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SPIELFELD
26.04.2022

Maximilian Vollmar: Der gute Hirte

Seit knapp drei Jahren ist Maximilian Vollmar als Team-Manager bei der TSG. Der Job verlangt viel Organisationstalent, hohe Belastbarkeit und ein großes Maß an Empathie. Eine Fähigkeit, die der 36 Jahre alte Rheinländer schon in seinem früheren Job als Schauspieler unter Beweis gestellt hat.

Für TSG-Fans ist Maximilian Vollmar tatsächlich ein durchaus bekanntes TV-Gesicht. Und zwar weniger wegen seines fußballerischen Talents oder auch seiner frühen schauspielerischen Karriere, sondern als der Mann mit der Tafel. Einwechslungen, Nachspielzeit – immer steht da bei den Hoffenheimer Spielen der heute 36-jährige Vollmar, den alle nur kurz Max rufen. Wer aber ist der Mann mit der Tafel? Wer in der TSG-Geschäftsstelle in Zuzenhausen den Arbeitsplatz von Max Vollmar sucht, findet im ersten Stock ein spartanisch eingerichtetes, vor allem funktionales, ordentliches Büro – und das Wichtigste: freie Sicht auf den Trainingsplatz. Denn der gebürtige Bonner ist, wenn auch nicht unten auf dem Rasen, so doch mit einem Auge immer mit dabei. „Leiter Team-Management & Players Service“ lautet die offizielle Stellenbezeichnung seines Jobs, für den sich längst der Kurztitel „Team-Manager“ eingebürgert hat. Vollmar agiert an der Schnittstelle, als Scharnier von Trainerteam, Staff, Mannschaft, Sportdirektor und Geschäftsführung. Eine allgemeingültige Arbeitsplatzbeschreibung aber gibt es nicht. „Jede Person interpretiert diesen Job anders - und jeder Klub legt es auch anders aus“, sagt Vollmar, der 2019 in den Kraichgau kam, nachdem er zuvor knapp acht Jahre als Team-Manager des 1. FC Köln gewirkt hatte.

Und während er in der Domstadt das viel beschworene männliche „Mädchen für alles“ war, liegt sein Fokus in Hoffenheim auf den übergeordneten, strukturellen Dingen. Bei der TSG kann Vollmar, auf seine Mitarbeiter Christoph Kraatz und Cesar Thier im Players Service vertrauen, welche sich um die klassischen, sehr spielernahen Themen wie Wohnungssuche, Umzüge, Kfz-Anmeldung oder Kindergarten-Recherche kümmern. Vollmars häufigster Gang hingegen führt zu Alexander Rosen. Mit dem Direktor Profifußball stimmt sich Vollmar ebenso eng und häufig ab wie mit dem Trainer-Team um Chefcoach Sebastian Hoeneß. Wann müssen wir zum Spiel aufbrechen? Wie kommen wir eigentlich nach Leipzig? Was müssen wir vor Ort beachten? Was gibt es wann zu essen? Wo schlagen wir unser Trainingslager auf? Alle diese Fragen sind nur ein Ausriss der Tätigkeit des rastlosen Vollmar, der für einen möglichst reibungslosen Ablauf sorgt, damit sich das gesamte Team auf das Fußballspielen konzentrieren kann. Wenn kein Murren einsetzt, hat Vollmar – wieder einmal – alles richtig gemacht.

„Belastbarkeit, Empathie, Organisationstalent.“

Wer den gern gut gelaunten Rheinländer fragt, welche charakterlichen Talente es für seinen Job bedarf, bekommt relativ zügig einen Dreiklang als Antwort: „Belastbarkeit, Empathie, Organisationstalent.“ Denn schließlich hält er als Team-Manager viele Bälle in der Luft, muss ein Stück weit als eine Art Oberhirte seine Gruppe zusammenhalten. „Auf dieser Position kannst du keinen Filou gebrauchen“, sagt Vollmar. „Da brauchst du eine ganz klare Struktur.“ Und zwar mit der Fähigkeit, sich grundsätzlich in andere hineinzuversetzen, ohne die Spieler zu verhätscheln. „Es geht immer um gegenseitigen Respekt“, sagt Vollmar. „Denn du musst die Jungs ja auch mal mit unangenehmen Sachen konfrontieren, ihnen Dinge abverlangen, auf die sie nicht immer spontan Lust haben.“ Schließlich hätten Profi-Fußballer geschafft, wovon Millionen Kinder (vergeblich) träumen. „Das heißt, die Spieler sind per se schon mal eher Typ Alpha-Männchen als Gamma-Esel. Die haben einen Führungsanspruch für sich selbst und auch eine Durchsetzungsfähigkeit. Denn sonst landest du nicht da oben.“

