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SPIELFELD
27.09.2021

Zeigt her Eure Füße

Fußballschuhe lösen seit Generationen eine ganz besondere Faszination und Anziehungskraft auf ihre Träger aus. Neue Exemplare sorgen nicht nur bei Kindern für funkelnde Augen – auch Amateurspieler und Profis freuen sich jährlich auf neue Modelle und Variationen und den ersten Einsatz mit dem neuen Schuhwerk. SPIELFELD hat sich in der Geschichte umgeschaut, nach besonderen Anekdoten und Modellen gesucht und auch Besonderheiten der TSG-Profis gefunden.

Klotz am Bein

Vor gut 100 Jahren wog ein Fußballschuh aus Rindsleder noch 700 Gramm. Wenn das Schuhwerk nass wurde und sich mit Wasser vollsog, hatten die Spieler schnell mal ein Kilo Gewicht an den Füßen. Adidas präsentierte 2016 mit dem adizero 99g den angeblich leichtesten Fußballschuh der Welt, der nur 99 Gramm auf die Waage brachte. Das Modell wurde streng limitiert auf den Markt gebracht, weltweit gab es nur 299 Paare.

Eine Frage des Materials

Wurden die Schuhe früher immer aus Leder gefertigt, besteht das Material der heutigen High-Tech-Modelle überwiegend aus Kunststoff. Das bringt nicht nur hinsichtlich des Gewichts, sondern auch mit Blick auf die Pflege und Reinigung Vorteile. Während die Lederschuhe aufwändig mit viel Fett geschmeidig gehalten wurden, sind heutige Kunststoff-Modelle deutlich pflegeleichter.

Schraubstollen – Das Wunder von Bern

Im Jahr 1954 wurde Deutschland erstmals Fußball- Weltmeister. Der 3:2-Finalsieg gegen Ungarn ist als Wunder von Bern ein fester Begriff der deutschen Sportgeschichte. Untrennbar verbunden mit dem Erfolg ist die bahnbrechende Innovation des damaligen Zeugwarts Adi Dassler, der vor dem Turnier Schuhe mit Schraubstollen erfand und entwickelte. Somit war es den Spielern möglich, ihre Schuhe der jeweiligen Wetterlage anzupassen. In der Halbzeitpause des Finals tauschten die deutschen Spieler aufgrund der zunehmenden Nässe ihre Stollen und sicherten sich durch die größere Standfestigkeit einen wichtigen Vorteil. Am Ende stand der WM-Titel – und Adi Dassler schaffte es mit seiner Marke Adidas ebenfalls weltweit an die Spitze.

Besondere Botschaften

Fußball-Profis nutzen ihr Schuhwerk gern, um Grüße, Mitteilungen oder sonstige Sinnsprüche zu platzieren. Beim gläubigen Brasilianer Kaka war auf dem Schuh „Jesus in first place“ zu lesen, Lionel Messi hatte in tiefer Verehrung für Diego Maradona „La mano de dios“ auf seinen Schuhen eingraviert, „die Hand Gottes“. Der modebewusste David Beckham trug zu jedem Spiel ein Paar mit einer anderen Inschrift und bevorzugte bei der WM 2002 in Japan und Südkorea etwa fernöstliche Schriftzeichen. Auch private Grüße und Respektsbekundungen sind häufig auf Fußballschuhen anzutreffen: So trug Toni Kroos die Namen seiner Hunde Julius und Lennox auf seinen Schuhen, Bastian Schweinsteigers eingesticktes „Liebling“ zusammen mit der serbischen Flagge galt seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau Ana Ivanovic. Der für seine Extravaganzen bekannte Italiener Mario Balotelli verkündete in Anspielung auf seine beiden Tore gegen Deutschland im Halbfinale der EM 2012 „Bye bye Germania“ auf seinen Schuhen. Andrej Kramarić mag es weniger provokant: Auf den Schuhen des Hoffenheimer Rekordtorjägers sind seine Initialen und seine Rückennummer zu sehen – sowie die kroatische Fahne.  

Die Sache mit dem Verfallsdatum

In punkto Lebensdauer der Schuhe haben Profis sehr unterschiedliche Vorlieben. Franz Beckenbauer etwa war dafür bekannt, dass er seine Schuhe immer bis zur absoluten Verschleißgrenze trug. Im Sport- und Olympiamuseum in Köln steht ein Exemplar eines Adidas Cosmos, den der „Kaiser“ 1970 trug: Die Spitze vorn ist aufgeplatzt und auch der Rest stark löchrig und mitgenommen. Für den englischen Nationalspieler John Terry konnte die Fluktuation an den Füßen indes nicht groß genug sein, er verbrauchte gleich drei Paar Schuhe pro Spiel. „Ich trage ein neues Paar zum Aufwärmen, ein neues Paar in der ersten Halbzeit und dann ein neues Paar in der zweiten Halbzeit“, hat der frühere Abwehrchef des FC Chelsea dem britischen TV-Sender Sky Sport verraten.

