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AKADEMIE
17.01.2023

Sebastian Schmitt: Er wusste früh, wohin er will

Seit zwei Jahren ist Sebastian Schmitt als Co-Trainer in der TSG-Akademie tätig – zur aktuellen Saison ist er von der U16 in die U19 aufgerückt und assistiert neben Jens Schuster Chefcoach Stephan Lerch in der Bundesliga Süd/Südwest der A-Junioren. Zusätzlich arbeitet er als Teammanager der Teams von der U16 bis zur U14. Dass er eine Laufbahn als Trainer einschlagen möchte, stand für den 29-Jährigen schon in jungen Jahren fest. Hier ist sein Porträt.

Es war, als hätten sich die Verantwortlichen beim DFB, die die Ansetzungen des Spielplans in der Bundesliga Süd/Südwest festzurren, vorab mit Sebastian Schmitt kurzgeschlossen. Das Start-Programm der Saison 2022/23 – Schmitts erster Spielzeit als Co-Trainer in der höchsten U19-Spielklasse – führte die fußballerische Vergangenheit und die Gegenwart des gebürtigen Mainzers an den ersten beiden Spieltagen jedenfalls perfekt zusammen. Zum Auftakt musste die Hoffenheimer U19 im August beim FSV Mainz 05 antreten – bei jenem Klub also, mit dem Schmitt qua seiner Herkunft verbunden ist und für den er in der Jugend als Torhüter auch selbst aktiv war. Und am zweiten Spieltag? Da empfingen die TSG-A-Junioren den SV Darmstadt 98. Auch zu den „Lilien“ pflegt Schmitt eine enge Verbindung, schließlich war er für die Hessen zwischen den Jahren 2018 und 2021 als Trainer tätig – also bis zu seinem Wechsel in den Kraichgau.

„Dass wir direkt gegen Mainz und danach gegen Darmstadt gespielt haben, war für mich natürlich eine emotionale Angelegenheit“, bekennt Schmitt mit einigen Monaten Abstand, wenngleich für ihn immer die professionelle Vorbereitung auf die Partien im Mittelpunkt stand. „Das Spiel in Mainz war dann sehr hart für uns. Wir sind motiviert hingefahren, wollten unbedingt beweisen, was in uns steckt, auch nach einer zuvor nicht ganz leichten Vorbereitung – und bekommen dann vier Dinger eingeschenkt.“ Das 0:4 in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt am ersten Spieltag war ein herber Rückschlag für die Hoffenheimer U19, der in den folgenden Wochen etwas relativiert wurde, als die Mainzer das Geschehen in der Liga dominierten und mehrere deutliche Siege landeten. Schmitt: „Wir standen danach aber direkt sehr unter Druck.“

Umso erfreulicher verlief dann die Partie gegen den SV Darmstadt 98, die die Hoffenheimer mit 3:1 für sich entschieden. Der Sieg bildete den Auftakt für eine insgesamt ordentliche Saison aus Hoffenheimer Sicht bis zum jetzigen Zeitpunkt. Schmitt selbst sagt über die Spielzeit: „Es war bisher eine gute Runde, in der aber auch ein Tick mehr drin gewesen wäre. Bei der deutlichen Niederlage gegen den Karlsruher SC lief vieles gegen uns, das kann immer einmal passieren. In Trier haben wir zwei Punkte liegen gelassen, dafür haben wir beim FC Bayern gewonnen. Zudem hatten wir zwischendurch eine starke Serie, bei der wir richtig performt haben.“

Die erste hauptamtliche Tätigkeit im Fußball

Mit dem Aufstieg in die U19 ging für Sebastian Schmitt auch ein persönlicher Schnitt einher. Der frühere Torhüter arbeitet nun erstmals hauptamtlich im Fußball. Sein Stellenprofil ist geteilt: Neben der Arbeit auf dem Platz bei den A-Junioren ist er als Teammanager für die Mannschaften aus der Akademie-Arena (U16 bis U14) zuständig. „Dabei besteht meine Aufgabe hauptsächlich darin, die Trainer zu unterstützen, wenn offene Fragen aufkommen. Es geht immer um den Austausch, und ich kann bei verschiedenen Themen mein Netzwerk nutzen, wenn es Bedarf gibt.“ Verbindungen im höherklassigen Jugendfußball hat er sich bereits in jungen Jahren aufgebaut: Schmitt steht seit zwölf Jahren an der Seitenlinie, die Laufbahn als Spieler rückte dafür immer weiter in den Hintergrund. Ein Weg, den der U19-Assistenzcoach bewusst gegangen ist – was auch mit einem einschneidenden Erlebnis als Jugendfußballer zu tun hat.

