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01.12.2019

U17: Wechselbad am Bruchweg

Alles, was ein Spitzenspiel braucht: Viele Tore, Elfmeter, Platzverweis, Führungswechsel – und zwei Treffer in der Nachspielzeit. Nur einen Sieger, den gab es beim 3:3 (1:1) der U17 beim schärfsten Verfolger 1.FSV Mainz 05 nicht. Ein klassisches Wechselbad der Gefühle am Mainzer Bruchweg – das Trainer Danny Galm dann trotz eines möglichen Siegs am Ende positiv bilanzierte.

Bei Temperaturen nahe des Gefrierpunkts – auf der Autobahn zwischen Kraichgau und Mainz war bereits der Winterstreudienst im Einsatz – begannen die Hoffenheimer auf dem Nebenplatz der einstigen Bundesliga-Spielstätte selbstbewusst und nahmen das Heft früh in die Hand. Tim Böff ersetzte kurzfristig Keeper Nahuel Noll, der am Vortag nur 20 Meter Luftlinie entfernt beim 2:1-Sieg der U19 zwischen den Pfosten gestanden hatte. Ansonsten konnte Galm aus dem Vollen schöpfen.

Schon nach vier Minuten setzte Armindo Sieb Nick Breitenbücher in Szene, dessen Querpass allerdings im Rücken von Mamin Sanyang landete. Die Galm-Elf spielte im ersten Abschnitt gefälliger, die Hausherren waren aber mit langen Bällen stets gefährlich. Noah König grätsche in letzter Sekunde den durchgebrochenen Ben Bobzien ab (11.) und verpasste auf der Gegenseite bei einem Drehschuss nach einer Ecke in Richtung langer Pfosten die Führung nur um Haaresbreite (15.).

„Das war ein sehr emotionales Spiel, in dem es hoch und runter ging“, sagte Galm nach der Partie. „Leider haben wir es verpasst, unsere anfängliche Dominanz in Tore umzumünzen, kriegen dann aber einen Elfmeter, den man nicht pfeifen muss.“ Nick Breitenbücher kam im Sechzehner zu Fall, schnappte sich nach dem Pfiff die Kugel und verwandelte eiskalt zur Führung (25.). Allerdings schafften es die Hoffenheimer nicht, das 1:0 in die Pause zu retten, weil wenig später Luca Campanile den Mainzer Armend Qenaj foulte und der Unparteiische erneut auf den Punkt deutete. Marlon Trujillo ließ Böff keine Chance (34.).

Gelb-Rot für König

„Mainz hatte nach dem Wechsel mehr Spielanteile“, befand Galm, doch den nächsten Treffer markierten seine Jungs. Sanyang setzte sich auf der rechten Seite durch, passte in die Mitte – und nachdem Turan Çalhanoğlu verpasst hatte, war erneut Breitenbücher zur Stelle, der das Spielgerät noch stoppte und anschließend souverän vollstreckte (46.). Zwei Minuten später hatte Çalhanoğlu die Vorentscheidung auf dem Fuß, scheiterte aber freistehend am Mainzer Schlussmann Leon Hoffmann, der richtig spekulierte, Sieb hätte den Nachschuss im Tor unterbringen müssen, entschied sich aber für einen Schlenzer, der missglückte. „Hier hätten wir konsequenter sein müssen, von einem 3:1 hätten sich die Mainzer wahrscheinlich nicht mehr erholt.“

Die Hausherren bekamen stattdessen noch einmal Oberwasser und drängten auf den Ausgleich. Als König seinem Gegenspieler im Strafraum von hinten in die Hacken lief und dieser fiel, blieb dem Unparteiischen nichts anderes übrig, als zum dritten Mal an diesem Tag auf Strafstoß zu entscheiden. Und schlimmer noch: Der gelbverwarnte König, der eine starke Partie abgeliefert hatte, sah die Ampelkarte. Danny Schmidt verwandelte den Foulelfmeter (72.) und läutete die denkwürdige Schlussphase ein, die Sanyang von der Bank miterlebte, weil er sich nach einem Schlag auf den Solarplexus noch auf dem Platz übergeben und anschließend raus musste.

Im ersten Moment fühlte sich das 2:2 wie eine Niederlage an. In Unterzahl und in der dritten Minute der Nachspielzeit war es ein wertvoller Punkt. Doch dann liefen die Hoffenheimer nach eigener Ecke in einen Konter. „Das war extrem ärgerlich und bitter für uns, man muss aber auch erkennen, dass es eine hervorragende Umschaltaktion der Mainzer war“, so Galm, der tatenlos mit ansehen musste, wie die 05er blitzartig nach Ballgewinn nach vorne spielten und durch Bobzien den vermeintlichen Siegtreffer erzielten (80.+4).

Bähr schlägt in der Nachspielzeit eiskalt zu

Die erste Saisonniederlage und der Verlust der Tabellenspitze schienen besiegelt, dann geschah das Unfassbare. Anstatt in Überzahl die späte Führung über die letzten Sekunden zu retten, liefen nun die Mainzer in einen Konter, als der nach vorne beorderte Melkamu Frauendorf plötzlich durch das Mittelfeld spazierte und die Kugel plötzlich beim aufgerückten Linksverteidiger Florian Bähr landete, der aus halbrechter Position am herauseilenden Hoffmann mit links vorbeispitzelte. Der Ball trudelte über die Linie und versetzte die Hoffenheimer Bank in einen ekstatischen Freudentaumel (80.+5) – jetzt fühlte sich der Punkt plötzlich wie ein Sieg an.

„Das waren Emotionen pur“, beschrieb Galm die Sekunden nach dem Ausgleich. „Flo Bähr hat das sehr überlegt gemacht. Kompliment aber an die gesamte Mannschaft, die trotz Nackenschlags in der Nachspielzeit und Unterzahl weiter an sich geglaubt hat. Diesen Punkt nehmen wir gerne mit. Die Jungs haben ihn sich mit viel Leidenschaft und einer tollen Mentalität verdient. Jetzt schauen wir auf das letzte Heimspiel 2019 am kommenden Samstag gegen Darmstadt. Die Lilien werden uns einen ähnlich heißen Tanz liefern wie in der Hinrunde, darauf werden wir uns gut vorbereiten.“

Die Hoffenheimer verließen den Bruchweg also als alter und neuer Tabellenführer der Bundesliga Süd/Südwest. Als der Bus auf die Autobahn rollte, war die Frage, ob es nun ein gewonnener oder ein verlorener Punkt war, längst beantwortet.

1.FSV Mainz 05 – TSG 1899 Hoffenheim 3:3 (1:1)
Mainz: Hoffmann – Kraft, Müller, Schwabe, Wilhelm, Rupil (65. Klöppel), Bobzien, Shabani, Schmidt, Trujillo, Qenaj (76. Heinz).
Hoffenheim: Böff – König, V. Lässig, Melk. Frauendorf, Breitenbücher (73. Unrath), Sieb (67. Đurić), Sanyang (78. N. Mehr), Bähr, Campanile, Tohumcu, T. Çalhanoğlu.
Tore: 0:1 Breitenbücher (25., Strafstoß), 1:1 Trujillo (34. Strafstoß), 1:2 Breitenbücher (46.), 2:2 Schmidt (72., Strafstoß), 3:2 Bobzien (80.+4), 3:3 Bähr (80.+5). Zuschauer: 165. Schiedsrichter: Johannes Liedtke. Karten: Gelb für Shabani / T. Çalhanoğlu; Gelb-Rot für König (70., wiederholtes Foulspiel).

 

Daten & Fakten zum Spiel »

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