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SPIELFELD
07.06.2021

Das Lachen ist zurück

Nach einer für ihn sehr schwierigen Zeit feierte Pavel Kadeřábek in der Rückrunde nach viermonatiger Pause sein Comeback. Genau rechtzeitig, um für die Europameisterschaft im Sommer hundertprozentig fit zu sein. In der Vorrunde trifft der Rechtsverteidiger dabei unter anderem auf Kroatien mit Andrej Kramarić und freut sich auf dieses ganz spezielle Duell zweier ehrgeiziger TSG-Profis.

Größer, bedeutender, ehrwürdiger könnte die Bühne für das Wiedersehen kaum sein: 18. Juni, 18 Uhr, Hampden Park zu Glasgow, das älteste Stadion der Welt. An jenem Abend wird in diesem Tempel des Weltfußballs ein Duell angepfiffen, das ansonsten auf dem TSG-Trainingsgelände in Zuzenhausen zu beobachten ist. Denn im EM-Gruppenspiel der Tschechen gegen Kroatien treffen auch Pavel Kadeřábek und Andrej Kramarić aufeinander.

Im Laufe ihrer Kraichgauer Zeit – Kadeřábek kam im Sommer 2015 nach Deutschland, Kramarić ein halbes Jahr später – hat sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden Hoffenheimer Publikumslieblingen entwickelt. Zusammen haben sie im TSG-Trikot vom Klassenerhalt 2016 bis hin zu drei Europapokal-Teilnahmen einiges erlebt. Am 18. Juni wird die Freundschaft der beiden Profis jedoch für 90 Minuten ruhen, wenn am 2. Spieltag der Gruppe D Kroatien und Tschechien um den Einzug ins EM-Achtelfinale kämpfen.

Die Gegnerschaft wird trotz der gemeinsamen fünfeinhalb TSG-Jahre keine ungewohnte Situation sein. Immer wieder messen sich die beiden im Training, veranstalten mit Vorliebe allerlei kleine Wettbewerbe: „Wir sind beide unglaublich ehrgeizig und hassen es zu verlieren. Egal, ob es ein Trainingsspiel, Basketball, Tischtennis oder ein Kartenspiel ist. Jeder will den anderen schlagen. Immer. Entsprechend motiviert werden wir beide sein“, sagt Kadeřábek. „Natürlich haben wir uns schon ein paar Sprüche reingedrückt. Das wird kurz vor dem Spiel nochmal deutlich zunehmen. Ich freue mich sehr darauf. Das wird ein spezieller Moment für uns.“

Weiterkommen als Ziel

Das Aufeinandertreffen zwischen Tschechien und Kroatien hat jedoch nicht nur aus persönlicher Sicht eine immense Bedeutung. In der Gruppe mit England und Schottland könnte es das entscheidende Duell für den Vorstoß in die K.o.-Runde werden. Neben den sechs Gruppensiegern und sechs -zweiten erreichen auch die vier besten Gruppendritten das Achtelfinale der Europameisterschaft: „Das ist unser klares Ziel. Vor zwei Jahren hätte ich noch gesagt, dass wir nur auf den dritten Platz hoffen können, weil Kroatien und England zu gut sind, aber wir haben England in der Qualifikation geschlagen. Warum sollte uns das nicht erneut gelingen?“, erklärt Kadeřábek. Für den 29-Jährigen ist es die zweite EM-Teilnahme nach 2016. Damals schied Tschechien als Gruppenletzter in der Vorrunde aus. „Ich möchte das Turnier dieses Mal mehr genießen. Vor fünf Jahren waren wir ziemlich nervös. Jetzt haben wir unsere Erfahrungen gesammelt und können das alles besser einschätzen. Das wird der Mannschaft helfen, damit wir die Gruppenphase überstehen können.“

Der TSG-Profi steht im tschechischen Kader und kämpft auf der Rechtsverteidiger-Position mit Vladimir Coufal von West Ham United um einen Platz in der Startelf. „Ich will mich auf dem Platz beweisen und um meinen Stammplatz kämpfen. Für mich ist das eine neue Situation, zuvor war ich immer gesetzt“, sagt Kadeřábek, sieht aber das Positive an der Entwicklung: „Seit Jaroslav Šilhavý unser Trainer ist, hat sich die Mannschaft sehr entwickelt. Es herrscht auf fast jeder Position ein Konkurrenzkampf, wir spielen modernen Fußball und attackieren sehr früh. Wir können langfristig etwas Großes aufbauen.“ Nicht nur auf dem Rasen, sondern auch in der Kabine kann Hoffenheims Nummer drei ein wichtiger Faktor sein. Von dem aktuellen Kader hat einzig Kapitän Vladimir Darida (Hertha BSC) mehr Länderspiele absolviert.