Bis zur U15 war Schmitt selbst in einem Nachwuchsleistungszentrum als Torhüter aktiv. Beim FSV Mainz 05 wurde ihm dann allerdings mitgeteilt, dass es nicht mehr reicht und er sich sportlich anders orientieren muss. Er wechselte zum SV Gonsenheim und damit zur über viele Jahre im Jugendfußball zweitstärksten Adresse in Mainz. Am unfreiwilligen Abschied vom Bruchweg hatte er allerdings noch zu knabbern: „Es hat sehr wehgetan, dass es für mich nicht weiterging bei Mainz 05. Im Nachhinein hat es mir aber auch geholfen. Als ich etwas älter war und meine ersten Schritte als Trainer hinter mir hatte, hat mir das Ende meiner Zeit als Fußballer in einem Profi-NLZ zusätzlich einen Push gegeben. Ich wollte unbedingt meine Spieler weiterentwickeln und auch meine Ziele als Trainer erreichen.“

Vom SV Gonsenheim zum SV Darmstadt 98

Mit 17 Jahren übernahm Schmitt seine erste Traineraufgabe, coachte die E-Junioren des SV Gonsenheim. „Mein Trainer in der U17 in Gonsenheim war damals Raphaél Laghnej, der jetzt das NLZ des SV Sandhausen leitet. Mit ihm habe ich viel über Fußball gesprochen, und hat er mir bescheinigt, dass ich in vielen Bereichen wie ein Trainer denke. Er hat mich ermutigt, als Coach anzufangen.“

Seinen E-Junioren-Jahrgang in Gonsenheim formte er bis zur U16, teilweise gemeinsam mit Frederik Drechsler, der heute als Torhütertrainer die U20-Frauen des DFB coacht. Schmitts Gonsenheimer Team ärgerte mitunter favorisierte Gegner, in Erinnerung geblieben ist die Saison 2016/17 in der C-Junioren-Regionalliga, der höchsten Spielklasse in diesem Altersbereich, und dabei ein 4:0-Erfolg beim 1.FC Saarbrücken. Der Coach machte sich in der Szene einen Namen. Erste Anfragen aus Nachwuchsleistungszentren gingen bei ihm ein – am Ende entschied er sich nach einer Hospitation im Jahr 2018 für einen Wechsel zum SV Darmstadt 98.

Rückendeckung auf der Arbeit

Zu dieser Zeit – und generell bis zum Jahr 2022 – war der ausgebildete Personaldienstleistungskaufmann noch in seinem gelernten Beruf tätig. „Ich habe in meiner Firma als Projektmanager gearbeitet. Ich war sehr flexibel in meiner Arbeitszeitgestaltung, konnte somit die Aufgabe als Trainer mit meinem Beruf verbinden, habe mir aber natürlich die Frage gestellt, in welche Richtung es bei mir perspektivisch gehen soll. Mir wurde irgendwann klar, dass sich die Arbeit in einem NLZ mit meinem Beruf verbinden lässt – aber nur bis zu einem gewissen Punkt.“ Schmitt spielte bei seinem Arbeitgeber stets mit offenen Karten, hatte obendrein ein gutes Verhältnis zu seinem Vorgesetzten. „Er wusste, dass ich meine Chance im Fußball ergreifen möchte, wenn sich eine Möglichkeit ergibt.“

Zunächst liefen Beruf und Trainertätigkeit allerdings noch parallel. Schmitt arbeitete in Darmstadt als Co-Trainer in der U15 und U17, übernahm danach zur Saison 2019/20 die U13 und im Jahr darauf die U14 in der Hessenliga, wenngleich die Saison Corona-bedingt frühzeitig abgebrochen wurde. Den ein oder anderen Spieler, der später beim SV Darmstadt Profiluft schnupperte, unter anderem Philipp Sonn, der zum aktuellen Zweitliga-Kader der „Lilien“ zählt, hatte er unter seinen Fittichen. Unabhängig davon fiel Schmitt den Verantwortlichen in der TSG-Akademie mit seiner Arbeit in Darmstadt auf.

