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FRAUEN
17.12.2021

Das Abenteuer Champions League

Zehn Spiele, sieben Siege und eine Menge neuer Erfahrungen: Erstmals nahm die TSG in dieser Saison an der UEFA Women’s Champions League teil. Nach einer erfolgreichen Qualifikation und einer lehrreichen Gruppenphase verabschiedete sich die Mannschaft von Chef-Trainer Gabor Gallai am Mittwochabend mit einem eindrucksvollen 4:1-Erfolg gegen Arsenal London aus der Königsklasse, den Einzug ins Viertelfinale verpassten die Hoffenheimerinnen damit nur knapp. Wir blicken nochmal auf die ersten und unvergesslichen Erlebnisse der TSG-Frauen auf internationaler Bühne zurück.

Zürich, 17. August. Das Abenteuer Champions League beginnt. Der Ort des Geschehens: der Letzigrund. Das Stadion des FC Zürich ist beeindruckend, auf dem großen Bildschirm über den leeren Tribünen wird die Paarung des ersten Spiels des Mini-Turniers – der ersten Qualifikationsrunde auf dem Weg in die Gruppenphase – angezeigt. Für die TSG geht es gegen Valur Reykjavik, ein unbekannter Gegner mit nicht wirklich einschätzbaren Fähigkeiten. Als die eigens für die UEFA Women’s Champions League komponierte Hymne durchs Stadion hallt, ist es allen in den Gesichtern abzulesen: ein ganz besonderer Moment in der Geschichte der TSG-Frauen. Diese dominieren von Beginn an die Partie gegen die Isländerinnen, Nicole Billa trifft schließlich zum hochverdienten Sieg (57.). Die erste Hürde ist genommen.

Zürich, 20. August. Die Flutlichter sind an, es ist das Finale des Mini-Turniers in Zürich. Der AC Mailand hatte sich drei Tage zuvor gegen Gastgeber Zürich den Einzug ins Endspiel gesichert. Gallai erwartet einen deutlich stärkeren Gegner, sein Team wirkt konzentriert und vorfreudig. Die Italienerinnen starten stark, haben die ersten Chancen des Spiels. Doch die TSG wird mit zunehmender Spieldauer immer abgeklärter, Jule Brand sorgt für die Führung (36.). Auch nach der Pause bleibt die Gallai-Elf ruhig, lässt sich durch die italienische Spielweise nicht aus dem Konzept bringen. Isabella Hartig trifft per Kopf zum vielumjubelten 2:0 (59.). Nach dem Schlusspfiff brechen alle Dämme. Die Freude über den Einzug in die Playoffs ist riesig, das fünftägige Abenteuer in der Schweiz hat euphorisiert und zusammengeschweißt. 

Malmö, 31. August. Es geht alles ganz schnell. Neun Tage nach der Auslosung der zweiten Qualifikationsrunde tritt die TSG beim FC Rosengård an. Schwedischer Rekordmeister, ein bekanntes Gesicht in der Königsklasse. Die Reise ins schwedische Malmö beeindruckt, erstmals fliegen die Hoffenheimerinnen per Charter zum Auswärtsspiel. Die Stimmung ist glänzend, die TSG ist gegen das erfahrene Team aus Rosengård der Underdog. Es wird ein intensiver Fight zwischen zwei starken Mannschaften, Tine De Caigny erzielt das 1:0 (29.). Rosengård macht Druck, doch Laura Wienroither (71.) und Chantal Hagel (90. +3) sorgen mit Traumtoren für eine überragende Ausgangslage für das Rückspiel. Es fühlt sich alles so unreal an. Die Spielerinnen sagen: ‚Das gibt es nicht, was erleben wir denn hier gerade.‘

Hoffenheim, 8. September. Erstmals findet im Dietmar-Hopp-Stadion ein Champions League-Spiel der Frauen statt. Die TSG könnte gegen den FC Rosengård vor heimischer Kulisse den Einzug in die Gruppenphase perfekt machen. Die Gäste starten erwartet druckvoll, die TSG zeigt sich von den Offensivbemühungen ihres Gegners aber unbeeindruckt und Laura Wienroither trifft auf der Gegenseite sogar zur Führung (8.). Es entwickelt sich erneut ein temporeiches Spiel, in dem die Gallai-Elf nie Zweifel daran aufkommen lässt, ihren Weg in der Königsklasse fortzusetzen. Die Partie endet mit einem 3:3 und die Hoffenheimerinnen erfüllen sich den Traum von der Gruppenphase, der wenige Wochen zuvor noch in so weiter Ferne schien.  

