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SPIELFELD
01.01.2023

Rudy: „Es braucht mentale Stärke“

Sebastian Rudy liebt die Präzision. Ob mit seinen millimetergenauen Pässen auf dem Platz oder bei seiner zweiten großen Leidenschaft, bei der er Pfeile in kleine Felder wirft. Der 32-Jährige ist großer Darts-Fan und auch in dieser Sportart sehr talentiert. Mit SPIELFELD ist er an die Scheibe getreten und hat über sein spezielles Hobby, aber auch seine Rolle in der aktuellen Saison auf dem Rasen und die weiteren Karrierepläne gesprochen.

Sebastian, woher kommt Deine Leidenschaft für Darts?

„Vor vier, fünf Jahren habe ich mit meinen Brüdern angefangen, Darts zu spielen. Vorher hatte ich es nur im Fernsehen verfolgt. Zwischenzeitlich haben wir dann aufgehört, bis zum Geburtstag meiner Nichte vor etwas mehr als einem Jahr. Wir waren dann zur Feier bei meinem Bruder und, nun ja, da hing halt noch die Dartscheibe. Wir hatten zwei Jahre nicht mehr gespielt und wollten mal kurz ein paar Pfeile werfen, ich habe dann – ungelogen – gleich im ersten Wurf die 180 geworfen. (lacht) Seitdem bin ich wieder voll dabei und spiele fast täglich.“

Was fasziniert Dich so sehr an der Sportart?

„Die Emotionen sind schon beeindruckend. Die Fans drehen gern durch bei den großen Wettbewerben, auch auf der Bühne kochen die Gemüter gern mal hoch. Dabei cool zu bleiben ist die hohe Kunst. Allerdings kann es auch hier im Trainingszentrum ganz schön hitzig zugehen, wenn Philipp Pentke und ich uns gegenseitig beim Spielen provozieren. Dazu ist es ein schönes Gefühl, wenn man diese kleinen Felder trifft und merkt, wie man sich verbessert.“

Ist es für Dich mehr als nur ein Zeitvertreib?

„Auf jeden Fall. Ich habe mir zu Hause auch etwas aufgebaut, um regelmäßig zu trainieren. Immer, wenn ich mit meinem Hund rausgehe, gehe ich durch die Garage, wo meine Scheibe hängt. Vor unserer Runde werfe ich dann immer sechs bis neun Pfeile. Das ist mittlerweile schon zum Ritual geworden. Wenn ich ein Hobby angehe, dann informiere ich mich, lese mich ein und suche nach Wegen, um mich zu verbessern. Die Stars der Szene sagen alle, dass Mentaltraining das Wichtigste ist. Im entscheidenden Moment cool zu bleiben, dafür braucht es auf jeden Fall mentale Stärke.“

Hast Du als Profisportler da einen Vorteil?

„Man weiß natürlich, wie man mit Drucksituationen umzugehen hat. Aber es brodelt trotzdem oft in mir. (lacht) Eine gewisse Anspannung ist allerdings auch förderlich, ansonsten würde es vermutlich gar keinen großen Spaß machen.“

Versuchst Du, immer nur ein gutes Ergebnis zu erzielen oder trainierst Du auch systematisch?

„Es gibt da viele verschiedene gute Übungen, die ich mache und durchgehe. Die arbeite ich dann ab und hoffe, dass ich dadurch mein Spiel verbessere. Ich versuche auch immer, in jeder Trainingssession eine Triple 20, eine Triple 19, ein Doppel 16 und das Bull’s eye zu treffen, vorher höre ich nicht auf, da es die wichtigsten Felder sind.“

Was ist Dein Lieblingsdoppel?

„Lustigerweise die Doppel 16. Das passt natürlich auch sehr gut zu meiner Trikotnummer. Ich bin dort am sichersten und versuche mir immer 32 Rest zu stellen, um das Spiel mit dem Wurf auf die Doppel 16 zu beenden.“

Wie viel Zeit investierst Du in Dein Darts-Training?

„Mit zwei Kindern ist es natürlich etwas schwierig, viel Zeit dafür zu investieren. Aber wenn die beiden schlafen, gehe ich abends für 30 bis 45 Minuten an die Scheibe. Es ist kein unwesentlicher Teil meiner Freizeit, aber eh ich am Handy rumsitze, spiele ich lieber Darts.“

Warst Du denn schon mal bei der Weltmeisterschaft in London?

„Nein, leider habe ich das noch nicht geschafft. Meine Brüder waren schon mal da und haben da wirkliche alle großen Namen gesehen, ob Michael Van Gerwen oder Phil Taylor, der übrigens mein großes Vorbild im Darts ist. Irgendwann werde ich sicher auch mal nach London fahren, um mir das Spektakel live im Publikum anzuschauen.“

Die Rudy-Brüder sind also alle Darts-Fans?

„Nicht nur wir Brüder, auch meine Schwester spielt Darts, sogar meine Eltern haben mittlerweile eine Dartscheibe. (lacht) In meiner Heimat in Dietingen gibt es in diesem Winter sogar ein offizielles Turnier, leider bin ich zu der Zeit im Urlaub. Meine Schwester und einer meiner Brüder haben sich aber dafür gemeldet und werden dort antreten. Meine Kinder schauen mir manchmal beim Spielen zu, sie werden bestimmt, wenn sie alt genug sind, auch die Pfeile in die Hand nehmen.“

Du hast schon angesprochen, dass Du häufig mit Philipp Pentke spielst. Auf welchem Niveau läuft das ab?

