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SPIELFELD
15.02.2021

Solskjærs Erben

Erstmals in der Vereinsgeschichte hat die TSG Hoffenheim die K.o.-Phase eines internationalen Wettbewerbs erreicht. Im Sechzehntelfinale trifft die TSG nun auf den norwegischen Vertreter Molde FK. Was erwartet das Team von Sebastian Hoeneß in den beiden Duellen? SPIELFELD hat sich den Gegner genau angeschaut und stellt Molde FK vor.

Ein jubelnder Pierre-Emerick Aubameyang, ein gestikulierender José Mourinho und ein filigraner Lorenzo Insigne. Der kurze Highlight-Clip der UEFA vor der Auslosung des Sechzehntelfinals der Europa League ließ erahnen, welche prominenten Spieler und Trainer noch im Wettbewerb vertreten sind. Dass diese Liste fast beliebig weitergeführt werden könnte, zeigt wie groß der bisherige Erfolg der TSG Hoffenheim ist: Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte steht die TSG in der K.o.-Phase eines internationalen Wettbewerbs und könnte sich noch mit einigen der namhaftesten Vereine Europas duellieren. Denn die Reise soll in der Zwischenrunde der Europa League noch lange nicht zu Ende sein.

Die Auslosung bescherte der TSG den norwegischen Vertreter Molde FK als Gegner. Vor allem bei Håvard Nordtveit war die Vorfreude anschließend riesig: „Ich freue mich total auf die Partie in Molde, weil ich zum ersten Mal, nachdem ich mit 17 Jahren Norwegen verlassen habe, gegen Landsleute antrete. Es macht mich stolz, dass ich das erlebe und meinen Mitspielern meine Heimat zeigen kann.“ Doch knapp zwei Wochen vor dem Anpfiff in Molde kam die Nachricht: Die Reise nach Norwegen fällt aus.

Verlegung nach Spanien

Die norwegische Regierung schloss Ende Januar wegen der Corona-Pandemie die Grenzen und machte damit eine Austragung in Molde unmöglich. Somit wird der Defensivspieler zwar weiterhin auf dem Rasen, aber nicht als Reiseleiter für Hoffenheim gebraucht. Grund zur Freude hat er aber dennoch: Sein Trauzeuge Kristoffer Haraldseid spielt für den Verein aus der Fjordstadt. „Ich freue mich total auf das Treffen. Er war zuletzt leider verletzt. Ich hoffe sehr, dass er bis zum Spiel fit wird, damit wir uns auch auf dem Spielfeld begegnen können“, sagte Nordtveit. Natürlich dient der 30-Jährige, der 52 Länderspiele für sein Heimatland bestritten hat, mit seinen Kenntnissen des norwegischen Fußballs als Scouting-Hilfe: „Molde ist eine robuste und eine spielerisch starke Mannschaft. Das Team kann gut Fußball spielen und gilt als eines der besten in Norwegen.“

Welches Potenzial in der Mannschaft von Molde steckt, zeigte sie bereits im vergangenen Jahr. In der Qualifikation der Champions League scheiterte sie in den Playoffs nur auf Grund der Auswärtstorregel an Ferencváros Budapest. Doch von diesem Rückschlag zeigten sich die Skandinavier in der Gruppenphase der UEFA Europa League unbeeindruckt und kamen als Zweite mit zehn Punkten hinter dem FC Arsenal (18 Punkte) und vor Rapid Wien (7) und dem irischen Team Dundalk FC (0) in die K.o.-Runde.

Platz zwei in der Liga

Auch in der Liga kann die Mannschaft auf eine durchaus erfolgreiche Saison zurückblicken. Am Ende belegte Molde hinter FK Bodø/Glimt den zweiten Rang. „Unser Anspruch ist es, jedes Jahr Meister zu werden. Aber 2020 hat FK Bodø/Glimt wie von einem anderen Stern gespielt. Sie waren so dominant wie der FC Bayern in Deutschland. Entsprechend mussten wir auch mit dem zweiten Platz zufrieden sein, aber nächste Saison wollen wir wieder angreifen“, sagte Molde-Spieler Birk Risa im SPIELFELD-Interview.

