Alle Ergebnisse TSG eSPORTS TSG IST BEWEGUNG TSG Radio
SPIELFELD
29.11.2022

Same same but different

Luca und Tim Philipp sind Brüder, hochtalentierte Torhüter – und spielen beide für die TSG Hoffenheim. Luca (21) ist die Nummer Zwei bei den Profis und hütet regelmäßig das Tor der U23 in der Regionalliga. Tim (16) spielt seit dieser Saison bei der U19 der TSG und kam trotz seines jungen Alters bereits zu Einsätzen in der A-Junioren- Bundesliga. Eine Familie – zwei vielversprechende Torhüter-Karrieren

Auf dem Platz sind sie jeweils die letzte Bastion der Verteidigung. Doch wenn Luca und Tim Philipp nicht gerade im Tor stehen, sind sie durchaus angriffslustig – vor allem wenn es darum geht, den Bruder ein wenig zu foppen. Sprüche und kleine Gemeinheiten fliegen hin und her, werden gekonnt pariert und mit einem Lächeln gekontert. Schnell wird klar: Die Weisheit „Was sich liebt, das neckt sich“ trifft auf Familie Philipp zu, die Stimmung zwischen den Brüdern könnte kaum besser sein.

Ein Grund dafür ist auch die TSG Hoffenheim, die die Geschwister im Sommer 2020 wiedervereint hat und die Basis zweier Erfolgsgeschichten ist, die voll von Parallelen sind, aber keineswegs identisch.

 Der fünf Jahre ältere – und mit 1,92 m Körperhöhe momentan noch größere – Bruder Luca (21) spielt bereits seit 2013 bei der TSG, gehört zum Profi-Team und spielt regelmäßig in der Regionalliga. Der kleinere, mit 1,88 m aber ebenfalls beachtlich große Bruder Tim, folgte im Sommer 2020 und steht im Kader der U19. Ein schönes, aber auch für die Brüder überraschendes Wiedersehen, wie Luca betont: „Es ist schon cool, dass der kleine Bruder den gleichen Weg eingeschlagen hat. Natürlich ist es außergewöhnlich, dass zwei Brüder in der gleichen Sportart auf der gleichen Position im Leistungssport agieren. Dass wir dann noch beide für Hoffenheim spielen, macht es umso schöner.“

Durch Tims Wechsel zur TSG sind nicht nur die beiden Geschwister vereint, auch die Eltern sind nach Sinsheim gezogen, um bei ihren Söhnen zu sein. Im Hause Philipp entwickelte sich in den vergangenen Wochen ein Ritual: Täglich isst die Familie gemeinsam zu Abend. „Ich bin bereits im Alter von zwölf Jahren zu Hause ausgezogen. Für mich ist es super, dass ich meine Familie nun täglich sehe und nicht wie früher bloß einmal in der Woche“, sagt Luca.

Die Familie, die gebürtig aus Stuttgart stammt, ist durch Tims Wechsel nochmal enger zusammengerückt. Wann immer möglich, besuchen die Eltern die Spiele ihrer Sprösslinge, die Brüder schauen – sofern es der eigene Spielplan zulässt – ebenfalls bei den Spielen des anderen vorbei. Das Thema Fußball bestimmt entsprechend häufig die Gesprächsthemen im Hause Philipp: „Da kommt man bei unserer Familie nicht drum rum. Unsere Eltern haben es nicht gerade leicht mit uns. Als Torwart muss man ja schon ein wenig verrückt sein, und sie haben gleich zwei von der Sorte“, sagt Tim lächelnd und ergänzt: „Unsere Eltern sind aber unglaublich stolz auf uns und unterstützen uns in allen Lebenslagen. Dafür sind wir ihnen unfassbar dankbar.“

Dass beide Philipps im Tor stehen und sogar deutschlandweit zu den Besten ihrer Jahrgänge gehören, war dabei vor einigen Jahren noch nicht abzusehen: Beide waren in der Jugend jahrelang als Stürmer aktiv und genossen das Tore erzielen deutlich mehr als das verhindern. Der Weg zwischen die Pfosten verlief jedoch unterschiedlich. „In der D-Jugend hat mein Trainer zu mir gesagt, dass es für den Sturm nicht mehr reicht. Ich habe mich dann im Tor ausprobiert, und das hat ganz gut geklappt“, beschreibt Tim seinen Weg und wird sofort von Luca aufgezogen: „Bei mir war es ähnlich, nur dass ich nicht zu schlecht für den Sturm war, sondern wir bei einem Hallenturnier einen Torwart gebraucht haben und ich es dann wohl gut gemacht habe“, sagt der größere Bruder lachend und schaut verschmitzt.

