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SPIELFELD
27.02.2023

Der lange Weg zurück

Eine schwere Verletzung kann einen Fußballer für mehrere Monate ausbremsen. Die Rückkehr auf den Platz ist oftmals beschwerlich – und nicht immer verlässlich planbar. SPIELFELD hat sich die einzelnen Stationen des Heilungsprozesses angeschaut und den Weg bis zum Comeback gemeinsam mit den Ärzten und Trainern am Beispiel von TSG-Profi Grischa Prömel rekonstruiert.

Die Verletzung

Eine falsche Bewegung, ein unglücklicher Zweikampf – innerhalb von Sekundenbruchteilen kann sich die Welt eines Fußballers verändern. Eine schwere Verletzung kann dabei viele Ursachen haben. Im Fall von Grischa Prömel geschah sie beim Kampf um den Ball, bei dem ihn Mitspieler Christoph Baumgartner versehentlich am Knöchel traf. Eine Aneinanderreihung unglücklicher Umstände mit schweren Folgen, was Prömel sofort bewusst war: „Ich habe gespürt und dann auch gesehen, dass da einiges kaputtgegangen ist.“ Mannschaftsarzt Dr. Ralph Kern und Physiotherapeut Julian Binder, die sofort auf das Feld geeilt waren, erkannten schnell: Das Sprunggelenk ist schwer geschädigt. „Auf dem Platz geht es meist erstmal für uns nur darum, zu entscheiden: Kann der Spieler weitermachen oder nicht? In Grischas Fall stellte sich diese Frage für meinen Kollegen aber erst gar nicht, so eindeutig war die Verletzung“, erklärt Dr. Thomas Frölich, der zusammen mit Dr. Kern das Ärzteteam der TSG bildet. Das verletzte Gelenk wurde noch auf dem Platz geschient, Prömel auf eine Trage gehievt und von den Notfallmedizinern des Roten Kreuz vom Stadion direkt in den Krankenwagen transportiert. Keine Seltenheit – bei schweren Verletzungen, werden Spieler direkt in die Uni-Klinik Heidelberg gebracht. Dort wird mithilfe eines Röntgenbildes oder einer Computer-Tomographie die konkrete Verletzung festgestellt. Bei Prömel folgte die bittere Erkenntnis: Das Sprunggelenk war gebrochen. Sofern kein medizinischer Notfall vorliegt, arbeitet die TSG bei der Diagnostik mit der ETHIANUM Klinik in Heidelberg zusammen.

Die Operation

Bis zur Diagnose laufen die meisten Verletzungen ähnlich ab. Sobald klar ist, was kaputtgegangen ist, wird über eine mögliche Operation entschieden. Bei Grischa Prömel war allerdings kaum Zeit für große Überlegungen: „Ich wurde noch am Abend des Unfalls operiert, es musste sofort eingegriffen werden.“ Beim 28 Jahre alten TSG-Profi war die direkte OP unausweichlich, in anderen Fällen wird erst nach einigen Tagen operiert, da oftmals eine Schwellung abklingen muss. Jedoch ist auch klar: „Wenn wir zu lange mit der OP warten, kann sich die Ausfallzeit deutlich verlängern“, sagt Dr. Frölich. Einige Verletzungen werden konservativ behandelt, wenn eine Operation vermieden werden kann.

Die ersten Tage nach der OP

Nach der Operation geht der Blick sofort nach vorn. „Wenn alles ohne Komplikationen verlief, wird mit den Ärzten ein Plan für die gesamte Reha-Zeit aufgestellt“, sagt Präventiv-Trainer Christian Neitzert. „Wir müssen dabei im Verlauf auf Reaktionen des Körpers schauen und dann an manchen Stellen den Plan neu justieren.“

Zunächst heißt es jedoch: Keine Belastung, bei Prömel bedeutete dies, das komplette Bein musste ruhiggestellt werden. Denn der Körper benötigt Zeit, um zu heilen. „Ich durfte in den ersten Tagen gar nichts machen, danach die Belastung nur langsam erhöhen“, erklärt Prömel, der eine lange Leidenszeit durchlebte: „Ich war acht Wochen lang auf Gehhilfen angewiesen.“ Die Muskeln im verletzten Bein, die normalerweise täglich im Hochleistungsbetrieb sind, entwickeln sich ohne Belastung in dieser Zeit stark zurück und müssen später wieder mühsam aufgebaut werden.

Reha-Training zu Lande und im Wasser

In den ersten Wochen der Rehabilitation wird die Trainingshose häufig durch die Badehose ersetzt. „Im Wasser ist die Krafteinwirkung auf Gelenke deutlich geringer“, sagt Neitzert, der Prömel Bewegungsaufgaben im Pool gab. Dadurch werden die Muskeln schonend aufgebaut, die Kraft in der verletzten Region kehrt langsam zurück. Dazu saß Prömel oft auf dem Spinning-Rad. Das Fußgelenk war dabei fixiert, um die Belastung gering zu halten.

