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14.06.2023

Martina Moser: Die TSG im Herzen

10 Jahre Bundesliga, Spielführerinnen im Fokus: Martina Moser war Führungsspielerin, Leistungsträgerin und eines der bekanntesten Gesichter bei der TSG Hoffenheim. Fast vier Jahre lang führte die Schweizerin, die 129 Länderspiele und 189 Bundesligaspiele bestritt, das Team aus dem Kraichgau als Kapitänin aufs Feld, ehe sie 2017 in ihre Heimat zurückkehrte und beim FC Zürich sportlich und beruflich eine neue Aufgabe suchte. Im vergangenen Sommer beendete die 37-Jährige ihre Karriere.

Hallo Mosi! Vor ziemlich genau einem Jahr hast du dein Karriereende bekanntgegeben, kurz nachdem du mit dem FC Zürich zum dritten Mal den Pokalsieg gefeiert hast. Wenige Wochen später kam der dritte Meistertitel hinzu. Mit welchen Gedanken blickst du auf deine Laufbahn zurück?

„Ich muss schon sagen, dass in meiner Karriere einfach sehr viel perfekt lief. Ich durfte mit der Schweiz erstmals an einer Weltmeisterschaft und an einer Europameisterschaft teilnehmen, durfte viermal das Double in der Schweiz feiern. Natürlich gab es auch Rückschläge, aber ich habe daraus immer etwas gelernt. Jeder Schritt, den ich gegangen bin, war irgendwie sinnvoll. Und schlussendlich hat mich das alles zu der Spielerin gemacht, die vor einem Jahr ihre Schuhe an den Nagel gehängt hat. Heute würde ich sagen, dass ich vielleicht noch gerne in einem anderen Land, zum Beispiel England, hätte spielen sollen, damit ich auch noch eine Sprache perfekt gelernt hätte. Aber die Liga war damals noch nicht so attraktiv. Daher bin ich sehr glücklich, dass ich insgesamt zehn Jahre in Deutschland in der Bundesliga spielen durfte.“ 

Du hast bis 2017 für die TSG in der Bundesliga gespielt, Turbine Potsdam kämpfte damals noch um die ersten beiden Tabellenplätze und die Champions League-Qualifikation. Nun ist der Traditionsclub aus der höchsten Spielklasse abgestiegen. Wie siehst du diese Entwicklung?

„Natürlich tut mir das für den Verein sehr leid. Als ich nach Deutschland kam, war das ein absoluter Topclub, der viele Erfolge gefeiert hat. Deshalb ist das auf jeden Fall sehr schade. Allerdings war ich auch schon immer ein Fan davon, dass Vereine mit Männerteams in den Bundesligen in den Frauenfußball investieren. An diesen Standorten gibt es schon professionellere Strukturen und die passende Infrastruktur. Die Möglichkeiten der Vereine mit starken Männerteams sind einfach größer, entsprechend können sie sich auch höhere Ziele im Frauenbereich stecken. Das sieht man beispielsweise bei RB Leipzig. Im Frauenfußball sind die Einnahmen, beispielsweise durch Ticketing, Sponsoring oder Merchandising, einfach noch nicht so hoch, dass sich das System selbst trägt. Dass dann von dem vielen Geld, was im Männerfußball fließt, auch etwas in eine Frauenabteilung investiert wird, finde ich positiv. Zudem machen diese großen Namen die Bundesliga ja auch attraktiver.“

Du hast vor einigen Monaten die Bedingungen für Fußballerinnen in der Schweiz kritisiert. Nun hat die Schweiz den Zuschlag für die Europameisterschaft 2025 bekommen.

„Ich finde das natürlich spitze und hoffe, dass das den nötigen Schwung bringt, um in den nächsten zwei Jahren noch mehr in den Frauenfußball zu investieren. Wichtig ist aber, dass die Entwicklung Schritt für Schritt vorangetrieben wird, damit sie am Ende auch nachhaltig ist. Man darf keine Wunder erwarten, das wäre auch nicht sinnvoll. Die Strukturen sollen gesund aufgebaut und stetig professionalisiert werden. Ich werde natürlich auch versuchen, weiter Pionierarbeit zu leisten. Die ist noch gefordert, denn in der Schweiz fehlt dem Frauenfußball in der Öffentlichkeit noch die Selbstverständlichkeit.“ 

Beim FC Zürich warst du nicht nur mit dem Frauenteam erfolgreich, sondern hast im vergangenen Sommer auch mit dem Männerteam, bei dem du als Teammanagerin tätig warst, die Schweizer Meisterschaft gefeiert. Hattest du schon immer das Ziel, nach der aktiven Karriere im Fußball zu arbeiten?

