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AKADEMIE
24.01.2023

Ludwig Ruf: Wissbegierig und weitgereist

Als Ludwig Ruf im Corona-Sommer 2020 als Athletiktrainer in die TSG-Akademie kam, war er gerade mal 29 Jahre jung, aber schon weitgereist und sehr erfahren. Studium und Praktika haben ihn unter anderem nach Wales und Australien geführt, vor zweieinhalb Jahren landete der Doktorand schließlich im Kraichgau, wo er seither in Doppelfunktion für das TSG ResearchLab und mit den Akademie-Teams arbeitet. Hier erzählen wir seine Geschichte.

Wissenschaft und Praxis – beide Bereiche faszinieren Ruf gleichermaßen. Bei der TSG kann er sie optimal miteinander verbinden. Denn sowohl auf dem Trainingsplatz, im Athletikraum oder in der Reha, als auch am Laptop vor der Excel-Tabelle schlägt das Herz des gebürtigen Bayern höher. Wann genau seine Leidenschaft für das Athletiktraining mit all seinen Facetten entflammte, kann der mittlerweile 31-Jährige gar nicht mehr genau sagen. „Irgendwann habe ich eben gemerkt, wie sehr mich die Kombination aus Sport und Wissenschaft begeistert“, sagt Ruf, der schließlich den entsprechenden Weg eingeschlagen und sich zu einem Top-Experten auf seinem Fachgebiet entwickelt hat.

1991 im mittelfränkischen Feuchtwangen geboren, spielte Ruf zunächst schon im Kindesalter beim FC Gunzenhausen, wechselte in der U13 zum TSV Weißenburg und setzte seine aktive Laufbahn ab der U19 bei der SpVgg Ansbach fort. Hier spielte der Rechtsverteidiger in der Bayernliga und im Seniorenbereich ein Jahr in der Landesliga. Kurzzeitig, im Alter von zwölf bis 15 Jahren, war Ruf auch begeisterter Leichtathlet. Paradedisziplin: Weitsprung. Beste Weite: 6,50 Meter. „Doch dann hat die Zeit nicht mehr gereicht und ich habe mich zunächst auf den Fußball konzentriert.“ Mit dem Umzug nach München, wo er an der Technischen Universität sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaft aufnahm, hatte sich auch das erledigt.

Von München über Wales ...

In der Landeshauptstadt fing der Student dann Feuer und legte sich hinsichtlich seines Berufswunschs fest. Er begann, fleißig Praktika zu absolvieren und erste Praxis-Erfahrungen bei Wacker Innsbruck, im Nachwuchs des 1.FC Nürnberg und bei den Frauen des SC Freiburg zu sammeln. Nach dem Abschluss in München schrieb er sich in Cardiff an der Metropolitan University ein, um in der walisischen Hauptstadt den Master-Studiengang „Strength and Conditioning“ zu belegen – und seine Englischkenntnisse aufzupolieren.

Während der zwölf Monate in Cardiff durfte Ruf bei der Rugby-Uni-Mannschaft und in verschiedenen Kampfsportarten reinschnuppern. Sportarten also, die deutlich kraftbetonter als Fußball sind. „Eine sehr lehrreiche Zeit, in der es mehr um Maximalkraft geht, aber trotzdem Schnelligkeit und Beweglichkeit gefragt sind“, fügte Ruf seinem Repertoire weitere Komponenten hinzu. „Ich finde es noch immer spannend, sich auch in anderen Sportarten umzuschauen und von ihnen zu lernen.“

... nach Australien

Das studienbezogene Praxisjahr verbrachte der Feuchtwanger schließlich auf der anderen Seite der Welt – beim australischen Fußball-Erstligisten Adelaide United. Hier erweiterte Ruf seinen Kompetenzbereich, arbeitete mit den Profis auf dem Platz und im Kraftraum und kümmerte sich neben der Leistungsdiagnostik auch um die Steuerung der Trainingsbelastung.

Nach seiner Zeit in „Down Under“ kam die Ausschreibung einer Doktorstelle der Universität Saarbrücken genau zur rechten Zeit. Die Hochschule suchte einen Bewerber für das Thema „Trainingsbelastung und Ermüdung im Nachwuchsfußball“. Die Verantwortlichen merkten schnell, dass diese Aufgabe Ludwig Ruf auf den Leib geschnitten war. Parallel zu seinem Engagement an der Uni arbeitete der Doktorand als Athletiktrainer der U15- bis U19-Teams des 1.FC Saarbrücken.