Auch im Kraftraum absolvierte Prömel erste Einheiten. Das Reha-Team griff auf verschiedene Tools zurück, die nicht nur dabei halfen, Kraft und Stabilität aufzubauen, sondern auch im langwierigen Aufbauprozess für Abwechslung sorgten. In manchen Übungen wurde sogar schon der Ball eingebunden – für Prömel eine persönliche Zeitenwende und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung: „Sobald der Ball im Spiel ist, kehrt auch der Spaß zurück.“ Die Reha stellt einen Spieler nicht nur körperlich, sondern auch mental stets vor Herausforderungen, wie Prömel eingesteht: „Ich arbeite und trainiere doppelt so viel wie ein fitter Spieler. Ich bin froh, wenn diese Zeit vorbei ist.“

Je nach Schwere der Verletzung kann der verletzte Spieler dann mit dem Lauftraining beginnen. Hierfür verfügt die TSG über ein spezielles Laufband, das die Gewichtsbelastung auf die Gelenke reduziert. Im futuristisch anmutenden Gerät mit dem Namen „Alter-G“ steckt der Patient in einer Druckluftkammer, welche die Schwerkraft verringert. Raumfahrttechnik für das Comeback auf dem Rasen. Während der gesamten Reha packen auch die Physiotherapeuten mit an – im wahrsten Sinne des Wortes. Regelmäßig liegt Prömel noch immer auf der Massagebank. Mit Wellness hat das jedoch nichts zu tun: „Mein Tag in der Reha beginnt um acht und endet um 18 Uhr – er ist wirklich eng durchgetaktet.“

Die ersten Schritte auf dem Rasen

„Ein ganzes Team arbeitet daran, den Spieler wieder auf den Platz zu bringen, wobei er selbst intensiv mitmachen muss“, sagt Dr. Frölich. Zu diesem Team gehören neben den Ärzten der Trainerstab, die Physiotherapeuten und natürlich auch der verletzte Spieler. Im Kollektiv wird entschieden, wann jeweils die nächsten Schritte der Reha beginnen. Nach den ersten Wochen harter körperlicher Arbeit rückt das Ziel des Comebacks näher. Sobald die Gelenke und Muskeln stabilisiert sind, starten die Laufeinheiten auf dem Rasen. „Wenn man wieder auf dem Platz steht, sieht man das Ende des Weges und freut sich darauf, bald wieder spielen zu können“, sagt Prömel. Trotz der Laufeinheiten arbeitet er noch immer im Kraftraum, steigert durch die zunehmende Stabilität des Gelenks dabei stetig die Intensität.

Training mit der Mannschaft

Die Rückkehr ins Mannschaftstraining ist in mehrere Schritte unterteilt. Zunächst macht sich der Spieler gemeinsam mit seinen Teamkollegen warm. „Man muss sich dann peu à peu rantasten und schauen, was wie schnell funktioniert“, sagt Prömel. Wieder mit den Kollegen in der Umkleide zu sein und gemeinsame Laufrunden zu absolvieren, setzt dabei ungeahnte Glückshormone frei: „Die Jungs haben mir schon gefehlt. Und man spürt einfach, dass sich die Reha dem Ende zuneigt, dass man mit jedem Tag näher an die Mannschaft heranrückt. Es ist der erste Lohn der zehrenden Reha.“

Verläuft diese Phase ohne Komplikationen, folgen Übungen ohne Körperkontakt. „Zunächst wird man als Wandspieler oder als Überzahlspieler in Passformen eingebunden, sodass man keinen Gegenspieler hat.“ Fällt die Reaktion des Körpers erneut positiv aus, dürfte Prömel zunächst wieder behutsam auch Zweikämpfe bestreiten, eine komplette Trainingseinheit rückt näher.

Das Comeback

Sobald die Ärzte den Spieler gesundschreiben, darf er wieder in Spielen eingesetzt werden. Grundlage hierfür ist der sogenannte „Return-to-play“-Test, bei dem körperliche und mentale Parameter erfüllt werden müssen. „Wichtig ist, dass der Sportler seinem vormals verletzten Körperteil absolut vertraut und keine Angst davor hat, wieder zu spielen“, sagt Dr. Frölich. „Das Vertrauen holt er sich über das Training und die Trainingsspiele, die hierfür ein guter Gradmesser sind.“ Dazu haben die Ärzte von allen Spielern athletische Leistungswerte, die vor der Saison erfasst werden. Diese muss der Rückkehrer erreichen, bevor er wieder für Pflichtspiele in Frage kommt. Dazu darf das verletzte Bein nicht mehr als zehn Prozent Kraftdefizit gegenüber dem unverletzten Pendant aufweisen. So entscheidet am Ende nicht nur das Gefühl, auch die Daten spielen eine wichtige Rolle. Prömel kann die Freigabe kaum erwarten, dies ist eine Motivation von unschätzbarem Wert: „Ich freue mich sehr auf den Tag, an dem ich wieder mit den Jungs spielen darf“, sagt der Mittelfeldspieler, dessen großer Moment hoffentlich nicht mehr allzu weit entfernt ist. Denn dann weiß er endgültig: Die harte Arbeit der vergangenen Monate hat sich gelohnt.

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