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SPIELFELD
14.09.2015

Sebastian Rudy über Zocken

Sebastian Rudy spricht über seine Leidenschaft für die Computer-Fußballsimulation FIFA, die Entwicklung des Spiels und warum er da nicht sich selbst auswählt.

Sebastian, oft heißt es ja, die Eltern hätten eine große Rolle gespielt in der eigenen Karriere. In Deinem Fall kann es ja gar nicht anders sein.

Sebastian Rudy: „Mein Vater Claude hat mich halt von klein auf mit genommen. Der Ball war immer präsent. Er war ja auch selbst ein sehr guter Kicker.“

Richtig gut.

Rudy: „Ja, er spielte in der Württemberg-Auswahl. Zusammen mit Jürgen Klinsmann.“

Und die gesamte Familie ist entsprechend mit Fußball infiziert.

Rudy: „Ich habe vier Geschwister. Und alle sind sportlich und talentiert, haben zum Beispiel alle am gleichen Stutzpunkt trainieren dürfen. Mein älterer Bruder Florian hat in der Jugend ja selbst in Hoffenheim gespielt und es bei der Spielvereinigung Unterhaching bis in die 3. Liga geschafft.“

Aber Du bist der erste Bundesliga-Profi der Familie?

Rudy: „Noch. Meine Schwester Fabienne ist 16 und spielt in der Juniorinnen-Bundesliga. Mein Bruder Max ist auch sehr, sehr talentiert. Aber er ist ja auch erst acht.“

Entsprechend fußballverrückt ging es bei Rudys zu?

Rudy: „Zumindest hat keiner gemeckert, wenn wir langer draußen geblieben sind zum Bolzen. Und wenn es geregnet hat, ging es im Schlafzimmer weiter. Das war schon okay.“ (lacht).

Oder an die Playstation. Du bist ein passionierter Zocker. Wann bist Du dazu gekommen?

Rudy: „Ich hab‘ mit FIFA 98 angefangen und bin die ganze Zeit dabei geblieben. Es gab immer nur ein Spiel für mich – und das war genau das.“

Da warst Du acht Jahre alt. Der echte Fußball hat sich in den letzten 15 Jahren stark verändert. Gilt das auch für die Spiel-Variante?

Rudy: „Das ist brutal. Ich hab so vor ‘nem halben Jahr bei meinen Eltern die Nintendo 64 wieder rausgekramt und mal angeschaut. Den Unterschied kann man sich gar nicht vorstellen, das ist Wahnsinn. In allen Bereichen, aber am auffälligsten natürlich an der Grafik. Das waren früher ja eher Klotze als Spieler. Heute ist das alles schon sehr, sehr realistisch.“

Und man entwickelt sich auch als Computer-Spieler über den langen Zeitraum schon weiter.

Rudy: „Eigentlich ja, aber manche auch nicht. Bei uns spielt ein Physiotherapeut auch schon ein paar Jahre. Da merk‘ ich nix. (lacht) Aber gerade wenn du im Online-Modus spielst, in den Ligen 1 bis zehn, da merkst du schon, ob und wie du besser wirst.“

Aber Du spielst da schon erste Liga?

Rudy: „Schon, aber so schwer ist das nicht. Also, finde ich zumindest. (lacht) Ich spiel es zumindest immer so lang, bis ich in die erste Liga aufgestiegen bin. Dann ist ja der Reiz weg.“

Ihr habt hier im Aufenthaltsraum auch ‘ne Playstation. Und zockt da immer?

Rudy: „Da steht ‘ne Konsole, aber im Moment ist es da eher ruhig. In der Vorbereitung war da schon mehr los, ein kleines Spielchen zum Abschalten zwischen den Einheiten. Das macht Spaß und man kann sich auch auf diese Weise mit Fußball beschäftigen. Aber jetzt am Ende des FIFA-Jahres lässt der Reiz nach. Alle warten auf FIFA 16, das Ende September kommt.“

Aber zu Hause spielst Du schon auch.