Nyon, 13. September. Eines ist schon vor der Auslosung klar: Es wird keine leichte Gruppe geben. Die TSG wird aus Topf 3 in eine der vier Gruppen gelost. Als der Zettel mit der Aufschrift ‚TSG 1899 Hoffenheim‘ in die Kamera gehalten wird, gibt es nur noch zwei mögliche Optionen, weil die Gruppen des VfL Wolfsburg und des FC Bayern München schon feststehen und nicht zwei deutsche Teams aufeinandertreffen dürfen. Paris St. Germain und Breidablik (Island) oder der FC Barcelona und Arsenal London? Es wird die Gruppe C, neben dem Titelverteidiger der Champions League und dem englischen Tabellenführer wird der TSG auch noch der dänische Meister HB Køge zugelost. Die Reaktionen in Hoffenheim: Vorfreude und Stolz!

Hoffenheim, 5. Oktober. Alles ist angerichtet. Die Vorbereitungen für den ersten Spieltag in der Champions League-Gruppenphase und das fortlaufende Programm in Liga und Pokal waren kräfteraubend, aber das Team von Gabor Gallai scheint sich von einer Welle der Euphorie einfach treiben zu lassen. Es herrscht Gänsehaut-Atmosphäre im Dietmar-Hopp-Stadion. Der dänische Meister ist zu Gast, gegen den die TSG von Beginn an dominant auftritt. Und dann kommt der Schuss von Kathi Naschenweng. In der 18. Minute feuert die Österreicherin den Ball sehenswert in die Maschen, es ist die hochverdiente Halbzeitführung. Nach der Pause läuft dann alles zusammen, was an einem ganz besonderen Abend in Hoffenheim zusammenlaufen muss: Erst trifft Nicole Billa zum 2:0, Luana Bühler sorgt aus 30 Metern für das dritte TSG-Tor, Tine De Caigny schnürt einen Doppelpack. 5:0. Ein furioser Start in die Gruppenphase.

Borehamwood, 14. Oktober. Es könnte bereits eines der wegweisenden Spiele sein. Arsenal hat das erste Spiel deutlich gegen Barcelona verloren, schon jetzt zeichnet sich ab, dass gegen den Titelverteidiger kaum zu punkten ist. Der Respekt vor dem englischen Tabellenführer ist spürbar, doch die erste Chance des Spiels gehört der TSG. Arsenal ist der erwartet starke Gegner, aber der Rückstand ist unglücklich: Durch einen strittigen Elfmeter steht es 0:1, mit dem Halbzeitpfiff eiskalt das 0:2. Nach der Pause etliche Chancen für die TSG, aber erneut ein Treffer auf der Gegenseite für die Gastgeberinnen. Kurz vor Schluss sogar noch das 0:4. Eine viel zu deutliche Niederlage im Meadow Park, es wäre mehr drin gewesen in diesem ersten Auswärtsspiel in der Champions League-Gruppenphase.

Barcelona, 10. November. Die Augen der Spielerinnen glänzen. Es ist genau einer dieser Momente, denen die TSG so sehr entgegengefiebert hat. Zu Gast beim Titelverteidiger, ein beeindruckendes Stadion, rund 50 Anhänger aus Deutschland sind mitgereist – Fans, Familien, Freunde. So sehr wie das Drumherum begeistert auch die Spielweise des FC Barcelona. Die TSG sieht gerade in der ersten Halbzeit kein Land und ist mit einem 0:3-Pausenrückstand mehr als gut bedient. Im zweiten Durchgang läuft es zwar besser, am Ende steht ein schmeichelhaftes 0:4. Es ist eine Lehrstunde, noch Stunden später im Hotel sind die unfassbaren Fähigkeiten einer Alexia Putellas oder Jenni Hermoso das große Thema. Die Erlebnisse in Katalonien sind für die Ewigkeit.