Den Weg der TSG Hoffenheim seit Jahren verfolgt

Als im Zuge des internen Wechsels von Kai Herdling als Cheftrainer von der U17 zur Hoffenheimer U23 und weiterer personeller Verschiebungen die Stelle des Co-Trainers in der Hoffenheimer U16 neu besetzt werden musste, erhielt Schmitt dann das Angebot, diese zu übernehmen. „Ich hatte die TSG Hoffenheim über Jahre intensiv verfolgt, sie war schon eine der stärksten Adressen im Jugendfußball, noch bevor ich als Trainer im Jugendfußball eingestiegen bin. Es war also irgendwo immer ein Ziel oder Traum, einmal in Hoffenheim zu arbeiten.“ Freilich mussten erst Gespräche mit dem SV Darmstadt über Schmitts Freigabe geführt werden. „Als ich von beiden Seiten das Go zum Wechsel erhalten habe, war ich sehr erleichtert. Ich habe auch bis heute ein gutes Verhältnis zum SV Darmstadt, was mir sehr wichtig ist.“     

In Hoffenheim assistierte er zunächst Carsten Kuhn in der U16 und feierte an dessen Seite im Sommer 2022 den Gewinn der Meisterschaft in der Oberliga Baden-Württemberg der B-Junioren. Bei der U19 ist Chefcoach Stephan Lerch sein direkter Vorgesetzter – noch, denn Lerch wird nach dieser Spielzeit die Bundesliga-Fußballerinnen der TSG als Trainer übernehmen. „Sowohl von Carsten als auch von Stephan habe ich sehr viel gelernt“, bekennt Schmitt. Zu seiner Rolle im U19-Trainerteam sagt er: „Eine klassische Rolle gibt es eigentlich nicht. Stephan gibt als Chefcoach die Richtung vor, hat klare Vorstellungen davon, wie unsere Arbeit strukturiert sein soll und welche Ziele wir verfolgen. Darauf aufbauend teilen wir uns im Team die Arbeit auf. Die Schwerpunkte wechseln immer wieder, was zur Folge hat, dass ich sehr viele Freiheiten habe und auch das nötige Vertrauen spüre. Das reicht von Ansprachen vor dem Spiel bis hin zu individuellen Analysen mit Spielern oder auch der Trainingsplanmitgestaltung.“

Auch in der Freizeit immer in Bewegung

Klar ist, dass Schmitt mit seiner Aufgabe als U19-Co-Trainer und zusätzlich als Teammanager der U16 bis U14 voll ausgelastet ist. Mit seiner Familie wohnt der 29-Jährige weiterhin im Mainzer Umland, pendelt dementsprechend nach Hoffenheim. Auch in seiner Freizeit ist er stets in Bewegung. „Ich liebe es zu reisen“, betont er. Wenn es die zeitintensive und auch auf die Wochenenden zugeschnittene Arbeit als Trainer erlaubt, packt er gerne die Koffer und sucht mit der Familie oder Freunden die Ferne. Schmitt war im Jahr 2022 beispielsweise erstmals in Rom, in Ajaccio (Korsika) und Marbella (Andalusien). Er fährt zudem gerne Rad und nimmt dabei seinen Hund mit, „da gebe ich dann auch mal richtig Gas, damit er sich austoben kann“. Außerdem trifft er gerne Freunde, spielt Tennis und schaut regelmäßig in anderen Stadien Fußball oder bei den Adlern Mannheim Eishockey.

Zumindest für die letzteren Aktivitäten könnte in den kommenden Wochen wieder öfters die nötige Zeit fehlen, sobald der Endspurt in der Saison ansteht – mit noch sechs ausstehenden Partien in der Bundesliga Süd/Südwest und dem Halbfinale im Verbandspokal beim 1. CfR Pforzheim. Schmitt untermauert: „Wir haben auf jeden Fall das Potenzial, unter den ersten vier Teams in der Liga zu landen. Unser Ziel ist es, dass wir uns erneut für den DFB-Pokal qualifizieren – dafür müssten wir Dritter in der Liga werden oder den Verbandspokal gewinnen.“

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