Bremen: Ein Spitzenklub auf Abwegen
19 Punkte und Platz 14 sind das Resultat der ersten 17 Spieltage. Die kurze Winterpause und Vorbereitung sollte Besserung bringen. Im Trainingslager im türkischen Belek zogen alle Spieler gut mit. Man konnte sehen, dass die Akteure gewillt sind, die derzeitige Lage Werders schnellstens zu korrigieren. „Ich spüre, dass wir hier konzentriert und intensiv arbeiten, jeder den anderen anpeitscht und wir uns gegenseitig nach vorne bringen wollen", sagte Torsten Frings. Das mag auf dem Trainingsplatz gelingen. Doch kurz vor Rückrundenstart sieht es danach aus, als wäre Bremen noch weit von einer erfolgreichen Krisenbewältigung entfernt. Deutliche Testspielniederlagen gegen Zweitligist MSV Duisburg (1:4), den türkischen Erstligisten Eskisehirspor (1:3) und das Remis (1:1) gegen den Tabellenführer der türkischen Liga, Trabzonspor, sprechen eine andere Sprache. Das Potenzial ist da, wie Kapitän Torsten Frings bestätigt: „Wir sind da unten drin, weil wir unser Potenzial nicht abgerufen haben", und fügt hinzu: „Das derzeitige Maß ist sehr gut: Jeder Spieler zieht mit, alle sind heiß und alle wollen."
Avdic für Almeida
Mit Hugo Almeida hat den Verein einer der Topstürmer in Richtung Besiktas Istanbul verlassen. In 13 Spielen erzielte der Portugiese neun Tore. Ersatz haben die Verantwortlichen sofort gefunden: Denni Avdic heißt der Nachfolger, der ab sofort die gegnerischen Defensivreihen schwindelig spielen soll. In den Testspielen wusste der Schwede, der von Klaus Allofs als der „Retter" bezeichnet wird, noch nicht zu überzeugen, Trainer Thomas Schaaf ist dennoch überzeugt von den Qualitäten des Österreichers: „Er sucht immer den Weg zum Tor. Es ist schön zu sehen, dass er gierig ist, sich weiterzuentwickeln."
In der Offensive sind die Bremer gut aufgestellt. Viele Aktionen laufen über Marko Marin, der sich in den letzten Jahren zu einem der Leistungsträger in der Schaaf-Elf entwickelt hat. Im zentralen Mittelfeld zieht Frings die Fäden. Seine Erfahrung hilft dem Team. Auch Marko Arnautovic sorgt im gegnerischen Strafraum immer wieder für Gefahr. Die Schwachpunkte der Hanseaten liegen nicht vorne, sondern in der Verteidigung des eigenen Tores. 35 Gegentore sind für eine Mannschaft, die Ansprüche auf den internationalen Wettbewerb erhebt, zu viel. Das ist der zweithöchste Wert in der Bundesliga, nur Gladbach hat noch mehr Treffer kassiert. Vier Mal musste Torhüter Tim Wiese vier Mal oder öfter hinter sich greifen. Den negativen Höhepunkt markierte das 0:6 beim aktuellen Tabellen-17. VfB Stuttgart.
Die Situation der Bremer ist für viele Akteure neu. Auch langjährige Führungsspieler wie Frings und Per Mertesacker haben die aktuelle Lage erkannt: „Wir sind in einer Situation, die man nicht zu locker nehmen darf. Wer das jetzt nicht verstanden hat, den wollen wir hier nicht mehr haben", sagt Frings. Die Vorgabe für den Rückrundenauftakt dürfte allen Beteiligten damit klar sein. Alles andere als ein Sieg zählt nicht. Beim Gedanken an das Hinspiel gegen Hoffenheim, könnte der Mut sinken. In der Rhein-Neckar-Arena unterlag Bremen mit 1:4.