„Das ist unterschiedlich. Teilweise gibt es Legs, da haben wir eine durchschnittliche Aufnahme von 80 (die Top-Profis bei der WM haben einen Schnitt von ca. 100 Punkten/Anm. d. Red.), es gibt dann aber auch Spiele, in denen man das Doppel nicht trifft und der Schnitt sehr schnell in den Keller geht. Wenn der eine von uns aber gut wirft, zieht der andere meistens direkt nach, man passt sich fast immer an das Niveau des anderen an, sowohl nach oben als auch nach unten. Manchmal spielt auch Pavel Kadeřábek mit, wenn Peter Geigle Zeit hat, ist er auch gern dabei. Aber mit Penne spiele ich am häufigsten, da ist eine echte Rivalität entstanden. Wir haben unsere eigenen Pfeile und da wir uns auf ähnlichem Niveau bewegen, macht es natürlich großen Spaß und die Spiele sind sehr spannend. Meiner Meinung nach bin ich aber einen Tick besser.“ (lacht)

Trotz Deiner Faszination für den Dartssport, liegt Dein Fokus natürlich noch immer beim Fußball. Du bist Rekordspieler der TSG und eine Legende des Klubs. Was bedeutet Dir der Verein?

„Es ist mein elftes Jahr für die TSG, der Verein bedeutet Heimat für mich, ganz klar. Ich fühle mich hier extrem wohl, es ist einfach ein richtig, richtig toller Klub. Ich freue mich wirklich jeden Tag darauf, hierherzukommen und Fußball zu spielen. Ich fahre jeden Tag mit einem Lächeln zur Arbeit.“

In der aktuellen Saison hast Du für Deine Verhältnisse aber recht wenig gespielt. Wie kommst Du damit zurecht?

„Es ist natürlich nicht immer einfach. Ich habe in meiner gesamten Karriere zuvor immer konstant viel gespielt. Am Anfang der Saison wurde ich immer eingewechselt und habe meine Minuten bekommen, aber nach meinem Handbruch war ich häufiger ganz draußen. Das ist natürlich nicht zufriedenstellend. Ich will immer spielen, ich habe aber auch gelernt, dass man in solchen Situationen sein Ego hintenanstellen und konzentriert weiterarbeiten muss. Die Chance wird kommen, so ist es im Fußball. Abgesehen davon gilt: Wir wollen als Mannschaft erfolgreich sein, deswegen bin ich immer voll dabei, egal ob ich spiele oder nicht. Ich gebe in jedem Training alles und will, dass wir die Spiele gewinnen. Wenn ich dabei auf dem Platz stehe, ist es umso besser, aber über allem steht der Erfolg der Mannschaft. Jetzt habe ich im Winter wieder die Chance, mich in der Vorbereitung anzubieten. Und da haue ich mich wieder voll rein. Ich habe die Qualität, der Mannschaft weiterzuhelfen, das will ich dem Trainer jeden Tag beweisen.“

Dein Vertrag läuft zum Saisonende aus. Machst Du Dir schon Gedanken, wie es weitergeht?

„Aktuell ist das noch kein Thema für mich, wir werden uns im neuen Jahr zusammensetzen und besprechen, wie es weitergeht. Ich fühle mich auf jeden Fall körperlich noch topfit und kann auf diesem Niveau sicher noch mehrere Jahre spielen. Ich würde gern bei der TSG bleiben.“

Gerade im zentralen Mittelfeld gibt es bei der TSG viele talentierte, junge Spieler. Bist Du da auch als Mentor gefragt? Schließlich hast Du als Deutscher Meister und Nationalspieler einen großen Erfahrungsschatz.

„Ich versuche, vor allem den jungen Spielern immer Tipps zu geben. Ob es spielerische Sachen sind, die mir auffallen, oder ihnen auch einfach beizubringen, eine gewisse Demut an den Tag zu legen. Ich bin keiner, der dabei rumschreit, aber ich versuche definitiv, meine Erfahrung weiterzugeben.“

Gab es in Deiner Anfangszeit als Profi jemanden, der sich um Dich gekümmert hat?

„In der zweiten Mannschaft beim VfB Stuttgart spielte ich damals mit Peter Perchtold zusammen. Er war sechs Jahre älter als ich und ist mittlerweile Co-Trainer der österreichischen Nationalmannschaft. Er hat mich als jungen Spieler immer geführt und mir Dinge erklärt. Das hat mir persönlich extrem geholfen.“

Was konkret versuchst Du, den Jungen mitzugeben?

„Alles, was ich gelernt habe. Vor Partien, wenn einer der jüngeren Spieler ran darf, gebe ich ihm Kleinigkeiten mit auf den Weg. ‚Trau dir was zu, du bist ein geiler Spieler‘. Dadurch haben sie ein gutes Gefühl und können vielleicht befreiter agieren. Wenn dann mal etwas nicht funktioniert, baue ich sie auf. Laut werden nützt da meistens nicht viel, das können ältere Spieler besser ab. Die Jungs sollen und müssen Fehler machen, um sich zu verbessern. Das gehört dazu.“

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