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SPIELFELD
07.07.2022

Die perfekte Elfmeter-Parade

Es ist eine Ausnahmesituation, in der Torhüter zu alleinigen Hoffnungsträgern der Mitspieler und Fans werden: Sie sind bei gegnerischen Strafstößen die letzte Instanz, um den Treffer des Schützen doch noch zu verhindern. Doch wie bereitet sich ein Keeper auf das Duell vom Punkt vor? Worauf kommt es an, um bessere Chancen zu haben? Nachdem wir in der Mai-Ausgabe gemeinsam mit TSG-Legende Sejad Salihović den perfekten Elfmeter beschrieben haben, widmen wir uns in dieser Ausgabe der perfekten Parade. SPIELFELD hat sich mit U19-Keeper Tim Böff getroffen, der in der TSG-Akademie nach zahlreichen parierten Strafstößen den Ruf als Elfmeterschreck genießt. Der 18-Jährige ist gegen Maskottchen Hoffi angetreten und verrät seine Tricks im Mental-Duell aus kurzer Distanz.

DER ELFMETERPFIFF

„Wenn der Schiedsrichter seine Entscheidung getroffen hat, fange ich nicht an, mit ihm zu diskutieren. Stattdessen konzentriere ich mich sofort auf den Elfmeter und lenke den gedanklichen Fokus schnell auf meine Parade. Wenn man mit dem Schiedsrichter diskutiert, verliert man nur Konzentration. Die Entscheidung wird sowieso nicht zurückgenommen. Daher nehme ich mir lieber alle Zeit für mich und meine Vorbereitung. Ich bin dann schon im Tunnel und blende fast alles aus.“

DIE VORBEREITUNG

„Wenn sich der Schütze den Ball zurechtlegt, will ich zunächst am Fünfer stehen, um den Schützen etwas zu verunsichern und das Tor möglichst klein wirken zu lassen. Dann gehe ich rückwärts zur Linie und springe einmal gegen die Latte. Dazu mache ich mich groß, hüpfe aber nicht groß herum. Wichtig ist es, dass man sofort Spannung aufbaut und bereit für den Schuss ist.“

DIE ENTSCHEIDUNG

„Ich entscheide mich erst ganz spät für eine Ecke. Im Jugend-Fußball gibt es natürlich keine so große Datenanalyse wie bei den Profis. Dadurch ist es für mich auch meistens komplett offen, wohin der Spieler schießt. Entscheidend für meine Wahl der Ecke ist dabei für mich die Haltung des Standbeins des Schützen. Irgendwann ist es für ihn fast unmöglich, bei einer gewissen Beinstellung den Ball noch in die andere Richtung zu ziehen. Das können nur die absoluten Experten. Daher entscheide ich mich anhand der Fußstellung des Standbeins unmittelbar vor dem Elfmeter für eine Ecke.“

DAS MENTALDUELL

„Ein paar kleine Spielchen gehören natürlich immer dazu. Ich lasse die Spieler gern etwas warten, damit sie vielleicht zum Nachdenken kommen, ohne dass es unsportlich wird. Dadurch, dass ich am Fünfer stehe, wenn der Spieler sich den Ball zurechtlegt, wirkt das Tor zunächst noch etwas kleiner. Das provoziert dann manchmal auch einen zu genauen Schuss. Dazu versuche ich immer, Augenkontakt aufzubauen und zu halten. Da kann ich dann schon erkennen, ob ein Spieler nervös wird. Manchmal guckt ein Spieler bewusst offensichtlich in eine Ecke, um mich reinzulegen, aber darauf falle ich nicht rein.“

DER SPRUNG

„Das Wichtigste ist der Bodenkontakt mit den Füßen. Anders als bei einem Fernschuss macht man bei einem Elfmeter keinen Zwischenschritt mehr. Stattdessen geht es nur darum, sich mit einer möglichst hohen Schnellkraft abzudrücken und weit genug in eine Ecke zu kommen. Deshalb versuchen wir Torhüter, Bodenkontakt zu haben, wenn der Ball geschossen wird. Manchmal springt man davor auch etwas hoch, um noch mehr Kraft zu haben.“

DIE PARADE

„Es gibt Unterschiede zwischen einem Strafstoß während eines Spiels und einem Versuch im Elfmeterschießen. Bei einem Elfmeter innerhalb einer Partie muss auch immer der Nachschuss beachtet werden. Entsprechend versuche ich den Ball zur Seite abzuwehren, damit die Chance auf einen Abstauber möglichst gering ist. Aber das lässt sich natürlich nicht immer beeinflussen, ich bin ja ehrlich gesagt froh, wenn ich den Ball überhaupt halte.“

DER JUBEL

„Als Torwart ist man immer der Underdog und kann eigentlich nur gewinnen. Auch wenn ich in der Vergangenheit einige Versuche parieren konnte, erwartet es niemand wirklich von dir. Man ist vielmehr Hoffnungsträger der gesamten Mannschaft – ohne aber den Druck des Schützen zu verspüren. Das ist eigentlich eine schöne Situation. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass in keinem Spiel ein Elfmeter gegen uns gepfiffen wird, weil es zunächst erstmal etwas Negatives bedeutet. Sollte ich den Strafstoß dann jedoch halten, ist der Jubel entsprechend groß. Dann darf ein Torwart auch schon mal so feiern wie ein Stürmer seinen Treffer.“

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