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MÄNNER
25.02.2013

Torlinientechnik: Nie wieder ein Wembley-Tor?

Bei der WM 2014 wird im nächsten Jahr erstmals zur Unterstützung der Unparteiischen eine Torlinientechnik eingeführt. Das hat der Fußball-Weltverband FIFA erst kürzlich mitteilen lassen. Sind damit die Zeiten, in denen man so herrlich über Tor oder Nicht-Tor streiten konnte, vorbei? Die Liste der Befürworter ist lang, aber Raum für kritische Überlegungen bleibt.

Den Ball ins Rollen brachte letztlich die erneute Fehlentscheidung eines Schiedsrichter-Assistenten im WM 2010-Achtelfinalspiel zwischen Deutschland und England. Als Frank Lampards Fernschuss in der 38. Minute deutlich hinter der Torlinie aufsprang, jedoch so nicht von Mauricio Espinosa gewertet wurde. Der berühmteste (Nicht-)Treffer dieser Art ist sicherlich Geoff Hursts Tor zum vorentscheidenden 3:2 (Endstand 4:2) in der Verlängerung des WM-Finales 1966. Auch beim Wembley-Tor waren damals die gleichen Nationen beteiligt, wobei bis heute, aufgrund der damaligen technischen Möglichkeiten, nicht eindeutig geklärt ist, ob der Ball hinter oder auf der Linie war.

Nun soll sie also kommen, die eindeutige und unstrittige Torentscheidung mittels Technik. Für Fußball-Romantiker schwere Zeiten, gehören doch für viele solch diskutierbare Entscheidungen einfach zum Fußball dazu. Für FIFA-Boss Joseph Blatter war dennoch klar: "Was 2010 passiert ist, darf sich nicht wiederholen. Wenn man Hilfe hat, muss man die auch einsetzen!" UEFA-Präsident Michel Platini ist sich da nicht ganz so sicher und gibt sich als einer dieser Fußball-Romantiker. "Ich war immer gegen den Einsatz von Technik im Fußball", hatte Platini stets betont.

TSG pro Technik

In Hoffenheim trifft die Entscheidung für die Torlinientechnik auf breite Zustimmung. "Wenn die Entscheidung – Tor oder kein Tor – in zwei bis drei Sekunden beim Schiedsrichter ist, befürworte ich die Einführung", sagt Andreas Müller. Der 1899-Manager sieht dies jedoch als Ausnahme: "Das sollte der erste und letzte Schritt in Bezug auf technische Hilfsmittel im Fußball sein!" Damit entspricht seine Einschätzung auch der von Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß. "Wenn es funktioniert, bin ich dafür. Es ist die einzige technische Neuerung, die ich akzeptiere", sagte Hoeneß.

Die TSG war in dieser Saison bereits zwei Mal von knappen Torentscheidungen betroffen: Sowohl Andreas Becks gelungene Rettungsaktion auf der Linie gegen Eintracht Frankfurt, als auch die misslungene Tat von David Abraham bei Hannover 96 wurden jedoch richtig eingeschätzt. Stürmer Kevin Volland begrüßt die Einführung. "Wenn es keine Zweifel mehr gibt, ob der Ball drin war oder nicht, kann man sich anschließend wieder besser aufs weitere Spiel konzentrieren – Dann gibt es keinen unnötigen Stress", sagt der 20-Jährige. Auch Marco Kurz sieht das neue Vertrauen auf technische Hilfsmittel "sehr positiv, da es Klartext in diesen umstrittenen Situationen gibt“. Ganz wichtig ist dem TSG-Trainer, dass „dadurch aber kein Einfluss auf das grundsätzliche Fußballspiel genommen wird".

Marco Kurz und das Phantom-Tor

Er selbst war als Spieler von einer deutlichen Fehlentscheidung betroffen. Beim Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem 1. FC Nürnberg am 23. April 1994 "erzielte" Thomas Helmer einen Treffer, der eigentlich gar keiner war und als Phantom-Tor in die Bundesliga-Geschichte einging. Der Ball ging deutlich neben das Tor. "Eine Brille hätte dem Schiedsrichter ausgereicht, um diese Situation zu meistern", urteilt Kurz. Dieser launige Hinweis führt uns wieder zu Michel Platini. Der UEFA-Präsident hält die Einführung der weiteren Schiedsrichter-Assistenten für ausreichend: "Wenn der Torrichter einen Meter von der Linie entfernt ist und eine gute Brille trägt, dann kann er sehen, ob der Ball drin ist oder nicht!"

Bereits beim Confederations Cup in diesem Sommer wird das neue Hilfsmittel eingesetzt. Offen ist bislang noch, welche Technik verwendet wird und damit auch welcher Anbieter den Zuschlag erhält. Die Systeme GoalRef (Chip im Ball) und Hawk-Eye (vom Tennis bekannt) stehen zur Auswahl. Vier Unternehmen dürfen sich Hoffnung auf den Zuschlag im April machen, zwei von Ihnen sind in Deutschland beheimatet. Möglicherweise entscheidet dann also deutsche Wertarbeit, ob Mario Gomes, Mesut Özil & Co. uns nach 1954, 1974 sowie 1990 zum vierten Mal zum Weltmeistertitel schießen.

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