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AKADEMIE
07.09.2018

U16: Kultur satt in Südkorea – und die Sache mit der Loskugel

Essgewohnheiten, Land und Leute, Klima, Architektur – die U16 hat bei einem internationalen Turnier in Südkorea auch abseits des Rasens jede Menge wertvolle und interessante Erfahrungen gesammelt. Obwohl das Team von Trainer Kai Herdling per Losentscheid nach der Gruppenphase die Segel streichen musste, bleibt die Reise auf die Vulkaninsel Jejudo ein unvergessliches Erlebnis.

Das Sportliche vorweg: Nach einem 4:4 zum Auftakt gegen die Suwon Samsung Blue Wings aus Südkorea, einem 0:1 gegen Betis Sevilla und einem abschließenden 2:1 gegen Yokohama FC stand die TSG punkt- und torgleich mit Suwon auf Platz zwei. Bei der Losentscheidung wenige Stunden später im Hotel zog Herdling die falsche Kugel. Suwon, das als beste südkoreanische Nachwuchsakademie zertifiziert wurde, war weiter, die U16 konnte sich von nun auf Training und Kultur konzentrieren. Den Titel beim „Jeju International Youth Football Tournament“ sicherten sich die Südkoreaner von Jeonbuk Motors gegen Betis Sevilla.

Hin- und Rückflug führten die Hoffenheimer jeweils über Shanghai, wo das Team auf der Rückreise auch ein paar Stunden Zeit hatte, die chinesische Millionenmetropole zu besichtigen. Nach der Landung in Jeju-City bezog der TSG-Tross sein Hotel in Seogwipo im Süden der Insel – in jener Stadt also, in der bei der WM 2002 auch die DFB-Elf untergebracht war. Im eigens zur Weltmeisterschaft errichteten Stadion bezwang die von Rudi Völler trainierte Nationalmannschaft im Achtelfinale Paraguay mit 1:0.

Im WM-Stadion von 2002

Neben Herdling gehörten Co-Trainer Matthias Cuntz, Betreuer Wolfgang Stoitzner und Delegationsleiter Sebastian Bacher zum Funktionsteam, das von Soonmin Kwon komplettiert wurde. Kwon war einst als Dolmetscher des TSG-Südkoreaners Kim Jin-su in den Kraichgau gekommen, arbeitet mittlerweile in der Reha und reiste in Doppelfunktion Dolmetscher/Physiotherapeut mit. „In unserem Hotel waren die europäischen Teams und der FC Santos aus Brasilien untergebracht“, so Bacher. Aus Deutschland war neben den Hoffenheimern auch der Nachwuchs von Werder Bremen dabei.

„Die Insel hat jede Menge Highlights zu bieten, so dass die Jungs auch viele kulturelle Eindrücke sammeln konnten“, sagt Bacher. Doch zunächst ging es ganz bodenständig los: Ein Lauf am frühen Morgen, eine Stadterkundung, die Gruppenauslosung und das K-League-Spiel im WM-Stadion zwischen Jeju United und den Pohang Steelers, das allerdings in einem drögen 0:0 endete. Ende der Akklimatisierungsphase.

„Das Wetter war natürlich grenzwertig“, so Bacher. „Einmal haben wir sogar eine Hitzewarnung aufs Handy geschickt bekommen. Das passiert immer dann, wenn sich über 35 Grad Temperatur und über 90 Prozent Luftfeuchtigkeit gemeinsam ankündigen.“ Die Hoffenheimer hielten sich dennoch wacker, lieferten ordentliche Partien ab und hängten sich auch in den Trainingseinheiten unter ihrem neuen Coach ordentlich rein.

Besuch des Weltnaturerbes und …

„Die Partien wurden live übertragen und manche Spieler waren anschließend gefragte Interviewpartner für das südkoreanische Fernsehen“, berichtet Bacher, der der Mannschaft gemeinsam mit Kwon und dem vom Veranstalter gestellten Teammanager und Dolmetscher Junho Park einen „Korea-Knigge“ vorstellte. In einem Crashkurs wurden den Jungs einige Verhaltensregeln nähergebracht, die in Deutschland weniger üblich sind, wie etwa der kurzen Verbeugung bei einer Begrüßung oder der Vermeidung lautstarken Auftretens.

Mit diesem Wissen in Gepäck gab es zwischen den Spielen und Trainingseinheiten Kultur satt. Der omnipräsente Hallasan-Vulkan, der 1.950 Meter hoch ist, sich in der Inselmitte befindet und nach dem auch der gleichnamige Nationalpark benannt ist, ist die höchste Erhebung Südkoreas und gehört mit seinen Lavahöhlen seit 2007 zum UNESCO Weltnaturerbe. Der Besuch der Lavahöhlen und der asiatischen Gärten im Nationalpark war für die Hoffenheimer demnach Pflichtprogramm.

… ein gewöhnungsbedürftiger Meeresfrüchteeintopf

Ein nicht alltägliches Erlebnis war auch der Abstecher zum Yakcheonsa-Tempel, dem größten buddhistischen Tempel Südkoreas. Mönche, buddhistisches Treiben allenthalben und buddhistische Klänge entführen den gemeinen Mittel-Europäer in eine fremde Welt. Dasselbe gilt allerdings auch für den Meeresfrüchteeintopf, der den Hoffenheimern am Nationalfeiertag nach ihrer schweißtreibenden Besteigung des Seongsan Ilchulbong serviert wurde und dessen Inhalt, nunja, teilweise lebend gekocht wurde und zwischen Krebsen und Seeohren hier und da noch zuckte. Der Seongsan Ilchulbong, im Volksmund auch Sunrise Peak genannt, ist eine 182 Meter hohe, vulkanisch entstandene Landerhebung im Osten, die ebenfalls zum Weltnaturerbe gehört.

Eine wohlverdiente Abkühlung verschaffte der Abstecher zum Pyoseon Beach, ehe zum Abschluss der ereignisreichen Tage erneut ein K-League-Spiel auf der Tagesordnung stand, bei dem diesmal auch Tore fielen. Gegen den FC Daegu unterlagen die Hausherren nach 2:1-Führung in der 80. Minute noch mit 2:3 (0:0). Seung-Woo Ryu, der einst bei Bayer Leverkusen unter Vertrag stand, für die Werkself allerdings nur zwei Bundesliga-Kurzeinsätze bestritt, wurde nach 79 Minuten ausgewechselt.

In Erinnerung des bunten Trips bleiben die Wolkenkratzer Shanghais, die Meeresfrüchte, die Schönheit der Weltnaturerbe-Stätten, interessante sportliche Vergleiche auf internationaler Ebene – sowie eine verflixte Loskugel.

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