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AKADEMIE
06.08.2020

Florian Beil: Teammanager mit TSG-Vergangenheit

Am 21. Februar stand Florian Beil das letzte Mal in der Regionalliga Nordost auf dem Rasen. Nach dem 4:4 seines Klubs Wacker Nordhausen gegen den SV Lichtenberg 47 kam die Corona-Zwangspause. Zu diesem Zeitpunkt stand noch nicht fest, dass er im Sommer zur TSG Hoffenheim zurückkehren würde, für die er von 2005 bis 2009 als einer der ersten Akademie-Spieler überhaupt aktiv war. Der 31-Jährige hat seine Laufbahn beendet und ist nun als Teammanager für die U17 und U19 im Einsatz.

Gerade noch hat Florian Beil die Fahrt zum Testspiel der U19 am Wochenende organisiert, jetzt steht ein Spieler in seinem Büro und hat Fragen bezüglich seiner Versicherung. Über mangelnde Arbeit kann sich der Teammanager der TSG-Akademie zum Start ins Berufsleben nicht beschweren. Eingewöhnungsprobleme gab es nicht, denn Beil kennt den Fußball. Er weiß, wie die Spieler in diesem Alter ticken und spricht ihre Sprache.

Im Januar 1989, als sich die Deutsche Demokratische Republik in den letzten Zügen befand, wurde Beil in Halberstadt/Sachsen-Anhalt geboren. Berühmtester Sohn der südwestlich von Magdeburg gelegenen Stadt ist Jürgen Sparwasser, der Mann, der bei älteren Fußball-Fans noch die Alarmglocken schrillen lässt, weil er bei der WM 1974 den 1:0-Siegtreffer der DDR gegen die Bundesrepublik im einzigen deutsch-deutschen Duell erzielte. Sparwasser ist in Halberstadt noch immer omnipräsent, auch Beil lernte ihn bei einem Jugendturnier kennen. Von der DDR hat Beil natürlich nichts bewusst mitbekommen, aber: „Dadurch, dass meine Eltern in diesem Land aufgewachsen sind, bin ich mit dieser Mentalität erzogen worden, dass im Leben nichts selbstverständlich ist, einem nichts geschenkt wird und Dankbarkeit nicht zu kurz geraten soll.“

Von der U17 bis zur U23 in Hoffenheim

Während eines Bulgarien-Urlaubs begeisterte ihn ein Bekannter für den Fußball, als Fünfjähriger schloss sich Beil dem VfB Germania Halberstadt an und wechselte später mit 14 ins Internat des 1.FC Magdeburg. Der Stürmer schoss sich bald in die Notizbücher von Scouts und Spielervermittlern, vom VfL Wolfsburg lag ein konkretes Angebot vor. Doch Beil nahm die Einladung zum Probetraining bei der TSG an, wo er U19-Trainer Uwe Wolf überzeugte und den nächsten großen Sprung wagte. „Komischerweise hatte ich im Kraichgau deutlich weniger Heimweh, als noch in Magdeburg, obwohl ich dort nur eine Dreiviertelstunde von meinem Elternhaus entfernt lebte“, so Beil, der damals bei einer Gastfamilie in Zuzenhausen wohnte – und nach nur einem halben Jahr vor der U17 in die U19 hochgezogen wurde.

Bei seinem Debüt im April 2006 gegen den FC Bayern München (0:1) war Beil der jüngste Spieler auf dem Platz. Der jüngste Münchner hieß Mats Hummels, der Siegtotschütze Sandro Wagner. Insgesamt brachte es Beil auf 51 A-Junioren-Bundesliga-Einsätze, in denen er neun Treffer erzielte. „Damals war die TSG gerade auf dem Weg nach oben. Ich hatte eine sehr schöne und spannende Zeit in Hoffenheim.“ Zumal er mit gerade mal 16 Jahren seine heutige, aus Malsch stammende Frau Hannah kennenlernte.

Nach einem Jahr in der U23 war für Beil bei der TSG Schluss. „Trainer Rainer Scharinger hat mich eher auf der Rechtsverteidigerposition gesehen, die war aber mit Philipp Klingmann schon sehr gut besetzt.“ Vorne im Sturm waren Dennis Ruiz-Malle und Gilles Ekoto-Ekoto gesetzt, im Winter kehrte Kai Herdling vom SV Waldhof in die Silbergasse zurück.

