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SPIELFELD
16.08.2021

Sebastian Rudy: Das Gesicht der TSG

In der Sommerpause bestimmte eine ungewohnte Unsicherheit den Alltag von Sebastian Rudy. Nach seinem misslungenen Engagement bei Bundesliga-Absteiger FC Schalke 04 und der zweiten Leihe zur TSG Hoffenheim suchte der 31-Jährige nach einem dauerhaften Job – und einem festen Wohnsitz für sich und seine junge Familie. Mit dem Wechsel zu seinem Wunschverein ist nun „die beste aller Varianten in Kraft getreten“, freut sich der Mittelfeldspieler. Vor seiner bereits zehnten Spielzeit im Kraichgau spricht Sebastian Rudy selbstbewusst über seine Erwartungen für den insgesamt vierten Anlauf bei der TSG.

Kinder spielten im Verlauf der Saisonvorbereitung eine besondere Rolle für Sebastian Rudy. Beim Trainingsauftakt der TSG Hoffenheim im Juli war es Sohn David, der seinen Papa am Spielfeldrand immer wieder laut anfeuerte und sichtlich erfreut den Kontakt zum ihm suchte. Dass er in Zuzenhausen in die Vorbereitung für die Spielzeit 2021/22 starten durfte und nicht im 350 Kilometer entfernten Gelsenkirchen, entfachte auch bei Sebastian Rudy ein Dauerlächeln während der ersten Trainingseinheit. „Von mir aus war immer klar, dass ich wieder voll hier sein will. Hoffenheim war für mich Priorität Nummer eins. Dass nun sogar meine Familie beim Trainingsstart anwesend sein konnte, freut mich ungemein“, sagte die Nummer 16 der TSG im Anschluss.

Im Trainingslager der TSG Hoffenheim in Rottach- Egern am Tegernsee war es dann erneut der Nachwuchs aus dem Hause Rudy, der den TSG-Profi während der Einheiten auf dem Platz beschäftigte – auch wenn dieser zu dem Zeitpunkt noch gar nicht auf der Welt war. Frau Elena war im neunten Schwangerschafts-Monat und erwartete täglich den nächsten Nachwuchs der Familie Rudy – obwohl die Geburt eigentlich erst für die erste Augustwoche prognostiziert wurde. Die Folge: Wenn der gebürtige Schwarzwälder trainierte, lag sein Handy stets in Hörweite. Zudem parkte Teammanager Maximilian Vollmer den Wagen von Rudy am Trainingsplatz, damit der auf Abruf trainierende Profi jederzeit die Fahrt ins Krankenhaus antreten kann. Das Telefon des Bundesligaprofis blieb während der Trainingseinheiten allerdings still – und ein rasender Rudy der TSG erspart.

Nervenzehrende Ungewissheit erlebte der 29-fache deutsche Nationalspieler auch schon vor der Rückkehr zur TSG – da allerdings nicht freiwillig. Als sich seine Mitspieler nach einer intensiven Saison in den Sommerurlaub begaben, klärte der 31-Jährige seine sportliche Zukunft: „Die Unsicherheit war immer da. Vor allem die Frage, wo wir in der nächsten Saison wohnen werden, hat mich sehr beschäftigt. Als Single wäre es einfach, von einem auf den anderen Tag die Koffer zu packen“, sagte er und ergänzte: „Mit einer Familie sieht das jedoch anders aus. Deswegen waren die vergangenen Wochen schwierig und ich bin nun glücklich, wieder fest von der TSG verpflichtet worden zu sein.“

Ausgeschlossen hatte er zuvor lediglich die Rückkehr zu den Schalkern, bei denen er im Juni seinen bis 2022 gültigen Vertrag aufgelöst hatte. Der Abstieg und die zahlreichen Enttäuschungen während seiner Schalker Zeit hatten Spuren hinterlassen. „Mir kam es so vor, als sei ich in der Öffentlichkeit zum Gesicht der Krise auserkoren worden. Auch wenn ich die Fehler immer erst bei mir selbst suche und sicher welche gemacht habe: Da hat Schalke es verpasst, mich als Spieler zu schützen“, sagt Rudy entschieden.

Rückkehr zum Herzensklub

Der Zeitpunkt seines Transfers zur TSG, „der in diesem Jahr sogar schon vor dem 30. Juni feststand“, erfreut Rudy besonders. Die überpünktliche Vertragsunterzeichnung machte die Rückkehr zu seinem Herzensklub perfekt. Ein wichtiger Unterschied zu den Vorjahren, denn in den vergangenen zwei Spielzeiten stieg er entweder erst spät in die Vorbereitung ein oder kam sogar im Laufe der Saison zur TSG. „Zuletzt hatte ich bei der TSG keine richtige Saisonvorbereitung. Nun war es für mich umso wichtiger, im Urlaub Gas zu geben und dort einiges zu machen, so dass ich zum Vorbereitungsstart schon in einer guten Verfassung war“, sagt Rudy, der im Sommer 2010 zum ersten Mal nach Hoffenheim wechselte – damals vom VfB Stuttgart.