„Schon vor meiner Zeit als Profispielerin habe ich im Sport gearbeitet und war in der Schweiz in der Administration im Bereich Mädchen- und Frauenfußball beim Schweizerischen Fussballverband tätig. Auch noch während ich schon für den SC Freiburg in der Bundesliga gespielt habe. Und ich sehe mich auch heute eigentlich im Fußballbusiness. Beim FC Zürich arbeite ich seit März zwar nicht mehr und bin auch gerade nicht im Sportbereich tätig, aber in Zukunft ist das auf jeden Fall wieder mein Ziel.“

Du hast den SC Freiburg und damit deine erste Station in der Bundesliga schon angesprochen. Wie bist du dann 2012 zur TSG Hoffenheim gekommen?

„Von Freiburg ging es für mich weiter zum VfL Wolfsburg, wo ich erstmals Profi-Fußballerin war. Das war natürlich spannend. In meinem zweiten Jahr wurde ich aber oft nur noch eingewechselt, zudem war Wolfsburg sehr ambitioniert und hat immer wieder Nationalspielerinnen verpflichtet. Dennoch stand ich eigentlich kurz vor meiner Vertragsverlängerung. Dann hat aber die TSG Hoffenheim Interesse gezeigt und ich habe mich einfach mal mit Jürgen Ehrmann und Ralf Zwanziger getroffen. Es war ein gutes Gespräch und ich habe mich am Trainingszentrum in St. Leon direkt wohlgefühlt. Ich wollte Stammspielerin sein und eine wichtige Führungsrolle einnehmen, diese Möglichkeit habe ich in Hoffenheim gesehen. Für viele war der Wechsel in die 2. Liga vielleicht ein Schritt zurück, für mich hat es sich aber spätestens ein Jahr später als zwei Schritte vorwärts herausgestellt.“

Denn ein Jahr später bist du mit der TSG in die Bundesliga aufgestiegen…

„Ja, daran habe ich sehr viele tolle Erinnerungen. Wir haben schon einen Tag vorher im Hotel übernachtet, um uns auf das entscheidende Spiel gegen Köln einzustimmen und uns optimal vorzubereiten. Es war ein toller Abend und wir waren alle sehr aufgeregt. Ich erinnere mich, dass das Wetter schon an diesem Abend alles andere als sommerlich war. Auch am Spieltag war dann richtiges Regenwetter. Aber das hat irgendwie alles zu dem Fight gepasst, den die vielen Zuschauer dann gesehen haben. Es war alles geboten: Spannung, viele Tore und ein großer Kampf. Wir waren als Mannschaft zusammen stark, das hat man an diesem Tag auf dem Platz gesehen. Ich weiß noch genau, dass es ganz am Ende nochmal einen Freistoß für Köln gab. Sogar die Torfrau Lena Nuding, die sehr groß ist, ist mit nach vorne gekommen. Zum Glück konnte ich das Ding rausköpfen, Birgit Prinz ist Richtung Eckfahne gerannt und dann wurde abgepfiffen. Da sind alle Dämme gebrochen, die Fans kamen auf den Platz und ich habe teilweise meine eigenen Mitspielerinnen nicht mehr gesehen. Es ist so viel Druck abgefallen und es tat so gut, das geschafft zu haben. Einfach überragend.“

In der Bundesliga ging es dann zunächst vor allem um den Klassenerhalt. Wie hast du die Entwicklung in den Folgejahren erlebt?

„Als wir im ersten Jahr den Klassenerhalt geschafft haben, war das für mich auch ein ganz besonderer Moment. Wir haben uns anschließend jede Saison verbessert, entsprechend gab es eigentlich Jahr für Jahr etwas zu feiern. Kein Sieg war selbstverständlich, weil wir nie die Übermannschaft waren, die irgendwelche Weltklasse-Spielerinnen verpflichtet hat. Entsprechend war es jedes Mal ein schönes Gefühl, wenn wir drei Punkte geholt haben. Es war eine Luxussituation, wenn wir möglichst früh schon einen Platz im gesicherten Mittelfeld hatten.“ 

2017 hast du die TSG schließlich verlassen und bist in deine Heimat zurückgekehrt. Welche Verbindung hast du seither noch nach Hoffenheim?

„Ich habe die Entwicklung immer verfolgt. Ein Highlight war für mich, als die TSG die Champions League-Qualifikation in Zürich gespielt hat. Ich habe im Stadion Letzigrund ein Foto mit all den Spielerinnen gemacht, mit denen ich schon bei der TSG gespielt habe. Das fand ich mega schön. Und es hat mich natürlich sehr gefreut, dass es Hoffenheim bis in die Gruppenphase geschafft hat. Ich verfolge auch heute noch die Spiele, wenn es geht. Zudem habe ich noch zu Einigen Kontakt. Beispielsweise zu Nicole Billa, mit der ich mir damals bei Auswärtsfahrten immer das Hotelzimmer geteilt habe. Oder zu Theresa Betz, die mittlerweile als Mannschaftsärztin bei der TSG ist. Für mich ist die Verbindung in den Kraichgau nach wie vor stark. Die TSG wird definitiv für immer in meinem Herzen bleiben. Ich hatte dort einfach eine super Zeit.“

 

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