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SPIELFELD
03.05.2022

Talent auf der Überholspur

Hinter Tom Bischof liegen ereignisreiche Monate. Im März feierte er mit gerade einmal 16 Jahren sein Bundesliga-Debüt. Doch wer steckt eigentlich hinter dem jüngsten Bundesliga-Spieler der TSG-Geschichte? SPIELFELD hat mit dem deutschen Junioren-Nationalspieler gesprochen und stellt das begehrte Top-Talent vor, das im Januar seinen Vertrag bei der TSG Hoffenheim bis 2025 verlängerte.

Auf einmal zündet er im Berliner Olympiastadion den Turbo. Tom Bischof sprintet los, als Team-Manager Max Vollmar die Anzeigetafel mit seiner Nummer hochhält und signalisiert, dass er sich bereit machen soll. Vom Aufwärmen der Einwechselspieler zur Trainerbank in rekordverdächtig wenigen Sekunden. Das gelbe Leibchen und das Aufwärm-Shirt werden in Windeseile gegen das lachs-orangefarbene Trikot mit der Nummer 39 eingetauscht. Und dann geht es los. „Als ich den Rasen betreten habe, hat sich ein Traum für mich erfüllt“, sagt der Mittelfeldspieler über sein Bundesliga-Debüt. Durch die Einwechslung wurde Bischof mit 16 Jahren und 264 Tagen zum drittjüngsten Bundesliga-Spieler der Geschichte und der jüngste Hoffenheimer in der höchsten deutschen Spielklasse überhaupt.

Ein Blick in den aktuellen Profi-Kader der TSG Hoffenheim zeigt: Tom Bischof ist ein Mann der Rekorde. Zum einen ist der 16-Jährige der jüngste Spieler im Aufgebot von Trainer Sebastian Hoeneß, zum anderen ist nur Dennis Geiger länger im Verein aktiv – Bischof spielt bereits seit 2011 bei der TSG. Mit sechs Jahren lief er erstmals für das Hoffenheimer Kinderperspektivteam auf und spielte parallel weiterhin für seinen Heimatverein TSV Amorbach, ehe er 2015 fest zur TSG wechselte. Am 19. März 2022 schloss sich der Kreis und der Traum wurde wahr: Bischof wurde zum Bundesliga-Spieler. „Trotz der Niederlage gegen Hertha BSC war das ein ganz besonderer Moment, auch weil ich schon so lange mit dem Verein verbunden bin.“

„Ich will mich in der Bundesliga etablieren“

Das Debüt soll jedoch nur der erste Schritt in der vielversprechenden Karriere sein. Bischof ist ehrgeizig und hat noch Großes vor: „Es ist eine schöne Spielerei, dass ich der jüngste TSG-Spieler bin. Aber viel wichtiger ist es, was danach kommt. Ich will mich in der Bundesliga etablieren und noch viele Spiele für Hoffenheim absolvieren.“ Seinen auslaufenden Vertrag hatte er bereits vor dem ersten Profi-Einsatz bis zum Sommer 2025 verlängert. Zahlreiche namhafte Klubs hatten zuvor um den gebürtigen Amorbacher gebuhlt. „Natürlich bekommt man das mit. Umso glücklicher bin ich, dass mittlerweile alles erledigt ist. Ich fühle mich im Verein und in der Mannschaft sehr wohl. Das hat eine große Rolle gespielt. Jetzt freue ich mich, dass ich mich komplett auf den Sport konzentrieren kann und es vorerst keine Nebengeräusche gibt.“

Bereits im Sommer 2021, nur wenige Tage nach seinem 16. Geburtstag, trainierte das Talent zum ersten Mal bei den Profis mit. Wenige Wochen später durfte Bischof auch mit ins Trainingslager nach Rottach-Egern reisen. Am Tegernsee erfuhr er dann auch, wie es ist, der Jüngste in einer Mannschaft zu sein. Immer wieder musste der Mittelfeldspieler Trainingsutensilien tragen und wurde darauf von Führungsspielern auch hingewiesen, als er es mal vergaß. Groll oder Ähnliches verspürt er dabei aber keineswegs. „Wenn ein gestandener Spieler wie Kevin Vogt oder Benjamin Hübner dir etwas sagt, dann befolgt man das auch. Es ist normal, dass man als jüngerer Profi auch mal die Drecksarbeit erledigen muss“, sagt Bischof.

Immer wieder sucht er die Gespräche mit erfahrenen Spielern und lässt sich Tipps geben. Eine sehr wichtige Lektion hat er schnell verinnerlicht: „Ich musste lernen, dass ich schon wissen muss, was ich als nächstes machen will, bevor der Ball überhaupt bei mir ist. Auf dem Niveau habe ich im Mittelfeldzentrum eigentlich nur höchstens zwei Kontakte Zeit, ansonsten ist der Ball weg. Das Tempo ist nicht mit Jugendspielen zu vergleichen. Körperlich habe ich sicherlich noch Nachteile, aber Sebastian Rudy hat mir zum Beispiel verdeutlicht, dass ich mit dem Ball am Fuß gar nicht erst in Zweikämpfe muss, wenn ich vorher weiß, was ich machen will“, sagt Bischof.