Rudy: „Naja, wenn die Frau nicht zu Hause ist, dann wage ich mich schon mal ran. Aber wenn sie da ist, habe ich keine Chance. Da kann ich mich nicht durchsetzen.“

Spielst Du denn immer mit dem gleichen Team?

Rudy: „Das ändert sich von Jahr zu Jahr. In der letzten Saison war es der FC Barcelona, davor habe ich ein Jahr mit Paris St. Germain gespielt. Mal gucken, wer es dieses Jahr wird. Da bin ich noch offen.“

Wie entscheidest Du das?

Rudy: „Am Anfang suche ich mir schon ein paar Favoriten aus. Die Taktiken sind ja voreingestellt, und dann gucke ich spontan, mit welchem Club ich am besten zurechtkomme.“

Man kann ja auch die TSG 1899 Hoffenheim wählen…

Rudy: „Ja, konnte man. Gegen unseren Physiotherapeuten durfte das gehen.“ (lacht)

Und wenn man sich eine eigene Mannschaft zusammenstellen dürfte?

Rudy: „Das haben wir früher mit Andi Beck ab und an gemacht. Jeder durfte sich abwechselnd einen Spieler ziehen und am Ende hatte man eine echte Welt-Elf zusammen.“

Und wenn sucht sich Sebastian Rudy dann aus?

Rudy: „Ich spiel‘ meistens mit den Spielern, die ich auch so mag. Also sind das eher die technisch geprägten Kicker. Meistens mit Ribery, di Maria, Messi natürlich, Pirlo ist auch ‘ne Bank – und dann vielleicht noch Ronaldinho auf die 10 gestellt.“

So ein giftiger Zweikämpfer wie Arturo Vidal käme nicht in Frage?

Rudy: „Ah, doch, war auch schon dabei. Zuallererst müssen sie gut sein.“ (lacht)

Und der Sebastian Rudy bei FIFA 15 ist gut genug für Deine Auswahl?

Rudy: „Ich spiel eigentlich nicht mit mir selber. Das muss man ja auch immer im Verhältnis sehen. Meine Starken im Vergleich zu denen von Pirlo etwa, das muss man schon so regulieren, dass es passt. So ist ja das Spiel. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir meine Figur noch nicht mal richtig angeschaut.“

Weil ihr im Team selten Hoffenheim aussucht?

Rudy: „Wir spielen generell nicht mit uns. Das ist immer eher so die Besetzung von einem Champions-League-Viertelfinale. Real, Barcelona, Manchester, Chelsea, PSG, so was.“

Aber am Ende heißt der teaminterne Sieger meist Sebastian Rudy.

Rudy: „Nicht immer. Da sind schon ein paar richtig gute Jungs bei uns in der Mannschaft. Der Oliver Baumann ist ein sehr guter Zocker, auch Adam ist auf einem echt hohen Niveau. Und gegen Nikki Sule habe ich noch nicht gespielt, aber alle sagen: Er sei verdammt gut.“

Kannst du es nachvollziehen, dass das Zocken an der Konsole auch problematisch gesehen wird?

Rudy: „Bei mir war es früher so, dass ich immer raus gegangen bin, wenn das Wetter gut war, auf die Straße, auf den Bolzplatz – ab zum Kicken. Es gibt ja nichts Schöneres. Sicher wird heute schon das ein oder andere Mal mehr gezockt als früher, aber wichtig ist, dass man sich die Zeiten einteilt.“

Also nicht unbedingt die ganze Nacht durch.

Rudy: „Nee, mein schönstes Spiel dauerte auch „nur“ zwei Stunden. Da haben wir uns mal ein Kino gemietet.“

Wie bitte?

Rudy: „Der Andreas Beck, Matthias Jaissle, Tom Starke und ich haben in Walldorf ein Kino gemietet, an einem trainingsfreien Tag. Da haben wir den Nachmittag ganz allein im Saal vor der großen Leinwand zu viert gezockt, zwei gegen zwei. Das war total genial, einmalig, das musste mal sein.“

Und anschließend?

Rudy: (lacht) „Waren wir nass geschwitzt.“

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