieder endete. Zwar kam Ludwig in der ersten Saisonhälfte auf zehn Einsätze und erarbeitete sich zwischenzeitlich auch einen Stammplatz – nach einem Platzverweis und einer Verletzung erlebte er in der Winterpause allerdings die Schnelllebigkeit des Geschäfts. „Ich habe gespürt, dass das Vertrauen in mich nicht mehr da war. Im Trainingslager kam ich in drei Spielen nur wenig zum Einsatz. Ich habe das Gespräch gesucht, und mir wurde mitgeteilt, dass es für mich in der Rückrunde wahrscheinlich schwer wird, zu spielen, da der Verein nun anders plant. Es musste dann schnell gehen, und ich bin der TSG dankbar, dass sie mir die Möglichkeit gegeben hat, schon in der Winterpause zurückzukehren.“

Die Leihe wurde aufgehoben, Ludwig schloss sich wieder der U23 an – und fiel nach dem schwerwiegenden Busunfall während eines Trainingslagers in Namibia dennoch erst einmal aus. Auf die insgesamt unglückliche Saison 2011/12 ließ er sein erfolgreichstes Spieljahr folgen – mit 15 Treffern in der Regionalliga und der Rückkehr in den Bundesliga-Kader, die wieder mit dem Trainer Markus Gisdol verbunden war, der im Abstiegskampf der Saison 2012/13 die TSG-Profis übernahm und seinen einstigen Schlüsselspieler Ludwig für die letzten Saisonpartien hochzog. Nach der Premiere in München im Januar 2010 kamen im Frühling 2013 somit noch fünf weitere Partien hinzu, nach dem 2:1-Drama von Dortmund und den Siegen in der Relegation in Kaiserslautern feierten Ludwig und Co. die zwischenzeitlich schon in weite Ferne gerückte Rettung – an der der 31-Jährige übrigens einen großen Anteil hat, der in der Rückschau oft untergeht.

Klassenerhalt im Jahr 2013: Wichtiger Assist in Bremen 

Es war der 32. Spieltag, die TSG gastierte am 4. Mai 2013 bei Werder Bremen und benötigte jeden Punkt, um sich überhaupt noch Chancen zu erhalten auf den Klassenerhalt. „In Bremen herrschte eine Wahnsinnsstimmung, schon auf dem Weg zum Stadion, denn auch Werder musste noch punkten, um nicht abzusteigen, und die ganze Stadt stand hinter dem Verein“, erinnert sich Ludwig. „Wir sind dann in den ersten Minuten überrollt worden und lagen schnell mit 0:2 zurück. Es sah lange Zeit nicht gut aus, aber auch in diesem Spiel, wie auch später in Dortmund, hat uns Markus Gisdol Mut zugesprochen und gefordert, die Ruhe zu bewahren.“ Das Spiel, in dem Ludwig ab der 46. Minute mitwirkte, steuerte auf die Schlussphase zu, als Sven Schipplock das 1:2 gelang. Dann die Nachspielzeit: Die TSG drückte plötzlich, und für Andreas Ludwig ergab sich eine gute Kopfballchance. „Ich habe den Ball nicht richtig getroffen, leider, dachte ich zunächst, das hätte schon das Tor sein müssen.“ Doch letztlich entpuppte sich die vermeintlich verunglückte Aktion als ideale Vorlage für Schipplock, der erneut einnetzte und das 2:2 markierte – und damit den Endstand.

Ohne den Punkt in Bremen wäre die TSG damals abgestiegen – so blieb sie Bundesligist, und Ludwig unterschrieb einen Profivertrag über zwei Jahre, ohne allerdings noch mal in der Bundesliga zum Einsatz zu kommen. „Ich hatte etwas mit Verletzungen zu kämpfen, und meine Konkurrenten waren Roberto Firmino und Kevin Volland. Da konnte ich mich damals schon recht gut einschätzen, dass ich mich nicht ganz auf diesem Niveau bewegt habe“, sagt er heute schmunzelnd.

