Vanessa Diehm: „Gebe immer 100 Prozent“

„Ich habe mich natürlich ziemlich geärgert, dass ich fast die komplette Vorbereitung verpasst habe und auch im Wintertrainingslager nur zuschauen konnte“, erinnert sich Defensivtalent Vanessa Diehm. Vier Einheiten absolvierte die gebürtige Karlsruherin im Januar mit dem Bundesliga-Team, in das sie Chef-Trainer Gabor Gallai im Winter aufgrund von guten Leistungen in der U20 vorzeitig beordert hatte, ehe sie sich eine Sprunggelenkverletzung zuzog. „Aber ich habe versucht, das Positive zu sehen. Ich habe in der Reha alles gegeben, auch weil ich weiß, dass ich im Kraftbereich sowieso noch Luft nach oben habe.“

Zwei Monate später feierte die U20-Nationalspielerin schließlich ihr Debüt in der Bundesliga, gegen den VfL Wolfsburg wurde sie in der Schlussphase eingewechselt. „Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich noch reinkomme“, gibt Diehm zu. „Es ist einfach ein ganz anderes Tempo, man muss viel schneller Entscheidungen treffen, sonst ist der Ball direkt weg.“ Beim 3:0-Erfolg gegen Bayer 04 Leverkusen zwei Wochen später kam die 18-Jährige zu ihrem zweiten Einsatz in Deutschlands höchster Spielklasse, ihre Eltern verfolgten die Partie live im Ulrich-Haberland-Stadion. „Das war auch sehr schön für mich, gerade weil ich ein richtiger Familienmensch bin.“

Aufgewachsen ist Diehm in Straubenhardt am Rande des Schwarzwalds. Als sie gerade einmal drei Jahre alt war, nahm sie ihr großer Bruder mit zum Fußballtraining. Mit 13 Jahren wechselte sie schließlich von ihrem Heimatverein zum 1. CfR Pforzheim, wo sie zwei Spielzeiten in der Junioren-Oberliga auflief. „In meinem zweiten Jahr habe ich vor allem in der Innenverteidigung gespielt, deshalb ist diese Position für mich auch nicht mehr ganz neu“, erzählt Diehm, die in der U-Nationalmannschaft mittlerweile vorrangig in der Abwehrkette zum Einsatz kommt. „Ich spiele aber auch gern im defensiven Mittelfeld, mir machen beide Positionen sehr viel Spaß.“

"Ich mag es, auf dem Platz zu coachen"

Die Flexibilität seines Neuzugangs lobte im Januar auch Chef-Trainer Gabor Gallai, zudem betonte der Bundesliga-Coach: „Vanessa strahlt trotz ihres jungen Alters schon eine gewisse Autorität aus.“ Ihre Fähigkeit, eine Mannschaft mit lautstarken Anweisungen zu lenken, sieht auch die 18-Jährige als eine ihrer Stärken. „Ich mag es, auf dem Platz zu coachen, das möchte ich nach und nach auch in der Bundesliga einbringen“, so die Sportstudentin. Im Team von Gallai ist sie das neue Küken, was ihre Mitspielerinnen auch für sich zu nutzen wissen. „Im Bus haben mir die Älteren direkt erklärt, wie die Kaffeemaschine funktioniert und wo man die Bohnen einfüllen muss“, erzählt Diehm lachend. „Ich denke, das wird in nächster Zeit mein Job, aber das werde ich ganz gut hinkriegen.“

Die Stimmung in der Mannschaft beschreibt die Defensivspielerin als sehr locker, auch sie selbst sei immer für einen Spaß zu haben. „Ich würde mich aber auch als sehr ehrgeizig beschreiben, nicht nur im Sport, sondern auch im Bereich Schule und Studium“, so Diehm, die im vergangenen Jahr ihr Abitur ablegte. „Mein sportliches Ziel ist, möglichst viele Spielminuten und Erfahrungen in der Bundesligamannschaft zu sammeln.“ Zwei Highlights stehen für die 18-Jährige im Sommer auch mit der Nationalmannschaft an. Am Dienstag feierte sie mit der U19-Nationalmannschaft die Qualifikation für die Europameisterschaft in Tschechien (26. Juni bis 9. Juli), die U20-Nationalmannschaft, für die sie ebenfalls bereits zwei Spiele bestritt, reist im August zur Weltmeisterschaft nach Costa Rica.

„Mit der TSG will ich unbedingt den dritten Platz festmachen“, sagt Diehm zu ihren Zielen im Kraichgau. „Ich will mich in allen Bereichen weiterentwickeln und gebe dabei immer 100 Prozent.“ Wichtige Punkte im Kampf um die Champions League-Qualifikation könnte die 18-Jährige mit ihrem Team am 23. April (14 Uhr) im Dietmar-Hopp-Stadion gegen den 1. FFC Turbine Potsdam sammeln, anschließend geht es zum SV Werder Bremen und zum Abschluss vor heimischer Kulisse gegen den SC Sand (15. Mai). Im Juli wird Vanessa Diehm dann mit der Bundesliga-Mannschaft in die Sommervorbereitung starten und gerade mit Blick auf den Winter verrät die 18-Jährige: „Das Wichtigste ist und bleibt sowieso, verletzungsfrei zu bleiben.“