Auf großem Fuß Der frühere tschechische Mittelstürmer Jan Koller, der viele Jahre für Borussia Dortmund spielte, ragte nicht nur mit seiner Körperlänge von 2,02 Metern heraus. Auch bei den Schuhen musste es bei ihm die XXL-Variante sein: Koller trägt die Größe 50. Im Gegensatz dazu zeigte Gerd Müller, der kürzlich im Alter von 75 Jahren verstorbene „Bomber der Nation“, dass Toreschießen keine Frage großer Trefferfläche an den Füßen ist: Müller hatte Schuhgröße 38. In Spielen indes streifte er sich Schuhe in Größe 41 über, weil er sich „damit besser drehen konnte“.

Bunte Vielfalt im Trend

Die frühere Einheitsfarbe schwarz hat bei Fußballschuhen längst ausgedient. Je greller, desto besser lautet inzwischen das Motto bei den meisten Profis. Ob rot, blau, lila, grün, orange oder pink: bunt ist schwer angesagt. Dem guten Geschmack sind da keine Grenzen gesetzt. Der Argentinier Kun Agüero trug bei der WM 2014 einen Puma-Schuh, bei dem der rechte Schuh pink und der linke hellblau/türkis war. „Dadurch steigt die Aufmerksamkeit auf die Spieler, die diese Schuhe tragen“, lautete die Marketing-Strategie dahinter. Joma revolutionierte den Weltmarkt der Fußballschuhe bereits 1998 mit seiner Kampagne „El color en el futbol“. Fernando Morientes von Real Madrid kombinierte im Zuge dessen zum weißen Dress der „Königlichen“ rote Fußballschuhe. Einer der ersten Fußballschuh-Exoten überhaupt war übrigens Günter Netzer, der seiner Zeit modisch nicht nur bei der Frisur meist etwas voraus war: Er trug ein blau-gelbes Modell von Puma.

Feintuning für die perfekte Kurvenlage

Die Zeiten, in denen Profi-Fußballer bloß mit den vorgefertigten Schraubstollen oder Nocken der verschiedenen Modelle spielten, sind aber längst vorbei. Der Mix macht’s ist das neue Motto, und Zeugwarte der Klubs haben sich zu hervorragenden Schuhmachern weiterentwickelt. Sie versorgen die Spieler in Zusammenarbeit mit den Ausrüstern mit exklusiven und bestmöglichen Kombinationen. So tragen viele Profis – auch bei der TSG – Mix-Modelle, mit oftmals sechs Nocken aus Kunststoff und sechs Stollen aus Aluminium. So entsteht der perfekte Mix zwischen Beweglichkeit und Standfestigkeit auf den vor den Spielen gewässerten Rasenflächen. Auch die Länge der Stollen ist durchaus individuell. Generelle Aussagen sind aufgrund der persönlichen Vorlieben der einzelnen Spieler kaum zu treffen, aber leichtgewichtige Profis verwenden in der Regel eher 13 Millimeter lange Stollen, schwerere Spieler (vor allem Torhüter und Abwehrspieler) vertrauen eher den 16 Millimeter langen Stollen. Auch Nocken sind nicht gleich Nocken, für jeden Belag gibt es spezielle Versionen:  

  • AG – Artificial Ground (Kunstrasen, eher längliche Nocken)  
  • FG – Firm Ground (Naturrasen, breitere Nocken mit weiteren Abständen)  
  • HG – Hard Ground (Kunstrasen und Asche, kurze harte Nocken)
  • SG – Soft Ground (meist nasse, weiche Untergründe wie Rasen und auch Asche, klassische Stollen)
  • TF – Turf (viele kleine Nocken, Allrounder, vor allem harte Untergründe)
  • IN – Indoor

Die Ticks der Stars

Viele Fußball-Profis sind abergläubisch und haben ihre ganz eigenen Marotten, das gilt auch und erst recht für ihre Fußballschuhe. Bastian Schweinsteiger feuchtete seine Schuhe und Socken vor jedem Spiel an, „um ein besseres Ballgefühl zu haben“. Toni Kroos wiederum, der stets in weißen Schuhen spielt, vertraut bei der Pflege seiner Schuhe nur einem: sich selbst. „Weil mich schon der kleinste Teil Schmutz stört“, wie der Regisseur von Real Madrid mal verraten hat. Kroos bevorzugt seit acht Jahren das – mittlerweile exklusiv für ihn angefertigte – Modell Adidas 11pro: „Ich werde in meiner Karriere nie wieder mit einem anderen Schuh spielen.“

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