Elf Jahre später setzt er sich große Ziele für seine dritte Rückkehr in den Kraichgau. In den finalen sechs Partien der Saison 2020/21 sammelte Rudy lediglich 33 Einsatzminuten, nun spricht er offen über seine Vorstellungen für die zehnte Spielzeit bei der TSG: „Ich will spielen, keine Frage. Zum Ende der vergangenen Spielzeit war ich auch aufgrund einer Verletzung außen vor. Jetzt bin ich fit und habe die Qualität, um hier Stammspieler zu sein und das werde ich auch.“ Gemeinsam mit seinem neuen alten Team will sich der TSG-Rekordspieler deutlich steigern: „Es liegt an uns, dass wir wieder an unsere Leistungsgrenze kommen. Die Qualität für ein besseres Abschneiden haben wir. Ich wünsche mir vor allem, dass wir im DFB-Pokal zum ersten Mal in der TSG-Vereinsgeschichte über das Viertelfinale hinauskommen.“ Trotz seiner offensiven Töne fordert der Rechtsfuß, in dieser Saison „etwas zurückhaltender zu agieren“ und fügt an: „Wir sollten auf große Ansprüche in Richtung Europa verzichten und einfach unsere Leistung abrufen. Dann werden wir sehen, wo wir landen.“

Zweite Heimat

Das persönliche Wohlempfinden in Region und Verein bildet für ihn die Basis des sportlichen Erfolgs. In der Nähe des TSG-Trainingsgeländes besitzt der 31-Jährige ein Haus, das er und seine Familie im Sommer „nur ungern verlassen hätten“. Rund 200 Kilometer entfernt von seinem Geburtstort Villingen-Schwenningen hat Rudy eine zweite Heimat gefunden: „Die Umgebung, die Menschen, die Leute, die hier arbeiten, mit denen ich tagtäglich zu tun habe – hier herrscht einfach ein gutes Miteinander.“ Nach seinen Stationen in München und in Gelsenkirchen ist der Familienvater wieder bei einem Verein, „bei dem alles passt“. Rudy ist glücklich: „Der Klub wird auf eine sehr ehrliche Art und Weise geführt, und die handelnden Personen sind immer aufrichtig. Ich vertraue den Leuten und das findet man selten in dieser Branche.“

Das entgegengebrachte Vertrauen verhalf dem Mittelfeldspieler nach seinem ersten Wechsel in den Kraichgau vor elf Jahren zu Top-Leistungen. Als Hoffenheimer Spieler reifte Rudy zum Nationalspieler und feierte einen einprägsamen Erfolg: Mit der DFB-Elf gewann er 2017 den Confederations Cup. Bei dem Turnier in Russland wurde Rudy zur Schlüsselfigur und spielte in allen fünf Partien von Beginn an. „Das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Es war ein geiles Turnier, wir hatten eine überragende Mannschaft. Wir hatten viel Spaß und waren deshalb auch so erfolgreich. Das ist etwas, woran ich immer zurückdenken werde.“

Nach dem Turnier folgte der Wechsel zum FC Bayern München, wo Rudy zunächst zum Stammpersonal zählte. Der deutsche Rekordmeister transferierte ihn aber nach nur einer Saison zum FC Schalke 04, wo der Aufwärtstrend ein abruptes Ende nahm. Ein positives Fazit seiner Deutschlandreise zieht der Schwarzwälder dennoch: „In München habe ich mit Top-Leuten zusammengespielt. Ich habe viel aus der Zeit mitgenommen, egal ob aus den Trainingseinheiten oder den Pflichtspielen. Die Zeit hat mich sehr geprägt.“

Auch die TSG hat Rudy geprägt – und umgekehrt. Wie groß die Bedeutung seiner Verpflichtung für den Verein ist, untermauert Alexander Rosen: „Basti hat bei uns nicht nur seine Rolle auf dem Platz, sondern auch in der Kabine und ist insbesondere für die jungen Spieler sehr wichtig,“ sagt der TSG-Direktor Profifußball und fügt an: „Er hat in den vielen Jahren bei uns die TSG-DNA verinnerlicht. Ähnlich wie zuvor Sejad Salihović oder Kai Herdling, die nun als Trainer in der U23 erfolgreich unsere Talente aus der Akademie weiterentwickeln.“

Die von Rosen attestierten Attribute lebt der Fußballprofi vor. In den Trainingseinheiten sucht er den Kontakt zu Nachwuchstalenten wie dem 16-Jährigen Tom Bischof, zudem geht der Mittelfeldstratege als Führungsspieler voran. Auch außerhalb des Platzes ist der Nationalspieler ein Vorbild für seine jungen Kollegen. Rudy lebt jene Bodenständigkeit vor, die im Fußball-Business längst nicht mehr selbstverständlich ist. Höflich, freundlich, zuvorkommend – die besondere Art des Südbadeners ist in jeder Situation erkennbar. Auch nach den Trainingseinheiten, wenn Rudy nach Hause fährt und sich auf den Weg zu seinen Kindern macht – ohne Luxus, in einem gewöhnlichen Kombi, der auch Platz für den Neuzugang im Hause Rudy bietet.

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