Andreas Beck: "Ich freue mich sehr über die Sympathien"
Hallo Andi, wie geht’s dir in deiner neuen Heimat?
Andreas Beck: Richtig, richtig gut, danke der Nachfrage. Ich fühle mich sportlich und privat pudelwohl.
Wieviel vom „echten“ türkischen Leben bekommst du mit?
Beck: Schon einiges, denke ich. Ich lebe ja nicht in einer Blase, sondern bewege mich in der Stadt, um sie und die Menschen hier besser kennenzulernen. Allerdings mit einer kleinen Einschränkung: Stark besuchte Plätze versuche ich zu den normalen Zeiten eher zu meiden. (Lacht.) Sonst komme ich kaum noch vom Fleck, weil ich erkannt werde. Aber ich genieße diese Begeisterungsfähigkeit auch sehr.
Istanbul ist eine schöne Stadt, eine Großstadt. Wie gefällt dir das Leben in der türkischen Metropole?
Beck: Super. Ich kann jedem nur empfehlen, sich mal ein eigenes Bild von dieser pulsierenden und faszinierenden Metropole zu machen. Hier findet jeder genau das Richtige für sich. Tradition trifft auf Moderne – und das in einer wunderschönen Lage.
Wenn du aus deiner Wohnung auf die Straße blickst, was siehst du?
Beck: Vom Balkon aus habe ich einen wundervollen Blick über Teile der Stadt und den Bosporus. Einfach traumhaft.
Wie gut ist dein Türkisch nach einigen Monaten?
Beck: Türkcem henüz yeterli degil ama daha iyi olmasi icin her gün calisiyorum. (Lacht.) Soll heißen: Es ist noch lange nicht gut. Aber ich arbeite täglich daran, dass es besser wird.
Deine Freundin ist bei dir, du spielst Fußball. Reicht dir das, um glücklich zu sein?
Beck: Das sind zumindest schon mal beste Voraussetzungen dafür. Aber natürlich spielen privat und sportlich schon auch noch ein paar andere Faktoren eine Rolle. Denn ich möchte selbstverständlich guten und erfolgreichen Fußball spielen. Und privat gehört neben meiner Freundin auch das ganze Umfeld dazu – Freunde, das große Angebot an kulturellen Möglichkeiten und Freizeitangeboten oder auch die tolle Lage.
Hast du dich vor deiner Abreise auf die Türkei vorbereitet – auf Menschen, Umgebung, andere Sitten?
Beck: Ich habe mich schon vor meiner Entscheidung für den Wechsel so gut wie möglich über Club und Stadt informiert. Istanbul kannte ich davor ja nur von einem privaten Städtetrip. Aber Roberto Hilbert oder Tayfun Korkut beispielsweise haben beide lange in Istanbul gelebt und auch für Besiktas gespielt. Sie und andere haben mir von Stadt und Club vorgeschwärmt.
Wenn man deine sozialen Kanäle verfolgt, scheinst du von Anfang an fest in die Mannschaft integriert gewesen zu sein…?
Beck: Absolut. Die Jungs hier haben es mir nicht sonderlich schwer gemacht. Ein Vorteil war gerade zu Beginn sicher, dass wir sehr viele Spieler im Team haben, die Deutsch oder Englisch sprechen.
Mit Mario Gomez kam vor der Saison auch ein alter Bekannter von dir zu Besiktas gewechselt. Wie sehr hat dir das am Anfang geholfen?
Beck: Mario und ich kennen uns ja schon lange. Wir haben zu Beginn unserer Karriere zusammen in Stuttgart gespielt, jetzt zusammen in Istanbul. Das freut uns beide.
Unterscheiden sich die europäische und die asiatische Seite Istanbuls?
Beck: Auf der europäischen Seite sind die meisten Touristenattraktionen – deshalb ist der asiatische Teil vielen eher unbekannt. Aber eigentlich gibt es da nur wenige Unterschiede. Es gibt auch auf der asiatischen Seite wunderschöne Ecken. Und Stau gibt es auch auf beiden Seiten. (Lacht)
Wie gefällt es dir fußballerisch in der Türkei?
Beck: Sehr gut. Vor allem das technische Niveau der Mannschaften ist hoch. Hier hat jede Mannschaft ein paar richtig gute Kicker dabei.
Sehr gut. Wie spielt Besiktas Istanbul Fußball?
Beck: Wir spielen einen Fußball, der sehr auf Ballbesitz und Dominanz ausgelegt ist. Egal, wo und gegen wen wir auch spielen – wir wollen immer gewinnen. Das macht mir richtig Spaß.
Du hast alle Spiele von Beginn an bestritten. Hast du selbst damit gerechnet, in Istanbul so schnell einzuschlagen?
Beck: Mein Ziel war es natürlich schon, mich hier durchzusetzen. Sonst hätte ich diesen Schritt auch nicht gemacht. Dass der Start für die Mannschaft und auch für mich so gut verlief, ist natürlich super. Das freut mich sehr.
Du bist in Istanbul ein „Posterboy“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Wie dürfen wir das verstehen?
Beck: Das hängt wohl mit einem riesengroßen Banner zusammen, das mitten in der Stadt vor der Baustelle von unserem Stadion-Neubau hing. Darauf waren der Trainer und vier Spieler zu sehen. Einer davon bin ich. Als ich das erste Mal daran vorbeifuhr, bin ich selbst fast erschrocken. Aber insgesamt freue ich mich natürlich sehr über die Sympathien, die mir hier von den Fans entgegengebracht werden. Das zeigt, dass meine Art Fußball zu spielen und zu arbeiten, geschätzt wird. Das ist ein großes Kompliment.
Du hast in der Europa League gespielt – erzähl' mal von deinen Erlebnissen, deinen Erfahrungen?
Beck: So viele Erfahrungen waren das jetzt ja noch nicht. Was ich aber sagen kann: Es macht mir einen riesigen Spaß, mich international messen zu dürfen. Das war und ist ein Riesenanreiz für mich. Ich hoffe, dass wir uns nächstes Jahr sogar in der Champions League präsentieren dürfen.

