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FRAUEN
24.04.2012

Frauen: Prinz: "Hoffenheim ist ein sehr guter Start in die Karriere nach der Karriere"

Sie war Weltfußballerin, Welt – und Europameisterin, mehrfache Deutsche Meisterin und Pokalsiegerin mit dem 1. FFC Frankfurt. Das sind nur einige Erfolge und Auszeichnungen, die Birgit Prinz in ihrer Karriere, die sie im Sommer 2011 beendet hat, gewonnen hat. Seit Februar hospitiert sie unter Psychologe Jan Meyer bei 1899 Hoffenheim. Im Interview spricht Prinz über ihre Zeit nach der Fußballkarriere, ihre Hospitation und ihre schönsten Erlebnisse.

Hallo Birgit, du bist jetzt seit zwei Monaten hier im Kraichgau. Wie gefällt es Dir?

Mir gefällt es hier sehr gut. Im Verein bin ich von allen sehr nett und offen aufgenommen worden und fühle mich sehr wohl.

Tägliches Fußballtraining hat du schon länger nicht mehr – Wie war die Umstellung für dich?

Es ist ja erst ein paar Monate her. Ich habe erst im letzten Sommer nach der WM aufgehört. Trotzdem ist es natürlich eine Umstellung, die jedoch nicht so gravierend ist, da ich mich ja trotzdem noch fast jeden Tag oder aber zumindest alle zwei Tage sportlich bewege.

Was waren die ersten Dinge, die du ohne Fußball gemacht hast?

Nichts Bestimmtes. Ich habe mich viel mit meinen Freunden getroffen, war sehr viel mit den Hunden draußen und habe die freie Zeit genossen.

Du warst zwei Monate in Neuseeland. War das ein jahrelanger Traum von dir?

Nein, das kann man so nicht sagen. Ich hatte zwar schon länger geplant, dass ich nach Ende meiner sportlichen Karriere eine längere Reise machen möchte, aber ein wirklicher Traum war das nicht.

Du hast dort gezeltet. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Für mich bedeutet Zelten ein sehr nahes und intensives Erleben der Natur. In Neuseeland gibt es wirklich wunderschöne Zeltplätze, beispielsweise direkt am Meer...

Was hat dich dazu bewegt, bei 1899 Hoffenheim zu hospitieren?

Hoffenheim hat einen wirklich guten Ruf in der Welt der Sportpsychologie und mit Jan Mayer einen der bekanntesten und wahrscheinlich auch besten Sportpsychologen in Deutschland. Somit war es für mich eine gute Chance, hier Praxiseinblicke zu bekommen und so gut in die Karriere nach der Karriere zu starten.

Hat die Option, selbst noch Fußball zu spielen, dabei auch noch eine Rolle gespielt?

Ehrlich gesagt war das für mich nicht so wichtig. Ich hatte gute Gründe meine Karriere zu beenden. Trotzdem habe ich jetzt viel Spaß mit der Mannschaft und ich denke, dass es für beide Seiten ein gutes und passendes Paket ist.

Du hast Psychologie studiert. Worum geht es bei der sportpsychologischen Betreuung von Spielern und Spielerinnen in erster Linie?

Für mich geht es hauptsächlich um zwei Dinge. Erstens sollen die Spieler und Spielerinnen in der Lage sein, im Wettkampf ihre optimale Leistung abzurufen und nicht durch negative Gedanken, Gefühle oder zu große Nervosität abgelenkt sein. Zweitens, und das sehe ich fast noch als wichtiger an, möchte ich die Athleten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen, ihnen da Reflexionsmöglichkeiten bieten und auch Hilfestellungen in schwierigen Situationen, so dass sie als Menschen und Persönlichkeiten reifen und sich entwickeln können.

Du hast mehr als zwei Jahrzehnte Fußball gespielt. Wann kam der Punkt, an dem du gemerkt hast, dass es reicht?

Einen wirklichen Punkt gab es da nicht, es war mehr eine Entwicklung. Am Ende war es auch nicht so, dass ich nicht mehr Fußball spielen wollte, sondern es sprachen einfach mehr Gründe gegen die Fortsetzung meiner Profikarriere als dafür. Deswegen habe ich dann aufgehört.

Was war Dein schönstes Erlebnis?

Es gibt viele Erlebnisse und Spiele, an die ich mich gerne zurück erinnere, insbesondere natürlich das WM Halbfinale 2003 gegen die USA. Wir waren ein tolles Team und es hat einfach alles gepasst! Aber auch sonst haben viele ganz normale Spiele viel Spaß gemacht und gute Erinnerungen hinterlassen – immer dann, wenn es gut und rund läuft, die Mannschaft funktioniert und man nur diesen Moment lebt.

Dein Abschiedsspiel in Frankfurt – kannst du ein paar Eindrücke und Empfindungen schildern?

Es hat sehr viel Spaß gemacht, noch einmal mit vielen Wegbegleiterinnen auf dem Platz stehen zu können und gemeinsam „Good Bye“ zu sagen. Viele, mir wichtige Menschen, waren da und haben so den Abend zu einem besonderen Ereignis gemacht.

Welchen Eindruck hast du von der Frauenmannschaft hier in Hoffenheim? Wie gefällt Dir das Training?

Es ist eine sehr junge Mannschaft, die ein hohes Potential besitzt und mit Sicherheit nächstes Jahr endgültig an die Tür zur ersten Bundesliga klopfen wird. Mir gefällt es gut im Training, es werden viele Spielformen gemacht und meistens sind alle mit viel Spaß und Ehrgeiz bei der Sache.

Celia Okyino da Mbabi scheint Deutschlands neue Topstürmerin zu sein. In sieben Spielen hat sich 15 Mal getroffen. Zwischen ihr und dir werden bereits Vergleiche gezogen. Wie gut kennst du sie? Was für ein Spielertyp ist sie?

Ich kenne Celia schon viele Jahre. Sie kam schon als sehr junge Spielerin in den Kreis der Nationalmannschaft dazu. Leider war sie dann oft verletzt, jetzt scheint sie ihr Leistungspotential aber voll abrufen zu können. Als Spielertyp ist sie eine sehr geradlinige Spielerin, die durch ihre Schnelligkeit immer den direkten Weg zum Tor sucht. Momentan gelingt ihr das sehr gut.

Im Halbfinale der Champions League stehen mit Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt zwei deutsche Mannschaften. Wo steht der deutsche Frauenfußball im internationalen Vergleich?

Ich denke der deutsche Frauenfußball ist immer noch Weltklasse, auch wenn wir mit der Nationalmannschaft letztes Jahr bei der WM früh ausgeschieden sind. Wir haben sehr viele gute Spielerinnen in der Spitze, dazu eine sehr breite Basis und gute Vereinsstrukturen.

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