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AKADEMIE
24.06.2018

WM-Serie (11/13): Nicolas und die Three Lions

Die 21. Fußball-Weltmeisterschaft zieht uns bis zum 15. Juli in ihren Bann. 32 Nationen kämpfen in Russland um den Titel. Wir fiebern mit, aber nicht nur mit der deutschen Elf. Auf achtzehn99.de präsentieren Spieler, Trainer und Mitarbeiter der TSG Akademie ihr Land. Heute: England mit Nicolas Wähling.
Der U23-Angreifer ist Halb-Engländer und hat dementsprechend eine enge Beziehung zum Mutterland des Fußballs. Nach dem erfolgreichen Start ins Turnier erwartet er von den Three Lions auch heute gegen Panama einen Sieg.

DAS SAGT UNSER MANN

Wenn die englische Nationalmannschaft bei einer WM oder EM spielt, dann sitzt Familie Wähling ganz sicher vor dem Fernseher. Mutter Louise stammt von der britischen Insel und Nicolas William Wähling, wie das U23-Talent mit vollem Namen heißt, besitzt ebenso wie seine vier Brüder neben dem deutschen auch den britischen Pass. „Die Spiele von England haben natürlich eine besondere Bedeutung für mich und ich möchte keines verpassen“, sagt der 20-Jährige.

Eine Antwort auf die Frage, welches Team er denn mehr unterstützt, das deutsche oder das englische, kann Wähling nicht geben. „Ich möchte, dass beide Mannschaften möglichst weit kommen und habe keinen Favoriten. Am liebsten wäre mir natürlich ein Finale Deutschland gegen England und das soll dann die bessere Mannschaft für sich entscheiden.“

Seine englische Familie stammt ursprünglich aus dem Nordosten Englands, ganz aus der Nähe von Newcastle upon Tyne. Doch seit einer Weile leben die Großeltern und der Rest der Familie in der Nähe von Bournemouth im Süden, wo Wähling vor allem die schönen Strände gefallen. Zudem hat er noch eine Tante in London. „Mindestens einmal im Jahr besuchen wir zusammen als Familie alle Verwandten“, berichtet der torgefährliche Außenbahnspieler.

Mit acht Toren in den letzten zehn Partien der Spielzeit 2017/18 drehte der 20-Jährige in der Schlussphase der Regionalligasaison ähnlich auf wie Englands Topstürmer Harry Kane in der Premier League. Der Angreifer von Tottenham Hotspur hat es Wähling im englischen Team besonders angetan. „Er könnte ein sehr wichtiger Mann für England bei der WM werden. Ich hoffe, dass er genauso viele Tore für England schießt wie für Tottenham.“ Beim 2:1-Auftaktsieg gegen Tunesien legte Kane schon mal ordentlich vor und erzielte beide Treffer.

Der Erfolg gegen die Nordafrikaner stimmt Wähling optimistisch: „Nach der guten Leistung im ersten Spiel werden die Engländer auch gegen Panama eine starke Leistung abliefern und ihre Chancen noch besser nutzen. Ich tippe daher 3:0 für England.“ Ob es für den ganz großen Wurf – den zweiten WM-Titel nach 1966 – reicht, bezweifelt Wähling jedoch. „Ich denke, die Mannschaft ist noch nicht ganz so stark wie Deutschland, Brasilien oder Spanien. Ich traue ihr trotzdem auf jeden Fall das Halbfinale zu und da ist dann ja eh alles möglich.“

Sein Weltmeistertipp lautet dennoch Deutschland: „Weil sie erstens eine sehr gute Mannschaft haben und zweitens bei großen Turnieren immer rechtzeitig zu ihrer Form finden.“

DER WEG NACH RUSSLAND

Ungeschlagen marschierte die Auswahl von Trainer Gareth Southgate durch die Qualifikation. In einer Gruppe mit Schottland, der Slowakei, Slowenien, Litauen und Malta schafften es nur die Slowenen und die Schotten, einen Punkt gegen die Three Lions zu holen. Die restlichen acht Partien gingen stets an die Engländer.

