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SPIELFELD
16.11.2023

Fakt oder Fake: Kevin Vogt über das Ruhrgebiet

Bisher wurde in der Rubrik „Fakt oder Fake“ immer auf ein Land geschaut, diesmal gewährt uns Kevin Vogt einen Einblick in seine Heimatregion: das Ruhrgebiet. Um den „Pott“ ranken sich viele Mythen und Klischees, kaum eine andere Region in Deutschland wird mit so vielen speziellen Dingen assoziiert. Der TSG-Verteidiger bringt uns in SPIELFELD das Ruhrgebiet näher und erklärt, welche Vorurteile der Wahrheit entsprechen und welche nicht stimmen.

Kevin, erstmal Glückauf. Stimmt es, dass die Leute im Ruhrgebiet schroffer sind und die Sprache gröber ist?

„Das Glückauf gehört natürlich zum Pott dazu, das ist untrennbar mit dem Ruhrgebiet verbunden und hat durch die Bergbaugeschichte eine nostalgische Bedeutung für die Leute. Ich kann bestätigen, dass es im Ruhrgebiet etwas rauer zugeht. Das habe ich vor allem festgestellt, als ich das erste Mal rausgezogen und nach Augsburg gewechselt bin. Die Leute im Pott sind sehr direkt, man weiß immer schnell, woran man ist. Wenn du nicht aus dem Ruhrgebiet kommst und das nicht kennst, kann es schnell abschreckend sein. Es ist aber nicht böse gemeint, sondern es spart auch einfach Zeit.“

Das Ruhrgebiet ist grau und die einzigen Grünflächen sind Schrebergärten.

„Wenn ich an meine Heimatstadt Bochum denke, ist da schon viel Wahres dran. Eine Ausnahme ist vielleicht der Stadtteil Stiepel, das ist aber auch die wohlhabendere Gegend. Bochum kommt im ersten Schritt nicht über die Schönheit – das sieht man ja auch an mir. (lacht) Die Leute machen es dann aber aus. Von der reinen Architektur sind wir nicht ganz weit vorne dabei, auch da kommen wir über den Charakter. Insgesamt gibt es im Ruhrgebiet aber auch schöne Seen und mehr Natur, als man glaubt.“

Jeder im Ruhrgebiet hat die Wolfgang Petry „Best of“-CD zu Hause.

„Also bei uns lief seine Musik damals rauf und runter. Ich würde es jedem Ruhrpottler ans Herz legen, dass Wolle Petry noch im Regal steht. Er gehört absolut zum Pott. ‚Wahnsinn‘, ‚Bronze, Silber und Gold‘ und wie die ganzen Hits heißen – das ist schon eine Pflichtübung für jeden im Revier. Wenn du da nicht mitsingst, ist es schon schwierig.“

Die Zechen, Kokereien und Industriebauten haben die Landschaft ganz schön verschandelt.

„Das gehört im Pott einfach dazu, das macht ihn auch aus. Jede Stadt hat ihren eigenen Charme. Aber alle haben die Malocher- Mentalität, deswegen passen diese Bauten auch einfach zu den Menschen. Deshalb finde ich, dass das zum Kult gehört und uns Charakter verleiht. Außerdem wurden viele Anlagen mittlerweile wunderbar aufgebaut, zum Beispiel der Zeche Zollverein in Essen, der zum Weltkulturerbe gehört.“

Fußball ist wichtiger als alles andere, auch Religion.

„Ja. Zu einhundert Prozent. Fußball steht an erster Stelle, sie leben im Pott dafür. Das ist auch unabhängig von der Stadt. Die Leute geben ihr letztes Hemd, um ins Stadion zu kommen. Deshalb ist Fußball im Ruhrgebiet auch nochmal spezieller, das merkt man auch bei den Auswärtsspielen in Bochum, Dortmund oder Gelsenkirchen.“

Aber mal ehrlich: Die Heimat der Currywurst liegt nicht im Ruhrgebiet, sondern in Berlin.

„Puh, das ist die größte Lüge. Das kann ich nicht akzeptieren, da stehen mir die Haare zu Berge. (lacht) Es gibt viele schöne Dinge im Ruhrgebiet, aber das Größte ist die Currywurst. Das ist so. Essenstester „Jumbo“ Schreiner von Galileo hat das schon bestätigt, er muss es wissen. Auch Herbert Grönemeyer singt ja nicht umsonst darüber. Berlin ist eine schöne Stadt, aber an unsere Currywurst kommen sie dort nicht ran. Es ist auch heute noch so: Wenn man zu mir nach Hause kommt – ich kann immer eine Currywurst anbieten. Ich habe immer die „Echte“ Bratwurst von Dönninghaus aus Bochum im Gefrierfach. Man kann sich sicher sein, dass ich in Heidelberg die beste Currywurst mache.“

Abschließend: Das Ruhrgebiet ist viel besser als man glaubt?

„Ja, finde ich schon. Es gibt sicher auch viele, die mit dem Ruhrgebiet nicht gut zurechtkommen. Aber ich bin dort geboren und aufgewachsen, ich mag die Mentalität sehr gern. Alle reden frei Schnauze, man findet auch überall schnell Anschluss. Wenn du allein in eine Kneipe gehst, bist du nach fünf Minuten im Gespräch. Die Menschen können hart sein, haben aber alle ein gutes Herz. Die menschliche Komponente macht das Ruhrgebiet vom Inneren heraus sehr viel schöner, als es das Äußerliche vermuten lässt.“

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