Für die Norweger wird das Duell am 18. Februar (21 Uhr) das erste Pflichtspiel seit dem 10. Dezember und der sechste Spieltag der Gruppenphase sein. Die Liga in Norwegen orientiert sich traditionell am Kalenderjahr, die Saison startet im Frühjahr – in diesem Jahr am 5. April – und endet im Spätherbst. Während sich die TSG also im kompletten Spielrhythmus befindet, steigt Molde praktisch aus der Saisonvorbereitung in die entscheidende Phase der Europa League ein.

Nach dem Jahreswechsel mussten die Norweger zwei schmerzhafte Abgänge verkraften: Mattias Moström verließ den Verein nach 358 Pflichtspielen. Der Mittelfeldspieler lief seit 2006 für die Blau-Weißen auf und wurde zu einer Klub-Legende. Zudem verließ Ende Januar Stürmer Leke James, in der vergangenen Saison Moldes Top-Torjäger, den Klub. Alexander Rosen warnt dennoch vor dem Gegner. „Molde hat sich in einer Gruppe mit Arsenal souverän als Zweiter qualifiziert. Ich warne davor, den Gegner zu unterschätzen“, sagte Rosen nach der Auslosung. Und der 41-Jährige kennt sich in Norwegen aus: Zwischen 2006 und 2008 spielte der heutige Direktor Profifußball der TSG für Follo FK.

Dass Molde FK Spieler entwickeln kann, hat der Klub in der Vergangenheit gezeigt. In den Jahren 2017 und 2018 lief Erling Haaland für Molde FK auf und etablierte sich im Profi-Fußball. Seine Leistungen weckten das Interesse größerer europäischer Klubs und so wagte der Stürmer 2019 den Sprung zu RB Salzburg, ehe er im Januar 2020 zu Borussia Dortmund wechselte. Doch der BVB-Profi ist nicht der einzige Spieler, dem über Molde der Sprung auf die ganz große Bühne gelang.

Ole Gunnar Solskjær wechselte gleich zweimal vom norwegischen Spitzenteam zu Manchester United: Zwischen 1994 und 1996 hinterließ der Stürmer bei Molde einen so starken Eindruck, dass ihn Trainer-Ikone Sir Alex Ferguson nach Manchester holte. Der Norweger blieb elf Jahre in England und wurde zur Klublegende. Ende 2018 verpflichtete der englische Traditionsverein den Norweger erneut – dieses Mal als Trainer. Zuvor war Solskjær zweimal als Coach bei Molde FK tätig gewesen. Zwischen 2011 und 2013 führte er das Team zu zwei Meistertiteln. 2015 übernahm er den Klub erneut, ehe er 2018 zurück zu United ging.

Seither hat Erling Moe das Sagen beim 1911 gegründeten Fotballklubb aus der 32.000-Einwohner-Stadt am Moldefjord. Der 50-Jährige führte die Blau-Weißen 2019 zur ersten Meisterschaft seit fünf Jahren. Unter Moe agierte Molde meistens im 4-2-3-1-System. Kreativzentrum der Norweger ist Mittelfeldspieler Magnus Wolff Eikrem, über den Nordtveit in höchsten Tönen spricht: „Er ist für mich der beste Spieler in Norwegen. Er könnte in jeder europäischen Mannschaft mitspielen und hat ein besonderes Auge. Auf ihn müssen wir aufpassen.“ Die ganz großen Namen fehlen aktuell im Kader der Norweger, stattdessen überzeugt das Team im Kollektiv. Die TSG sollte gewarnt sein, denn die Duelle mit Molde FK sollen nicht die letzten in dieser Europa-League-Saison sein – damit die Vorfreude auf die großen Stars des Wettbewerbs weitergehen kann.

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