Sein eigener Weg in den Profifußball war dagegen „eine Mischung aus glücklicher Fügung, Zufall und dann eben auch sehr viel Fleiß und Einsatz.“ Vollmar hatte während der Schauspielerei („Die Welle“) mit einem BWL-Studium in Maastricht begonnen – und später dann mit Sport- und Eventmanagement als Bachelor of Science in Iserlohn ergänzt. Als Pflichtpraktikum bewarb er sich beim 1. FC Köln für die Marketing-Abteilung. Doch der damalige Team-Manager Marcus Rauert sah seine Bewerbungsmappe – und fand Gefallen „an meiner Mischung aus Entertainment, Schauspielerei und Biedermann-Studium“, wie Vollmar lachend erzählt, nach dem Motto: „Der kann sicher gut mit den Jungs.“ Und so wurde er Praktikant im Team-Management. Machte sich unentbehrlich, schob Sonderschichten, beflockte auch mal Hunderte von Trikots, als seine Freunde im Sommer am See waren – und wurde vom damaligen FC-Sportdirektor Volker Finke schließlich im Alter von gerade einmal 25 Jahren zum neuen Team-Manager ernannt: mitten rein in einen völlig disparaten Haufen. „Ein absolutes Stahlbad, aber äußerst lehrreich“, nennt Vollmar diese Saison, die mit dem Abstieg endete. Bei der TSG dagegen hat der gebürtige Bonner nicht nur wegen der besseren sportlichen Perspektive einen in Spielerhinsicht kommoden Job: „Dieses Team hier – und das zeigt das feine Auge bei der Kaderplanung – ist frei von Eskapaden, frei von Allüren.“

Es sind aber ohnehin eher die strategischen Themen, die Vollmar reizen. Es war auch ein Grund, nach vielen Jahren in Köln die Herausforderung in Hoffenheim zu suchen. „Wenn du dich weiterentwickeln willst, musst du irgendwann aus der Komfortzone raus und deinen Heimathafen verlassen.“ Der 36-Jährige weiß die Freiheiten zu schätzen, die ihm Geschäftsführung wie sportliche Leitung schenken. Vertrauen ist schließlich das höchste Gut eines Team-Managers, der an der neuralgischen Schnittstelle von Team, Trainer und Sportdirektor selbstredend unglaublich viele Interna erfährt. „Es gibt immer Informationen, die eine gewisse Brisanz haben. Man braucht dieses Gen, zu sagen: ‚Ich weiß ganz viele Dinge, aber es gibt mir nichts, damit zu prahlen.‘ Du brauchst in diesem Job viel Fingerspitzengefühl, musst wissen, was der Sache dienlich ist und darfst deine Stellung als Vertrauensperson nie missbrauchen“, sagt Vollmar. Bei der TSG erkannten sie das Potenzial des zugewandten Rheinländers, der sich beherzt in den Job stürzte. „Ich bekomme hier die Chance, mich top zu entwickeln und zu entfalten. Ich kann hier richtig anpacken und etwas machen.“

So wurde Vollmar ab Oktober 2020, inmitten der Corona-Pandemie, von der TSG in den Management-Lehrgang des DFB und der DFL entsandt, neben den früheren Bundesliga-Profis Stefan Kießling, Marcel Schäfer und Thomas Kessler oder auch den früheren Hoffenheimer Team-Manager Timmo Hardung, der nun bei Eintracht Frankfurt arbeitet. Eineinhalb Jahre lang setzten sich Vollmar und seine 13 Kollegen mit Themen wie Kadermanagement und Spielanalyse, ebenso wie Lizenzierung, Medienrechte oder Sportgerichtsbarkeit auseinander. Am 10. Mai erhält Vollmar nun sein Zertifikat. Für ihn ein weiterer Schritt in seiner Entwicklung, die ihn mittelfristig in eine Führungsposition führen soll, denn: „Stillstand ist nichts für mich. Ich bin keiner, der bequem sitzt und sagt: ‚So, jetzt bin ich fertig.“ Dabei aber hat er eines immer beherzigt. Der ehemalige Schauspieler Max Vollmar weiß, dass er nicht die Hauptrolle im großen Bühnenstück „Fußball- Bundesliga“ spielt: „Jeder hier, der nicht kickt, muss immer wissen: „Wir alle haben diese tollen Jobs wegen denen da unten auf dem Rasen – und nicht die wegen uns.“ Dann lächelt er. Er kann sehr gut damit leben.

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