Harte Zeit nach der Verletzung

Während Pavel Kadeřábek über die bevorstehende EM-Teilnahme sowie das Duell mit Andrej Kramarić spricht, huscht immer wieder ein Lächeln über das Gesicht des Rechtsverteidigers. Das war in dieser Saison bei dem ansonsten so optimistischen Tschechen jedoch nicht immer so, denn er war lange zum Zuschauen verdammt – eine ungewohnte Situation für den Dauer(b)renner auf der Außenbahn der TSG. Nach dem 3. Spieltag musste Kadeřábek wegen einer Corona-Erkrankung im familiären Umfeld zunächst zwei Wochen in Quarantäne, ehe ihn anschließend eine hartnäckige Muskelverletzung an der Wade zurückwarf.

Insgesamt 21 Pflichtspiele verpasste der Rechtsverteidiger – mehr als in seiner gesamten Profi-Karriere zuvor zusammen. Erst in der Rückrunde feierte der 29-Jährige sein Comeback: „Die Zeit war extrem schwierig für mich. Ich war noch nie zuvor in meiner Karriere so lange verletzt. Ich musste erstmal lernen, wie ich damit umgehen muss.“ Statt dem Team auf dem Platz helfen zu können, musste Kadeřábek zusehen, wie sich die TSG in der Bundesliga lange schwertat. Die Mannschaft spielte in der Bundesliga nicht wie zuvor um die europäischen Plätze, sondern fand sich in der unteren Tabellenhälfte wieder. „Das hat mich fertig gemacht. Ich musste manchmal den Fernseher ausschalten, weil ich mich so hilflos gefühlt habe und die Jungs eigentlich auf dem Rasen unterstützen wollte. Die vielen Ausfälle haben uns wehgetan.“

Auch nach seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining dauerte es, bis er wieder in die Startelf zurückkehrte. Nach Absprache mit dem Trainerteam sollte der Tscheche langsam herangeführt werden, damit die Wadenverletzung nicht wieder aufbrechen würde. Zunächst kam er 15 Minuten zum Einsatz, anschließend wurde die Belastung in jeder Partie gesteigert. „Das hat mir extrem gutgetan. Ich hätte nicht sofort 90 Minuten Leistung bringen können, dafür war ich zu lange draußen. Dass ich der Mannschaft anschließend helfen konnte, freut mich natürlich“, sagt der Verteidiger.

Zweite Heimat Sinsheim

Dank seines ausgeprägten Offensivdrangs bereitete er fünf Treffer vor und unterstrich erneut seinen Stellenwert für das Team. „Er ist sehr positiv und bringt eine Komponente rein, die uns guttut. Jeder weiß, wie wichtig Pavel für diese Mannschaft ist. Sowohl auf als auch neben dem Platz. Er ist ein Führungsspieler“, lobt TSG-Trainer Sebastian Hoeneß seinen Profi mit der Rückennummer drei. Welche Bedeutung der Tscheche für die TSG hat, zeigt auch ein Blick in die Statistiken. Mit 158 Bundesliga- Spielen liegt Kadeřábek im TSG-Ranking der meisten Bundesliga-Einsätze auf Platz sechs. Nur Sebastian Rudy, Oliver Baumann, Andreas Beck, Sejad Salihovic und Andrej Kramarić liefen häufiger im Hoffenheim-Trikot in der Bundesliga auf. Ein Wert, der auch den 29-Jährigen beeindruckt: „Die TSG ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich habe viel mit dem Verein erlebt. Am Ende meines Vertrages bin ich acht Jahre hier und habe dann hoffentlich mehr als 200 Bundesliga-Spiele auf dem Konto. Das hätte ich mir bei meinem Wechsel 2015 nicht vorstellen können.“

Längst hat der in Prag geborene Nationalspieler eine zweite Heimat im Kraichgau gefunden. Mit seiner Frau Tereza und seinen Kindern Ema und Elva wohnt er in Sinsheim. „Zuhause ist für mich dort, wo sich meine Familie wohl fühlt – und das ist hier absolut der Fall. Meine beiden Kinder sind während meiner Zeit bei der TSG geboren. Der Klub und die Region bedeuten uns enorm viel.“ Mit der TSG will der Verteidiger nächste Saison wieder angreifen: „Wir haben zum Saisonende gesehen, welches Potenzial in uns steckt. Ohne die extreme Anzahl an personellen Ausfällen können wir wieder um die internationalen Plätze kämpfen.“ Doch zuvor nimmt Pavel Kadeřábek noch die Europameisterschaft ins Visier – und ein ganz besonderes Duell mit Andrej Kramarić.   

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