Zungenbrecher und Knotendribbler: Ayoube Amaimouni-Echghouyab
Echghouyab etablierte sich nach seinem Wechsel in den Kraichgau auf der rechten Außenbahn in der ersten Elf – ehe er in den vergangenen Wochen verletzungsbedingt passen musste. Auch bei den Profis durfte der 20-Jährige bereits trainieren, mit „Hoffe zwo“ ist er in die Dritte Liga aufgestiegen. Dabei schien eine Profilaufbahn für den gebürtigen Katalanen nach der Jugendzeit zunächst in weiter Ferne zu liegen. Doch aus einer schwierigen Ausgangsposition holte Amaimouni-Echghouyab das Maximale heraus. Ein vermeintlicher Schritt zurück erwies sich dabei als Glücksfall, wie er im Gespräch mit tsg-hoffenheim.de verrät.
Er ist ein Straßenfußballer. Ein Kicker, der sich auf seinen Instinkt und seine flinken Beine verlassen kann. „Du kannst vieles im Training lernen. Ich lerne bei uns im Training, mit unseren Trainern und meinen Mitspielern, jeden Tag sehr viele Dinge dazu“, sagt Ayoube Amaimouni-Echghouyab, um dann ein „Aber“ nachzuschieben: „Aber das Kreative, das lernst du besonders in jungen Jahren, finde ich. Das kannst du dir, je älter du wirst, nur noch schwer aneignen.“
Amaimouni-Echghouyab, der Mann mit dem Zungenbrecher-Namen, hat früh einen Werkzeugkasten an fußballerischen Finessen mit auf den Weg bekommen. Der heute 20-Jährige, Sohn marokkanischer Eltern, wurde in Vic geboren, einer Kleinstadt in Katalonien, rund 70 Kilometer östlich von Barcelona gelegen. Seine Eltern waren der Perspektive wegen nach Spanien gezogen. Amaimouni Echghouyab, der älteste Sohn unter den fünf Kindern der Familie, besitzt die spanische und marokkanische Staatsbürgerschaft. Er lebte von 2004 an zehn Jahre in Vic, ehe sein Vater ein berufliches Angebot aus Deutschland annahm und die Familie ins Ruhrgebiet übersiedelte, wo er später die Schule mit der Mittleren Reife abschloss.
Ausbildung zum feinen Fußballer in Spanien
Bis zu seinem Umzug spielte Amaimouni-Echghouyab in und um Vic Fußball. Es steckt also ein kleiner spanischer Techniker in dem 1,78 Meter großen Flügelflitzer. „An meiner Schule gab es jedes Jahr ein großes Fußballturnier. Die erste Klasse hatte dabei einen eigenen Wettbewerb, die zweite ebenfalls, und so weiter. Ich war immer mit dabei“, schildert er seine Erinnerungen an diese Zeit. Auf Vereinsebene war er für den C.F. Voltregà aktiv, ehe er mit zehn Jahren in Deutschland erstmals auf die Suche nach einem neuen Klub gehen musste.
Die wiederum zog sich nicht allzu lange: Neben Ayoubes Familie war auch jene seines Onkels nach Deutschland gezogen, genauer gesagt nach Dortmund, wo beide Familien eine neue Heimat fanden. Der Onkel hatte Kontakt zum TuS Eving-Lindenhorst. Amaimouni-Echghouyab schloss sich dem Dortmunder Stadtteilverein an und blieb für ein Jahr. „Ich durfte damals auch einmal pro Woche am DFB-Stützpunkt in Dortmund trainieren. Wir haben ein Turnier gespielt, danach ist Rot-Weiss Essen auf mich zugekommen.“ Nach gerade einmal einem Jahr in Deutschland folgte somit der Wechsel zu einem Traditionsverein mit Nachwuchsleistungszentrum.
