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FRAUEN
06.12.2012

Susanne Hartel: "Es ist schön, wie es jetzt ist"

Seit drei Jahren trägt Susanne Hartel das Trikot von 1899 Hoffenheim. Sie ist aufgeschlossen, fröhlich, nach einigen Verletzungen wieder fit, mit 24 Jahren eine der erfahrensten Spielerinnen und seit dieser Saison Spielführerin. Im Interview spricht sie über Sandburgen auf dem Aschenplatz, die Wichtigkeit der Familie, den engen mannschaftlichen Zusammenhalt und die diesjährige Konkurrenz.

Wie bereitest du dich auf ein Spiel vor?

Wir haben für die Vorbereitung eine Woche Zeit. Ab montags konzentrieren wir uns auf den nächsten Gegner, auf die wir von den Trainern sehr gut eingestellt werden. Ich selbst schaue, dass ich vor den Spielen früh ins Bett komme, damit mich fit bin. Ein Ritual habe ich aber nicht.

Vor jedem Spiel hörst du Musik. Was soll sie bewirken?

Ich selbst habe keine Vorlieben und höre alles querbeet. In der Mannschaft gibt es mit Janina (Meißner, Anm. d. Red.) eine D-Jane. Sie kümmert sich um die Musik und macht das richtig gut. Vor dem Spiel sollte die Musik in der Kabine laut sein, uns pushen und das Adrenalin hochfahren. Das gleiche gilt für die Ansprachen direkt vor dem Spiel. Wir wollen uns im Kreis aufheizen und gut zureden. Für einen kurzen Moment konzentrieren wir uns voll, um dann die Vorfreude rauszuschreien.

Die Mannschaft scheint in diesem Jahr noch enger zusammenzustehen. Woran liegt das?

Wir haben in dieser Saison ein Team geschaffen und mit den passenden Charakteren zusammengestellt bekommen. Jeder weiß, worum es geht und alle haben ein Ziel, das wir zusammen erreichen wollen. Wenn alle am gleichen Ziel arbeiten, ist es einfacher, dieses zu erreichen. Außerdem ist es in unserem jungen Team enorm wichtig, erfahrene Spielerinnen dabei zu haben. Ich bin froh, dass Martina (Moser) jetzt auch hier ist. Wir haben in Freiburg schon drei Jahre zusammen gespielt und verstehen uns nach wie vor sehr gut.

Du bist der Lautsprecher der Mannschaft – auf und neben dem Platz. Wie wichtig ist dir ein gutes Mannschaftsgefüge?

Ohne ein gesundes Mannschaftsgefüge ist nicht viel möglich. Fußball ist ein Teamsport, auf dem Platz muss man zusammen harmonieren. Aber auch neben dem Platz ist es sehr wichtig, sich als Team gut zu verstehen. Unsere Trainer und Verantwortlichen suchen vor der Saison entsprechende Charaktere, damit sie eine Mannschaft formen können.

Was ist deine früheste Erinnerung an den Fußball?

Mit meinem Vater waren meine zwei Brüder und ich von klein auf mit auf dem Sportplatz. Seit der Geburt bin ich Mitglied im Verein. Schon ganz früh bin ich mit meinem Zwillingsbruder auf dem Platz rumgesprungen und auf dem Hartplatz haben wir manchmal Sandburgen gebaut.

Wann kam für dich der Zeitpunkt, an dem du gemerkt hast, Fußball soll mehr als nur ein Hobby sein?

Das war relativ früh. Ich habe schon früh vier bis fünf Mal die Woche trainiert. Man macht sich bei dem hohen Zeitaufwand Gedanken darüber und muss sich dann entscheiden, ob man den Weg weiter geht oder Fußball nur noch hobbymäßig betreibt. Für mich war schnell klar, dass ich es, wenn möglich, professionell machen wollte. Ich mache es jetzt noch, mir macht es noch immer großen Spaß und ich werde es sicher noch weiter machen. Es ist immer geil, sein Hobby zum Beruf machen zu können, vielleicht klappt's ja noch.

Der Wunsch nochmals erste Bundesliga zu spielen, ist also immer noch da?

Sehr. Deshalb bin ich von Freiburg nach Hoffenheim gewechselt, als ich damals mit dem SC abgestiegen bin. Mein Plan ist immer noch, in die 1. Bundesliga aufzusteigen. Es ist geil, sich mit Mannschaften, die in der höchsten deutschen Frauenliga spielen, zu messen. Man erkennt dort auch sofort, wo man persönlich steht, wo man sich noch verbessern muss. Das geht in der 1. Bundesliga besser, weil das Leistungsniveau der einzelnen Mannschaften im Vergleich untereinander geringer ist.

Vor 1899 Hoffenheim bist du von Mannheim nach Freiburg gependelt – Bist du froh, in der Nähe von Mannheim nun hochklassigen Fußball spielen zu können?

Ich bin drei Jahre jeden Tag nach Freiburg gependelt. Der Zeitaufwand ist dabei so hoch, die Fahrt länger als die Trainingseinheit. Der Kontakt zu Freunden geht verloren. Für mich ist es deshalb umso schöner, wieder nahe an der Heimat zu sein, trotzdem höherklassigen Fußball zu spielen und mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Es ist schön, wie es jetzt ist und natürlich noch schöner, sollten wir dieses Jahr aufsteigen.

Hat dich deine Familie beim Fußball immer unterstützt?

Ja, immer und immer noch! Sie ist sehr oft bei den Heimspielen dabei. Für mich ist es sehr wichtig, dass meine Familie immer für mich da ist. Mein Vater ist Helfer und Ratgeber und unterstützt mich, wenn es mal nicht so gut läuft. Ohne Familie geht es kaum. In der führerscheinlosen Phase war die Familie für mich immer enorm wichtig, weil man als junge Spielerin dann merkt, in welche Richtung man sich fußballerisch entwickelt. Die Familie gibt mir Rückhalt, zu ihr kann ich mich immer zurückziehen.

Mit dem 1. FC Köln gibt es wieder diese eine Mannschaft, die konstant spielt und von Sieg zu Sieg eilt – Déja-Vu?

Auf jeden Fall. Vorletztes Jahr war es Freiburg, letztes Jahr Sindelfingen. In diesem Jahr ist es schwierig, einzuschätzen. Dass Köln so durchstartet, sollte uns aber nicht beängstigen. Wir müssen schauen, dass wir an Köln dranbleiben. Im Vergleich zu den letzten Jahren haben wir nochmal einen großen Schritt nach vorne gemacht. Köln ist sicher keine Übermannschaft, weil ich denke, dass wir dieses Jahr sehr stark sind. Klar, darf man sie nicht unterschätzen und muss beobachten wie sie gegen stärkere Mannschaften spielen. Die Saison ist noch lang…

Trotzdem geht es in dieser Saison enger an der Tabellenspitze zu. Köln, Crailsheim, Sand und ihr liegt eng beieinander. Ist das ein Vorteil für euch?

Nicht unbedingt ein Vorteil. Es zeigt, dass die Liga enger beieinander ist. Das ist für die Zuschauer interessanter. Der Vorteil für uns ist, dass wir nicht – wie in den letzten beiden Jahren - auf eine Mannschaft hoffen müssen, die einen Patzer macht.

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