Mitten im Saisonendspurt verließ Scharinger die TSG in Richtung Aalen, Guido Streichsbier übernahm für die letzten vier Spiele. „Guido war schon in der U17 mein Coach. Er war vom Typ und vom Fachwissen her ein sehr guter Trainer. Nicht umsonst ist er beim DFB gelandet.“ Über die Zwischenstationen Tennis Borussia Berlin und Hannover 96 II, wo er unter anderem mit dem heutigen Nationalspieler Marcel Halstenberg in einem Team stand, landete Beil schließlich wieder beim 1.FC Magdeburg.

Regionalliga-Topscorer in Halberstadt

„Magdeburg ist eine fußballverrückte Stadt, wir haben regelmäßig vor 10.000 Zuschauern gespielt, das war immer besonders und emotional“, sagt der 31-Jährige. Allerdings trauern sie rund um das Ernst-Grube-Stadion noch immer den alten Zeiten nach, als der FCM 1974 mit elf Einheimischen gegen den AC Mailand den Europapokal gewann. „Klar kennt man die Historie, wenn man für diesen Verein spielt. Einige Spielernamen von damals wie Jürgen Sparwasser, Jürgen Pommerenke oder Trainer Heinz Krügel sind allgegenwärtig und ich kann die Begeisterung auch nachvollziehen. Aber irgendwann kann man es dann nicht mehr hören“, gesteht Beil.

Die Regionalliga Nord/Nordost wurde für Beil zur sportlichen Heimat. Dass es nicht die 1. oder 2. Bundesliga war, sieht er gelassen: „Ich habe als Profi meine Brötchen verdient und bin für alles dankbar, was ich erleben durfte. Die Erfahrungen und Freunde, die ich auf meinem Weg gesammelt und kennengelernt habe, möchte ich keinesfalls missen.“ Allerdings, so gibt er zu, sei es in diesem historisch etwas anders geprägten Teil Deutschlands mit Trainern aus der „DDR-Schule“ auch nicht immer einfach gewesen, da viel Wert auf physische Arbeit gelegt wurde. „So etwas wie Belastungssteuerung gab es leider nicht bei jedem.“

2014 folgte die Rückkehr zur Germania Halberstadt. Unter Andreas Petersen, Vater des Freiburger Stürmers Nils Petersen, lief es für Beil so gut, dass er heute sagt: „Hätte ich nur mal drei, vier Jahre früher so gespielt, hätte es vielleicht für die 2. Bundesliga gereicht.“ Mit 17 Toren und 16 Vorlagen erzielte er in der Regionalliga-Spielzeit 2017/18 die meisten Scorerpunkte und durfte auch im DFB-Pokal ran, als die Germania ausgerechnet auf den SC Freiburg traf, durch ein Nils-Petersen-Tor 0:1 in Rückstand geriet und am Ende 1:2 verlor.

Mit Sportmanagement-Abschluss zurück in die alte Heimat

Neben seiner Karriere, die er ab 2018 bei Wacker Nordhausen in derselben Liga fortsetze, absolvierte Beil sieben Semester lang ein Fernstudium, das ihn zum „Sportmanagement Bachelor“ qualifizierte. Nun ist er also mit seiner Familie, zu der Sohn Fynn (10) und Töchterchen Lotta (2) gehören, in die Heimatregion seiner Frau zurückgekehrt und in Gaiberg sesshaft geworden. „Ich hatte mich auf die offene Stelle als Teammanager beworben, weil ich jetzt im normalen Berufsleben Fuß fassen möchte“, so der frühere TSG-Stürmer. Seine Frau arbeitet als selbstständige Fotografin, zum Fußballspielen nach Feierabend ist nun keine Zeit mehr. Nicht auszuschließen, dass Beil aber in naher Zukunft bei einem unterklassigen Klub noch mal die Stiefel schnürt.

Wacker Nordhausen ist mittlerweile insolvent und muss den Gang in die Oberliga antreten. Immerhin stehen die Thüringer im Halbfinale des Landespokals 2019/20, wo sie am Samstag auf Carl Zeiss Jena treffen. Im Viertelfinale, 7:0 bei Motor Zeulenroda, war Beil noch mit von der Partie. Natürlich verfolgt er aus der Ferne, ob sich sein Ex-Klub für den DFB-Pokal qualifiziert. Aber seine neue, alte Heimat ist nun die Rhein-Neckar-Region – und die TSG Hoffenheim.

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