Ohne die Playoff-Spiele bestreiten zu müssen, qualifizierten sie sich daher für ihre 15. Weltmeisterschaft. Großen Anteil daran hatte die Defensive, denn mit drei Gegentoren in zehn Quali-Spielen stellten die Three Lions gemeinsam mit Spanien die beste Hintermannschaft Europas. In der Offensive trumpfte vor allem Kane auf. Der 24-Jährige traf in sechs Spielen fünf Mal.

BEKANNTE NAMEN

Nachdem die englische Nationalmannschaft in den vergangenen Jahrzehnten die hohen Erwartungen in der Heimat nie erfüllen konnte, wurden die Ansprüche zuletzt etwas zurückgefahren. Auch außerhalb der Insel werden die Three Lions nur noch selten zum Favoritenkreis gezählt. Dabei gibt die Entwicklung in der Nachwuchsförderung durchaus Anlass zur Hoffnung auf bessere Zeiten. So ist England aktueller U20- und U17-Weltmeister sowie U19-Europameister.

Für die Zukunft ist also einiges zu erwarten, doch auch das aktuelle Nationalteam steckt voller talentierter Fußballer. Den erst 19-jährigen Trent Alexander-Arnold dürften die "Hoffe"-Fans noch in schmerzhafter Erinnerung haben, denn beim 1:2 der TSG im Hinspiel des Champions-League-Qualifikationsplayoff-Spiels gegen den Liverpool FC markierte der Rechtsverteidiger in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena per Freistoß das 1:0 für die Engländer. Auch der 22-jährige Dele Alli (Tottenham) oder der  20-jährige Marcus Rashford (Manchester United) haben bei den Three Lions bereits erste Spuren hinterlassen. Wichtig für das Team sind aber auch die erfahreneren Spieler wie Kapitän Jordan Henderson (Liverpool), Ashley Young (Manchester United) oder John Stones (Manchester City).

Der Superstar der Engländer ist jedoch zweifelsfrei Kane, dessen Torquote der vergangenen vier Premier-League-Spielzeiten für sich spricht und die zudem immer besser wird: erst 21, dann 25, 29 und zuletzt 30 Tore. Im Nationaltrikot traf der 24-Jährige zudem in 25 Spielen 15 Mal. Damit führt Kane die Tradition früherer englischer Topstürmer wie Bobby Charlton, Geoff Hurst (beide Weltmeister 1966), Gary Lineker (WM-Torschützenkönig 1986) und Wayne Rooney (mit 52 Treffern englischer Rekordtorjäger) fort.

WM-HISTORIE

Als Mutterland des Fußballs wird England nicht zuletzt aufgrund seiner mehr als 150-jährigen Fußballtradition bezeichnet. Als erster Fußballverband der Welt wurde die Football Association (FA) im Jahre 1863 gegründet, 25 Jahre später rief der Verband mit der Football League zudem die erste professionelle Liga der Welt ins Leben.

Bei den ersten Weltmeisterschaften waren die Engländer jedoch noch nicht am Start. Weder 1930 in Uruguay noch 1934 in Italien oder 1938 in Frankreich nahmen die Three Lions teil, sodass sie erst 1950 in Brasilien ihre WM-Premiere gaben, aber prompt in der Vorrunde scheiterten.

Bei den darauffolgenden fünf Turnieren waren die Engländer dann immer dabei, wobei 1966 im eigenen Land der bis heute größte Erfolg der englischen Fußballgeschichte gelang: Gegen Frankreich, Uruguay und Mexiko hatte sich die Mannschaft des legendären Trainers Sir Alf Ramsey in der Gruppe durchgesetzt, ehe im Viertelfinale Argentinien und im Halbfinale Portugal ausgeschaltet wurden.