Ludwig hatte dennoch auf sich aufmerksam gemacht, eine Rückkehr in die U23 der TSG und damit in die Regionalliga ergab zum damaligen Zeitpunkt also keinen Sinn mehr. Als der Zweitligist TSV 1860 München ihn im Winter 2014 auf Leihbasis holen wollte, entschied er sich nach mehreren Gesprächen für diesen Schritt – und zog ein halbes Jahr später zum VfR Aalen, der damals ebenfalls in der 2. Liga aktiv war. Als weitere Stationen fernab des Kraichgaus kamen in den folgenden Jahren der FC Utrecht in der niederländischen Eredivisie sowie der 1. FC Magdeburg in der 3. Liga hinzu. Insbesondere die Zeit in Utrecht behält Ludwig in bester Erinnerung. Er trainierte unter Erik ten Hag, der zur Saison 2022/23 Manchester United in der Premier League übernehmen wird, lernte den stimmungsvollen niederländischen Fußball kennen und hatte auch privat sehr schöne Jahre, gekrönt durch die Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Hanna im Jahr 2015, zehn Jahre, nachdem das Paar zueinander gefunden hatte.

„Es war eine schöne Erfahrung, ein anderes Land mal so intensiv kennengelernt zu haben“, erläutert Ludwig, der in den Niederlanden auch damit begann, sich abseits des Platzes thematisch breiter aufzustellen und unter anderem Fortbildungen zu den Themen Fitness und Ernährung belegte – ein persönliches Engagement, das er bis heute mit vielen zusätzlichen Zertifikaten weiter ausgebaut hat.

Zur Saison 2017/18 entschied er sich trotz der positiven Erfahrungen in den Niederlanden für die Rückkehr nach Deutschland. „Ich war in Utrecht Kaderspieler, bin auf meine Einsätze gekommen“, so Ludwig. Immerhin 53 waren es in zwei Jahren, garniert mit vier Treffern und sieben Vorlagen. „Allerdings wurde die Konkurrenz größer, und somit musste ich eine Entscheidung treffen. Im Nachhinein wäre es vielleicht eine bessere Alternative gewesen, innerhalb der Niederlande zu wechseln, denn dort hatte ich mir mittlerweile etwas aufgebaut. Aber ich hadere nicht damit, es nicht getan zu haben, alle meine Wechsel gehören zu meiner Karriere dazu.“ Er wählte im Sommer 2017 den 1. FC Magdeburg als seine nächste Station aus und wurde mit dem früheren Europapokalsieger Meister in der 3. Liga, trug dazu in der zweiten Saisonhälfte jedoch auch verletzungsbedingt nicht mehr viel bei. „Magdeburg war sicherlich die unglücklichste Station meiner Karriere“, so die ehrliche Replik.

U23-Führungsspieler und Aufgaben neben dem Platz

Ludwig sehnte sich nach einer neuen Herausforderung – und fand sie im Sommer 2018 in der Rückkehr nach Hoffenheim. Wenngleich er erst einmal überlegen musste, als er aus dem Kraichgau das Angebot erhielt, zurückzukommen und Führungsspieler in der U23 zu werden. „Ich bin ehrlich: Eigentlich habe ich mich damals noch ein paar Jahre zu jung für diesen Schritt gefühlt.“

Letztlich aber passte das Angebot zu ihm wie die berühmte Faust aufs Auge – denn es gab ihm auf der einen Seite eine Sicherheit, war es doch auf zunächst drei Jahre und später dann bis zum Ende der aktuellen Spielzeit ausgelegt, und eröffnete ihm andererseits auch die Möglichkeit, schon in jungen Jahren andere Seiten des Profifußballs kennenzulernen und Einblicke in verschiedene sportliche Abteilungen abseits des Platzes zu erhalten. Ludwig führte die U23 gemeinsam mit Robin Szarka, mit dem er 2013 gemeinsam den Klassenerhalt bei den Profis gefeiert hatte, als mittlerweile routiniertes Duo mit maximaler Hoffenheim-Identifikation an. Gleichzeitig sammelte er unter anderem erste Erfahrungen in der Scouting-Abteilung der TSG. „Ich bin dem Verein dafür sehr dankbar, und auch, dass er mir die Möglichkeit gibt, auf diesem Weg weiterhin mit der TSG verbunden zu bleiben.“

Damit ist es amtlich: Andreas Ludwig wird für die TSG auf kleiner Basis in der Scoutingabteilung weiterarbeiten und zusätzliche Erfahrungen sammeln – neben seiner künftigen sportlichen Station, die bald verkündet werden dürfte. Er wird die TSG also auch diesmal nicht so ganz verlassen.

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