Wiese: „Werde mich für das Team zerreißen“
Tim, die Nationalmannschaft ist mit drei Siegen in der Vorrunde so erfolgreich in eine EM gestartet wie nie zuvor. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen zu den bisherigen Partien. Wie ist die Stimmung bei euch selbst?
Wir sind sehr zufrieden. Es mag sein, dass nicht immer alles hundertprozentig rund lief in den Spielen, aber wir haben das Maximum herausgeholt, und nur das zählt. Dass eine Mannschaft wie Holland mit null Punkten heimfährt, sagt doch alles. Alle wussten, wie schwer die Vorrunde wird und wir haben es am Ende überragend gemeistert. Doch jetzt geht's weiter…
Gegen die Griechen. Wie geht ihr in dieses Spiel?
Mit einer Menge Selbstvertrauen und Überzeugung. Wir wollen und werden unserer Favoritenrolle gerecht werden. Aber wir sind nicht so blöd zu glauben, dass es ein Selbstläufer wird. Die Griechen haben nichts zu verlieren, wir werden sie auf keinen Fall unterschätzen.
Du selbst wirst aller Voraussicht nach auch im Viertelfinale auf der Bank Platz nehmen, wie meistens im Kreis der Nationalmannschaft in den vergangenen vier Jahren. Im Verein hingegen bist du es gewohnt, eine tragende Rolle auf dem Feld auszufüllen. Wie schwer fällt das einem Typen wie dir und wie arrangierst du dich damit?
Natürlich spiele ich lieber, keine Frage. Aber ich bin hier ja nicht irgendwo, sondern bei der Nationalmannschaft. Hier sind die 23 besten Spieler Deutschlands zusammen. Um hierher zu kommen, musst du was geleistet haben. Und mit Manuel Neuer haben wir nun mal einen Torwart, der sich seinen Stammplatz durch herausragende Leistungen erarbeitet hat. Er hat ihn nicht geschenkt bekommen. Das akzeptiere ich. Dennoch fühle mich ich mich zu 100 Prozent als Teil dieses Teams, so wie die anderen Ersatzspieler auch. Und wenn's mal brennt, werde ich da sein, das ist letztlich auch meine Aufgabe hier.
Viele Fans der TSG können es immer noch gar nicht glauben, dass du in der kommenden Saison zwischen den Pfosten stehen wirst. Es gab auch kritische Stimmen im Zusammenhang mit deiner Verpflichtung. Sieben Jahre warst du in Bremen, musst auch du selbst dich an den Gedanken noch gewöhnen?
Wir sind im Profigeschäft. Wechsel gehören dazu und was die Fans angeht, auch Skepsis gegenüber neuen Situationen und neuen Spielern. Ich akzeptiere das und nehme die Herausforderung gerne an. Ich bin kein Wandervogel. Da, wo ich war, war ich immer sehr lange. Und, noch wichtiger: Ich habe mich immer voll reingehängt, identifiziert, alles für den Verein gegeben. Das war in Lautern so und zuletzt bei Werder. Und genauso wird es auch in Hoffenheim sein, das verspreche ich. Sobald die Leute merken, der kann was und der gibt alles für 1899, respektieren sie dich. Darauf vertraue ich.
Hast du mit deiner Familie schon nach einer Bleibe schauen können?
Ja, das ist schon alles geklärt. Wir haben uns ein Haus ausgesucht in der Nähe von Heidelberg und ich bin sicher, dass wir uns dort wohl fühlen werden. Die ländliche Umgebung im Kraichgau liegt uns.
Die Vorbereitung wirst du zu einem überwiegenden Teil verpassen. Wie ist dein Zeitplan und denkst du, es ist ein Nachteil, erst so spät zum Team zu stoßen?
Mein Zeitplan: EM-Finale am 01. Juli, dann mal abschalten und mit meiner Familie Urlaub machen für zwei Wochen. Und dann bin ich bereit für die TSG, ich freue mich schon jetzt sehr auf die neue Umgebung, die Mannschaft. Ich bin sicher, da entsteht gerade etwas, und ich werde mich dafür zerreißen, dass wir mit der Truppe Erfolg haben. Dass ich später dazu komme, wahrscheinlich zum zweiten Trainingslager in Österreich, sehe ich nicht als Problem an. Es ist immer noch Zeit genug, alle kennenzulernen. Sportlich ist es eh kein Problem, immerhin trainiere ich jetzt mit der DFB-Auswahl seit fast sechs Wochen auf allerhöchstem Niveau. Ich werde topfit nach Hoffenheim kommen, da muss sich niemand Sorgen machen!