Fahrstunden nach dem Training

Nicht nur auf dem Trainingsplatz, auch persönlich hat sich das Talent seit der Ankunft in den Profi- Kader enorm weiterentwickelt. Bischof wirkt reifer, als es sein Alter vermuten lässt. Er spricht sogar selbst davon, dass „das eine Jahr bei den Profis enorm lehrreich war“ und „auch meinen Charakter gestärkt hat. Ich bin erwachsener geworden“. Aber nach deutscher Gesetzeslage ist er eben doch noch nicht erwachsen. Dazu gehört auch, dass Bischof derzeit das Autofahren lernt. Pünktlich zu seinem 17. Geburtstag am 28. Juni will er mit dem Führerschein fertig sein. Aktuell ist er noch auf die Fahrdienste von Mannschaftskollegen oder seinen Eltern angewiesen. Vor allem mit Georginio Rutter versteht sich der Mittelfeldspieler gut und verbringt auch privat viel Zeit mit dem Franzosen. Seine besten Freunde sind aber noch die aus der Schulzeit, als er noch nicht bei einem Bundesligisten unter Vertrag stand. „Nach meinem Debüt habe ich viele Nachrichten bekommen, aber am meisten habe ich mich über die von meinen vier besten Freunden gefreut. Wir kennen uns schon ewig. Da weiß ich, dass die Glückwünsche wirklich von ganzem Herzen kommen. Wir sehen uns durch mein Training nicht mehr so oft wie früher, aber wenn wir uns treffen, ist alles ganz normal. Da ist dann Fußball zum Glück auch nicht immer Thema Nummer eins.“

Der Linksfuß hat nicht vergessen, wo er herkommt. Tom Bischof legt Wert darauf, dass er auch als Fußball- Profi der gleiche Mensch ist wie zuvor. Nicht nur der Kontakt zu seinen Freunden, sondern auch zu seiner Familie ist ihm wichtig. Mindestens einmal pro Woche besucht er seine Großeltern und genießt die Zeit mit der Verwandtschaft. Umso bedeutender ist es für den U17-Nationalspieler, dass seine Eltern im Berliner Olympiastadion live beim Debüt dabei sein konnten. „Sie hatten nach dem Spiel beide Tränen in den Augen. Das freut einen dann natürlich nochmal mehr, wenn man auch sieht, was es für meine Familie bedeutet.“

Großes Interesse an Sprachen

Sein Vater war es auch, der ihn während der Corona- Pandemie kreativ unterstützte. In der Hochphase fiel das Training in den Jugendmannschaften aus, die Spieler mussten sich selbst fit halten. Mit seinem Vater mähte er eine leere Wiese in seiner Heimat Amorbach, stellte ein großes Tor darauf und baute einen Fangzaun dahinter. Fertig war der eigene Trainingsplatz in der Heimat, der während der Pandemie zumindest ein Schusstraining ermöglichte. Ein Unterfangen, das die Professionalität des Teenagers zeigt. Partys lässt er aus, er konzentriert sich seit seiner Jugend fast ausschließlich auf Fußball – doch mittlerweile hat Bischof eine weitere Vorliebe entdeckt: Seit seinem Abschluss an der Realschule besucht Bischof eine Sprachschule und lernt Englisch, Spanisch und Französisch. Statt nach dem Training gelangweilt zu Hause zu sitzen, will er die Zeit nutzen, um sich weiterzubilden. „Meinen Eltern und mir selbst war es wichtig, dass ich auch nach der Schule noch etwas mache und nicht nur Fußball spiele. Dafür kann im Leistungssport zu viel passieren. In der Sprachschule werden die Stunden an meinen Trainingsplan angepasst. Das ist natürlich ein Riesenvorteil. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass ich es auch nach meinem 18. Geburtstag noch weitermache. Sprachen machen mir einfach enorm Spaß, vor allem Spanisch interessiert mich sehr.“

Und so pendelt der Mittelfeldspieler aktuell zwischen Sprachschule, Bundesliga und A-Jugend. Auch bei der U19, wo er in dieser Spielzeit hauptsächlich aktiv war, ist er der jüngste Spieler im Team. Dort ist er Führungsspieler und gewann Mitte April den BFV-Pokal. „Ich will vorangehen. Viele meiner ehemaligen Trainer haben mir gesagt, dass sie mir auch die Kapitänsbinde geben würden, aber ich sie gar nicht brauche, weil ich sowieso viel auf dem Platz kommuniziere“, sagt Bischof selbstbewusst. Mit nur 16 Jahren hat er einen klaren Plan. Das Bundesliga-Debüt soll nur der Anfang gewesen sein, er hat noch einiges vor mit der TSG Hoffenheim. Und wer auf die bisherige Laufbahn des 16-Jährigen schaut, der weiß genau: Es ist schwer, Tom Bischof aufzuhalten.

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