Die lockeren Sprüche sind somit ein Zeichen von gegenseitiger Wertschätzung und Vertrautheit. Sie verbringen viel Zeit miteinander, kennen sich bestens und wissen, dass sie sich Späße auf Kosten des jeweils anderen durchaus erlauben können, ohne den Familienfrieden nachhaltig zu gefährden. Vor allem Tim schaut zu Luca auf und sieht seinen fünf Jahre älteren Bruder als Vorbild: „Ich kann mir vieles von ihm abgucken. Luca gibt mir immer wieder Tipps und hilft mir mit seiner Erfahrung. Er hat schon viele Situationen durchlebt, denen ich mich nun stellen muss und kann mir Ratschläge geben. Davon profitiere ich enorm.“

Und so ist es kein Zufall, dass sich die Gebrüder Philipp sehr ähnlich auf dem Rasen präsentieren. Die Geschwister fallen sowohl im Training als auch im Spiel mit ihrer lauten und emotionalen Art auf. Und auch im Torwartspiel ähneln sie sich. „In der Jugend hatte ich häufig die gleichen Torwarttrainer wie Luca. Da kam es schonmal vor, dass ich mit Luca verglichen wurde. Wir sind beide relativ spät erst gewachsen, haben das aber immer durch eine gute Sprungkraft ausgleichen können“, sagt Tim.

Trotz aller Gemeinsamkeiten legen beide TSG-Torhüter Wert darauf, dass es auch einige Unterschiede gibt. „Luca ist im Alltag etwas ungeschickter als ich, insgesamt als Mensch aber wohl lockerer als ich“, sagt Tim und ergänzt: „Es ist aber auch gut, dass wir unterschiedlich sind. Jeder will seinen eigenen Weg gehen und unterstützt den anderen auf dessen Weg dabei so gut er kann.“

Durch die fünf Jahre Unterschied kam es in der Jugend selten vor, dass sie gemeinsam auf dem Rasen standen. Als Luca das Elternhaus verließ, war Tim erst sieben Jahre alt. Luca wurde bei der TSG im Nachwuchsleistungszentrum mit steigenden Altersklassen immer besser, Tim wagte den Schritt zu einem großen Verein erst deutlich später. Der mittlerweile 16-Jährige spielte lange beim SGV Freiberg und dem FC Esslingen – überzeugte die TSG dort aber in den direkten Duellen.

Nach jeweils einem Jahr bei der U16 und U17 plant Tim, in der nächsten Saison dauerhaft das Hoffenheimer Tor in der A-Junioren-Bundesliga zu hüten und sich wie sein Bruder in jeder Saison weiterzuentwickeln. In der bisherigen Spielzeit absolvierte der gebürtige Stuttgarter bereits vier Pflichtspiele. Mitte Oktober musste der 16-Jährige jedoch einen Rückschlag verkraften: Er verletzte sich nach einem Zusammenprall und musste pausieren. Dennoch geht der Blick nach vorn, die familiäre Ausbildung trägt Früchte: „Mein Bruder ist das beste Beispiel, dass es nichts heißen muss, wenn man nicht immer Stamm spielt. Er war früher lange Zeit auch nur Ersatztorwart und steht nun trotzdem bei einem Bundesligisten Woche für Woche im Spieltagskader. Das gibt mir Mut. Vielleicht kann ich einen ähnlichen Weg einschlagen.“

Fast zeitgleich ereignete sich eine weitere Parallele – auch Luca zog sich eine Verletzung zu. Der Torwart erlitt einen Fingerbruch und nahm vorerst die Zuschauerrolle ein. Doch auch für die Nummer 37 des Bundesliga- Kaders ändert das nichts an den ehrgeizigen Zielen. Vor knapp einem Jahr ist er zur Nummer Zwei der TSG aufgestiegen und träumt nun davon, mit der deutschen U21- Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im nächsten Jahr teilzunehmen. Der Torwart kam bereits achtmal für den deutschen Nachwuchs zum Einsatz, wurde in der vergangenen Länderspiel- periode jedoch nicht nominiert. Ein Rückschlag – aber kein Grund für negative Gedanken. „Ich bin in einem guten Austausch mit unserem U21-Torwarttrainer Klaus Thomforde und zuversichtlich, dass ich dabei bin, wenn ich meine Leistungen abrufen kann.“ Zudem steht noch das erste Pflichtspiel für die Profis der TSG Hoffenheim auf der persönlichen Wunschliste in dieser Saison.

Bis dahin ist es für Tim noch ein weiter Weg, dennoch will er in die Fußstapfen seines großen Bruders treten – denn allein einen Profi-Vertrag bei einem Bundesligisten zu ergattern und mit den Stars täglich zusammenzuarbeiten, ist bereits ein riesiger Erfolg. Trotz aller Unterschiede eint die Philipps am Ende der gleiche Traum: Torwart in der Fußball-Bundesliga zu werden.

Jetzt Downloaden!
Seite Drucken nach oben