Das Finale gegen die Bundesrepublik Deutschland im Londoner Wembley-Stadion ging dann in die Fußballgeschichte ein. Vor fast 100.000 Zuschauern gingen die Three Lions zwölf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit durch Martin Peters mit 2:1 in Führung, doch in der Nachspielzeit gelang dem Kölner Wolfgang Weber der Ausgleich. In der Verlängerung sollte dann eines der berühmtesten „Tore“ der Fußballgeschichte fallen.

Es lief die 101. Minute, als Hurst, der in der 18. Minute bereits den ersten englischen Treffer erzielt hatte, aus kurzer Distanz an die Unterkante der Latte schoss. Von dort sprang der Ball auf oder hinter die Torlinie. Da Weber den Ball per Kopf zur Ecke klärte, hatte das Schiedsrichtergespann Zeit, sich zu beraten, und Linienrichter Tofik Bachramov aus der Sowjetunion riet seinem Chef, dem Schweizer Gottfried Dienst, schließlich dazu, auf Tor zu entscheiden.

Der Rest ist Geschichte: Hurst traf noch ein drittes Mal und machte die Engländer zum ersten und bis heute einzigen Mal zum Weltmeister, nach Linienrichter Bachramov wurde im aserbaidschanischen Baku ein Stadion benannt und die Fußballwelt diskutiert bis heute über die Mutter aller strittigen Schiedsrichterentscheidungen und die Frage „Tor oder kein Tor“.

Nach 1966 reichte es allerdings für die englische Auswahl nie wieder für ein WM-Finale und nur noch einmal für ein Halbfinale. In Italien unterlagen die Three Lions 1990 der deutschen Mannschaft im Elfmeterschießen. Bei drei Turnieren – 1974, 1978 und 1994 – verpasste das Mutterland des Fußballs gar die WM-Endrunde in der Qualifikation.

FAKTEN

Verband
FA | Football Association [Fußballverband]

Gründung
1863

Spitzname der Nationalmannschaft
Three Lions („Die drei Löwen“)

WM-Teilnahmen
14 | 1950, 1954, 1958, 1962, 1966, 1970, 1982, 1986, 1990, 1998, 2002, 2006, 2010, 2014

Größter WM-Erfolg
Weltmeister 1966

WM-Duelle gegen Deutschland
1966, Finale, England – BR Deutschland 4:2 n.V.
1970, Viertelfinale, England – BR Deutschland 2:3 n.V.
1982, Zweite Finalrunde, England – BR Deutschland 0:0
1990, Halbfinale, England – Deutschland 1:1 n.V., 3:4 n.E.
2010, Achtelfinale, England – Deutschland 1:4

Trainer
Gareth Southgate (seit November 2016)

FIFA-Weltrangliste
13.

Große Klubs
Manchester United, Liverpool FC, Arsenal FC, Chelsea FC, Tottenham Hotspur, Manchester City, Everton FC, Aston Villa

Aktueller Meister / Pokalsieger
Manchester City / Chelsea FC

Einwohner (Weltrangliste)
55,3 Millionen (25.)

Fläche
130.395 Quadratkilometer (Verhältnis zu Deutschland 1:3)

Ergebnisse und Termine

Mo., 18.06., 20 Uhr: Tunesien – England 1:2
So., 24.06., 20 Uhr: England – Panama [Nišnij Novgorod]
Do., 28.06., 20 Uhr: England – Belgien [Kaliningrad]

Alle Zeiten MESZ.

 

Weitere Teile der WM-Serie

1 Russland [Nick Breitenbücher]
2 Marokko [Yanis Outman]
3 Island [Lukas Petersson]
4 Serbien [Marjan Petković]
5 Schweden [Filston Mawana]
6 Japan [Patrick Hey]
7 Portugal [Gilson Pereira]
8 Nigeria [Benjamin James]
9 Belgien [Amadou Onana] 
10 Polen [Paul Tolasz]

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