Hoffenheim, 17. November. Das große Ziel für das Barcelona-Rückspiel: sich besser präsentieren als eine Woche zuvor und zeigen, dass die Mannschaft dazugelernt hat. Die Kulisse im Dietmar-Hopp-Stadion ist diesem Vorhaben würdig, trotz Corona-Auflagen strömen über 2.000 Zuschauer nach Hoffenheim. Wieder ist der amtierende Champions League-Sieger das deutlich bessere Team, die TSG verkauft sich aber gut und am Ende brauchen die Gäste einen Elfmeter, um mit einer Führung in die Halbzeit zu gehen. Nach der Pause legt Barcelona nach, doch richtig bitter wird es erst in der Schlussphase. Zwei späte Treffer bedeuten eine 0:5-Niederlage vor heimischer Kulisse, obwohl sich die Gallai-Elf deutlich besser schlägt als im ersten Duell. Wieder hält sich die Enttäuschung nach dem Spiel aber in Grenzen. Gegen die wohl beste Mannschaft der Welt darf man verlieren.

Køge, 9. Dezember. Es ist eisig kalt in Dänemark, trotz ungewohntem Geläuf hat sich die TSG gegen den noch punktelosen Gruppengegner Einiges vorgenommen. Auch wegen des deutlichen Erfolgs im Hinspiel. Doch das Team von Gabor Gallai tut sich von Beginn an schwer, die Gastgeberinnen starten zielstrebig, verteidigen kompakt und setzen über Konter gefährliche Nadelstiche. Einer führt schon in der Anfangsphase zum 0:1. Die TSG macht zwar auch in Folge das Spiel, wirkt aber verunsichert und findet gegen das kompakte Verteidigen kaum Lösungen. Nicole Billa richtet es schließlich vom Punkt. Erst wird Jule Brand im Strafraum gefoult, dann Chantal Hagel im Strafraum von den Beinen geholt. Beide Male verwandelt Billa sicher. Mit dem 2:1 geht es in die Pause. Es bleibt ein offenes Spiel, weil die TSG in der Offensive zu harmlos und in der Defensive zu anfällig ist. Am Ende ist es zwar ein verdienter Sieg, doch man ist sich einig: Mit der Leistung im letzten Auswärtsspiel der Gruppenphase kann man nicht zufrieden sein. Es macht sich ein wenig Ernüchterung breit.

Hoffenheim, 15. Dezember. Mit fünf Toren Unterschied gegen den englischen Tabellenführer gewinnen? Es scheint ein Fußballwunder zu brauchen, um doch noch das Ticket für das Viertelfinale zu lösen. Das Ende eines aufregenden und lehrreichen Abenteuers in der Champions League rückt näher. Gallai betont, dass schon ein Sieg gegen einen namhaften Gegner wie Arsenal London ein toller Erfolg wäre. Vor 750 Zuschauern – mehr sind aufgrund der Corona-Verordnung des Landes nicht zugelassen – entwickelt sich ein ausgeglichenes Spiel. Die auffällige Jule Brand trifft zur Führung, eine Hereingabe lenkt Laura Wienroither ins eigene Tor. Das 1:1 ist der gerechte Pausenstand. Und im zweiten Durchgang ist es dann soweit: In fünf wilden Minuten stellt die TSG den Spielverlauf auf den Kopf, Chantal Hagel trifft zum 2:1 (55.) und 3:1 (57.), Gia Corley zum 4:1 (60.). Es ist noch eine halbe Stunde zu spielen und plötzlich braucht es nur noch zwei Tore zum Weiterkommen. Gegen einen Gegner, dem ein sicher geglaubter Erfolg aus den Händen zu gleiten scheint. Die Gäste versuchen dem Spiel mit vielen Unterbrechungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das Fußballwunder liegt in der Luft, was der TSG aber fehlt, ist der fünfte Treffer. Dieser will nicht fallen, Arsenal bringt das Ergebnis über die Zeit. Doch statt Ärger über das doch noch knappe Aus in der Königsklasse überwiegt die Freude über einen eindrucksvollen Achtungserfolg gegen ein europäisches Spitzenteam. Die TSG verlässt die internationale Bühne erhobenen Hauptes: mit vielen neuen Erfahrungen, unvergesslichen Momenten und ganz viel Gier auf ein Wiedersehen im Gepäck.

 

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