Höhen und Tiefen in Essen und Bielefeld
An die Zeit bei RWE hat Amaimouni-Echghouyab positive, aber auch negative Erinnerungen, wenngleich die letzteren nichts mit dem Verein zu tun haben. „Ich habe mich zweimal schwer am linken Fuß verletzt und war knapp ein Jahr raus.“ Den Traum, einmal Profi zu werden, konnte diese Phase des Zuschauens allerdings nicht verdrängen. Angesprochen auf einen besonderen Höhepunkt seiner Essener Jahre, sagt er: „Wir haben im Herbst 2020 mit der U17 1:0 bei Borussia Dortmund gewonnen. Allerdings folgte direkt danach wieder ein Corona-Lockdown, und bis zum Ende der Saison ging nichts mehr. Also auch eine schwierige Zeit.“
In Essen lernte Amaimouni-Echghouyab im Sommer 2021 auch den heutigen Hoffenheimer U23-Trainer Vincent Wagner kennen. „Eine Woche habe ich unter ihm in der U19 trainiert. Danach bin ich in die U19 zu Arminia Bielefeld gewechselt.“ In Bielefeld stieg er im Sommer 2022 mit der U19 aus der Junioren Bundesliga ab (während die von Wagner trainierten Essener Rang sechs belegten und den Westfalenpokal gewannen). Amaimouni-Echghouyab durfte in seinem zweiten A-Junioren-Jahr zwar eine Vorbereitung mit den Profis absolvieren und kam am 19. November 2022 im Testspiel der Bielefelder gegen Fortuna Düsseldorf (0:1) zum Einsatz – bekam im Sommer 2023 jedoch mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. „In Bielefeld gab es keine zweite Mannschaft“, betont Amaimouni-Echghouyab. „Es ist immer besser, wenn es auch ein zweites Team gibt. Wenn es nicht direkt für den Sprung zu den Profis reicht, kann man sich auf dieser Ebene empfehlen. Ich bin mir bis heute unschlüssig, ob der Wechsel nach Bielefeld die richtige Entscheidung war. Andererseits wäre ich vielleicht auch nicht hier, wenn ich es nicht getan hätte.“
Win-win-Situation in Erkenschwick
Auf den Abschied von der Alm folgte eine kurze Phase der Vereinslosigkeit. Probetrainings in den Niederlanden und in der Regionalliga West mündeten nicht in einer Zusammenarbeit. „Als das Transferfenster noch eine Woche geöffnet hatte, habe ich mich dann dazu entschieden, in die Oberliga zur SpVgg Erkenschwick zu wechseln.“ Auf dem Papier ein Rückschritt – und sicherlich nicht der Karriereweg, den er sich als Spieler aus der Junioren-Bundesliga vorgestellt hatte. Doch für Amaimouni-Echghouyab erwies sich der Wechsel als goldrichtig. „Die Zusammenarbeit war auf ein Jahr ausgelegt. Beiden Seiten war klar, dass ich die Station als Sprungbrett nutzen, dem Verein aber natürlich auch etwas zurückgeben möchte.“
Das gelang in beeindruckender Art. „Ich bekam das Vertrauen des Trainers Magnus Niemöller, das war sehr wichtig für mich.“ Der Offensivmann erzielte für den Aufsteiger aus der Westfalenliga, der am Saisonende überraschend Rang vier belegte, 18 Treffer, bereitete sechs weitere vor und spielte sich ins Rampenlicht. Nicht mal ein Jahr, nachdem er Arminia Bielefeld hatte verlassen müssen und zunächst keinen Klub im Profifußball fand, standen nun zahlreiche Vereine Schlange – als er jedoch das Angebot aus Hoffenheim erhielt, und spätestens, nachdem er sich das Vereinsgelände der TSG und die Möglichkeiten am Trainingszentrum in Zuzenhausen angesehen hatte, war die Sache klar: „Ich wollte ab diesem Moment nur noch nach Hoffenheim.“ Auch, weil er das ruhige Umfeld im Kraichgau sofort zu schätzen wusste. Er wohnt heute in Hoffenheim in der Nähe des Dietmar-Hopp-Stadions und sagt. „Hier gibt es nicht viel Trubel. Für einen jungen Spieler wie mich ist das perfekt.“
Starke Premierensaison bei der U23
So kam es also zum Wiedersehen mit Vincent Wagner in der U23 der TSG. Der Coach baute sofort auf Amaimouni-Echghouyab, der wiederum ablieferte und mit seinem Spielstil auf der rechten Außenbahn nicht selten zum Unterschiedsspieler avancierte. Sieben Treffer und neun Vorlagen sammelte er für „Hoffe zwo“ in der Regionalliga Südwest. Ende März, noch bei fünf Treffern stehend, sagte er: „Zehn Tore in dieser Saison zu erzielen, wäre schon ein schönes Ziel.“ Es folgten noch zwei erfolgreiche Abschlüsse in den Spielen gegen die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz (2:0) und beim FSV Mainz 05 II (5:1), beide erzielt nach einem Muster, das an den ehemaligen Topstar des FC Bayern, Arjen Robben, erinnerte: den Ball an der rechten Strafraumecke positionieren und mit links in die lange Ecke schlenzen.
Gleichwohl: Die Partie in Mainz blieb Amaimouni-Echghouyabs letzter Einsatz in dieser Saison. Der 20-Jährige, der in Erkenschwick „Jupp“ gerufen wurde, musste verletzungsbedingt zusehen, als die Hoffenheimer in Dreieich in der Partie gegen Eintracht Frankfurt II (2:1) den Meistertitel fixierten – und freute sich mit den Kollegen nach dem Spiel ausgiebig über den großen Triumph.
In der nächsten Saison will er dann wieder angreifen. In der 3. Liga.

