Fußballerinnen im Handbike – Training für den Rollstuhlmarathon
Jürgen Ehrmann liegt entspannt in seinem Handbike und schaut zufrieden drein. Dreieinhalb Runden ist er heute gefahren, das sind 19 km. 50 Minuten hat er dafür gebraucht. „Der ist flott unterwegs“, lobt Ralph Weisang vom adViva-Handbike-Team, der sich um das Training der Hoffenheimer kümmert. „Du wirst beim Rennen sicherlich weniger als eine Stunde brauchen“, ist Weisang überzeugt. Die Mädels sehen das etwas lockerer. „Unter 1 Stunde 30 bleiben“, hat sich Emily Evels vorgenommen. Sie hat noch nie ein Handbike-Rennen gesehen und will sich einfach mal überraschen lassen. Auch die Strecke in Heidelberg kennt sie nicht. Nach dreimal Training hat sie sich langsam an das ungewohnte Gefährt gewöhnt. „Es ist schon komisch, dass man darin liegt“, sagt sie. Die Arme und den Rumpf gut einsetzen und viel schalten – darauf kommt es in erster Linie an. Lenken sollte man in erster Linie mit den Füßen.
Derweil mahnt Ralph Weisang zur Vorsicht, denn das Handbikefahren ist nicht ungefährlich. Trotz Fahnen, Blinklichtern und grellgelben Trikots werden die tief auf der Straße liegenden Fahrer in den flachen Bikes schnell übersehen, immer wieder gibt es schwere Unfälle. „Man liegt halt ganz flach und hat schon ein bisschen Angst überfahren zu werden“, meint Tabea Waßmuth dazu. Weisang rät daher, an Kreuzungen den Augenkontakt zu anderen Verkehrsteilnehmern zu suchen und ggfs. zu winken.
Beim gestrigen Training war ein besonderer Gast dabei. Der elfjährige Lennart Apell aus Heidelberg hatte beim Fahrrad-Tag des Sportkreises Heidelberg den ersten Preis gewonnen, ein Training mit den Hoffenheimerinnen im Handbike. Lennart war mit seinem Vater gekommen und schon ganz gespannt. Ralf Weisang hatte für ihn ein Vorspannbike mit Elektromotor mitgebracht. „Damit konnte ich ihnen davonfahren“, sagte er hinterher nicht ohne Stolz. Hauptsache war jedoch der Spaß, und während der halben Stunde unterhielten sich die Bundesligaspielerinnen mit ihm, vor allem natürlich über Fußball. Lennart Apell spielt in der E-Jugend der SG Kirchheim rechter Verteidiger. Dass die TSG 1. Bundesliga spielt, das wusste er vorher nicht. Aber auf Einladung von Gerlinde Kreuzinger, deren Kommunikationsagentur TSG-Trikotsponsor adViva betreut, darf er in der kommenden Saison mit seinem Vater ein Bundesligaspiel besuchen.
Noch bis zum 30. Juni trainiert das Team „adViva - TSG 1899 Frauenfußball“ für das große Rennen in Heidelberg. Die Profis fahren mit fast 50 km/h. Ganz so schnell sind die kickenden Ladies natürlich nicht, „eher so 10-15 km/h“, grinste Emily Evels. Doch dabei sein ist alles, und bei der TSG freut man sich auf den 5. Juli. Um 11 Uhr geht es los, Start und Ziel ist an der Neckarwiese (Uferstraße). Zuschauer sind herzlich willkommen. Der 13. Heidelberger Rollstuhlmarathon findet im Rahmen des „Schaufenster des Sports“ von Stadt und Sportkreis Heidelberg statt, zu dem mehr als 10.000 Besucher erwartet werden.