„Im dritten Jahr kam das Angebot der TSG“, berichtet Ruf. Bei der Unterstützung eines Projekts im TSG ResearchLab kam er mit dem Leiter Leistungsdiagnostik, Koordination Wissenschaft und Athletiktraining Dr. Sascha Härtel in Kontakt. Ruf beeindruckte ihn mit seinem Know-how in der Messung der biologischen Reife. „Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, eine halbe Stelle im Lab und eine halbe in der Akademie als Athletiktrainer zu besetzen, fiel mir die Entscheidung leicht, zumal ich mit meiner Doktorarbeit schon weit vorangeschritten war und nun zusätzliche Elemente einfließen lassen konnte“, so Ruf.

"Jeden Tag besser werden wollen"

Seit Sommer 2020 ist Ruf nun also bei der TSG an Bord. Den praktischen Part absolvierte er zunächst in der U15, stieg ein Jahr später in die U16 auf und wurde gemeinsam mit Cheftrainer Carsten Kuhn zur aktuellen Saison in die U17 befördert, wo er nun erstmals (Junioren-)Bundesliga-Luft schnuppert. „Ich genieße es sehr, bei meiner Arbeit – mehr oder weniger – freie Hand zu haben und sehe es als meine wichtigste Aufgabe, den Jungs die verschiedenen Bausteine der Athletik näher- und das richtige Verhältnis zwischen Belastung, Ermüdung und Erholung beizubringen. Ich will sie zur Selbstständigkeit erziehen, dass sie eigenständig und vor allem sinnvoll zum Beispiel ein Krafttraining planen und durchführen können.“

Als eine Art Schlüsselmoment in seinem Werdegang bezeichnet Ruf ein Praktikum, das er in der Physiotherapie-Praxis Oliver Schmidtleins in München absolvierte. Beim ehemaligen Physio des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft, der auch im Nachgang zahlreiche Leistungssportler in den Bereichen Physiotherapie, Reha und Fitness betreute, durfte Ruf zunächst zwar salopp formuliert nur die Handtücher falten. Später aber lernte er, was penible, akkurate Arbeit bedeutet. „Da wurden täglich 110 Prozent gegeben, sehr hohe Erwartungen an die Sportler gestellt und der absolute Wille, jeden Tag besser werden zu wollen, war immer erkennbar“, sagt Ruf. „Das hat mir imponiert und mich sehr geprägt.“

Optimale Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis

Bei seiner aktuellen Arbeit liegt der Fokus auf dem Speed. „Wir wollen drahtige und wendige Spieler, die schnell sind und lernen, ökonomisch zu sprinten, da sie sich auf dem Platz keine langen Verschnaufpausen gönnen können. Das Belastungsmanagement muss dabei verschiedenen physischen Profilen angepasst und gut überwacht werden, jeder Spieler soll immer das bestmögliche Feedback bekommen.“ Wenn Ruf von seiner Arbeit erzählt, gerät er regelrecht ins Schwärmen. „Wir können hier sehr ambitioniert arbeiten und wissenschaftliche Fragestellungen mit den täglichen Aufgaben verknüpfen, das macht die Sache für mich so spannend.“ Kürzlich stand zum Beispiel die Frage im Raum, ob unmittelbar nach einem Sprinttraining mit Gummibändern die Spieler schnellere Zeiten erzielen. Ein Fall für Ruf. Datenerhebung, statistische Datenanalyse, neue Erkenntnisse.

In naher Zukunft wird sich der Sportwissenschaftler entscheiden müssen, ob er sich auf die Arbeit mit den Athleten auf dem Platz und an den Geräten konzentriert, oder doch den wissenschaftlichen Weg weiter verfolgt. Noch hat der 31-Jährige etwas Zeit, im Laufe dieses Jahres wird er, wenn alles nach Plan läuft, seinen Doktortitel erhalten. „Ich will noch mehr Erfahrung in verschiedenen Altersbereichen sammeln und mehr Wissen generieren.“ Tatendrang und Wissensdurst stehen im Einklang. Es wird keine leichte Entscheidung, die Ludwig Ruf eines Tages fällen muss.

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