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21.04.2019

FC Porto: Wie die „Drachen“ zum Weltklub aufstiegen

FC Porto – für manch einen mag der Name unseres Youth-League-Gegners nicht so ruhmreich klingen wie die der anderen Halbfinalteilnehmer FC Barcelona oder Chelsea FC. Zu Unrecht. Achtzehn99.de beleuchtet die durchaus glorreiche Historie des zweifachen Champions- und Europa-League-Siegers, der längst zu den Spitzenklubs weltweit gehört.

Ja, gut, es gab Benfica und Eusébio, die in den 60er Jahren ein bisschen für Furore sorgten. Der Klub aus Lissabon gewann zwei Mal den Europapokal der Landesmeister (1961 und 1962) und die Nationalmannschaft feierte 1966 bei der WM in England Platz drei. Eusébio, ein Jahr zuvor Europas Fußballer des Jahres, wurde Torschützenkönig. Anschließend dauerte es allerdings knapp 20 Jahre, bis es in Portugal wieder etwas zu bejubeln gab. Der FC Porto, bis dahin hinter Benfica und Sporting Lissabon die Nummer drei der Seefahrernation und auf internationaler Bühne ein eher unbeschriebenes Blatt, bestieg 1987 den europäischen Thron und begründete somit seinen bis heute anhaltenden Status als Weltklub und Talentschmiede.

Drei Jahre zuvor hatte die Fußballwelt erstmals von den Portugiesen Notiz genommen, weil sie überraschend ins Finale des Cups der Pokalsieger eingezogen waren (1:2 gegen Juventus Turin) und bei der EM 1984 in Frankreich neun Spieler abgestellt hatten, als Portugal erst im Halbfinale unglücklich am Ausrichter und späteren Gewinner Frankreich scheiterte.

Madjers Hackentor für die Ewigkeit

Doch zurück ins Jahr 1987 und ins Wiener Praterstadion: Da standen sie die Münchner mit ihren Brasilien-Hosen. Weil sie auf dem Betzenberg in Kaiserslautern nie gewinnen konnten, ließ sie Manager Uli Hoeneß mal „als Brasilianer verkleidet“ – hellblaue Hose, gelbes Trikot – auf dem Betzenberg einlaufen. Prompt gewannen die Bayern mit 1:0. Als sie am 27. Mai 1987 nach elfjähriger Absenz wieder im Endspiel des Europapokals der Landesmeister standen, sollten ihnen die hellblauen Brasilien-Hosen, die mit den etatmäßigen roten Bayern-Trikots eine ulkige Kombination bildeten, Glück bringen. Taten sie aber nicht. Obwohl der FC Bayern lange wie der sichere Sieger aussah, jubelte am Ende der FC Porto mit seinem Trainer Artur Jorge. Der FC Porto? Ja, der FC Porto.

Das Team um Kapitän und Rekordspieler João Pinto ließ sich an diesem lauwarmen Mai-Abend nicht durch den 0:1-Pausenrückstand und die heruntertickende Uhr beunruhigen. In der 78. Minute stand der Algerier Rabah Madjer goldrichtig und erzielte mit einem denkwürdigen Hackentor den 1:1-Ausgleich. Jener Rabah Madjer, der bei der WM 1982 den sensationellen 2:1-Sieg Algeriens gegen Deutschland einleitete. Im französischen Sprachraum ist „Madjer“ seither ein Synonym für die „talonnade“ – den Hackentrick eben. Zwei Minuten später traf Juary – welch Treppenwitz: ausgerechnet ein Brasilianer – zum 2:1 und hinterließ konsternierte Münchner. Portos Name war nun für immer auf dem Henkelpott eingraviert.

Zwei Mal Weltpokalsieger

Gegründet wurde der FC do Porto, so der vollständige Name des Klubs, 1893 von einem – wie könnte es anders sein – Portweinhändler. Der damals gerade mal 20-jährige António Nicolau de Almeida hatte sich auf einer England-Reise in das Fußballspiel verliebt. Allerdings kam das Vereinsleben nicht so richtig in die Gänge und es bedurfte einer kleinen „Wiederbelebungsmaßnahme“ durch einen gewissen José Monteiro da Costa, der 1906 erster Präsident wurde und den Klub zu einem Mehrspartenverein ausbaute. Er wählte die Klubfarben blau und weiß, die die damalige portugiesische Flagge repräsentierten.

1934/35 gewann der FC Porto, der seit jeher in Konkurrenz zu den Lissaboner Vereinen steht, die erstmals ausgetragene Landesmeisterschaft und blickt heute auf 28 Titel zurück – nur Benfica hat mehr (36.). Viele ausländische Trainer prägten die Spielphilosophie des Vereins, so etwa der Brasilianer Dorival Knippel („Yustrich“), der Ungar Béla Guttmann, der Jugoslawe Tomislav Ivić oder der Engländer Bobby Robson. Mit dem Engagement des damals noch weitgehend unbekannten portugiesischen Trainers José Mourinho begann die erfolgreichste Epoche der Blau-Weißen, die 2003 mit einem 3:2 gegen Celtic Glasgow den UEFA-Pokal gewannen und ein Jahr später in Gelsenkirchen nach einem einseitigen 3:0 gegen die AS Monaco zum zweiten Mal den europäischen Thron bestiegen. Anschließend gewann Porto – wie schon 1987 – auch den Weltpokal.

Gutes Gespür für Offensivtalente

Im selben Jahr verließ der Klub sein altehrwürdiges Stadion „Das Antas“, das in den 80er Jahren teilweise 95.000 Zuschauer fasste, und bezog sein neues, nur einen Steinwurf entfernt für die EM 2004 hochgezogenes „Estádio do Dragão“, das „Drachenstadion“, das seinen Namen in Anlehnung an den Vereinsspitznamen trägt. Mourinho coachte hier keine Spiele mehr, denn er folgte unmittelbar nach dem Champions-League-Sieg 2004 dem Lockruf des Chelsea-Oligarchen Roman Abramovič – und nahm seine Defensivspezialisten Ricardo Carvalho und Paulo Ferreira gleich mit, während Mittelfeldregisseur Deco zum FC Barcelona wechselte.

Nur einmal verpasste Porto seither die Teilnahme an der Champions League – und gewann in dieser Spielzeit (2010/11) prompt die Europa League. Trainer André Villas-Boas, der mit seinen 33 Jahren als „neuer Mourinho“ gefeiert wurde, führte die Dragões, die Drachen, zum Finalsieg gegen Sporting Braga (1:0). Siegtorschütze Radamel Falcao wurde mit 17 Treffer Torschützenkönig des Wettbewerbs und war – ebenso wir sein brasilianischer Sturmkollege Givanildo Vieira de Souza („Hulk“) – Beleg für das feine Gespür, das der Klub auf der Suche nach bislang unentdeckten Offensivtalenten an den Tag legte. In den Folgejahren machten hier die Kolumbianer Jackson Martínez oder James Rodríguez sowie der eingebürgerte Brasilianer Diego Costa erstmals auf sich aufmerksam, ehe aber auch sie – wie Villas-Boas – Verlockungen zahlungskräftigerer Klubs nicht widerstehen konnten und weiterzogen. Sie stehen in der Tradition früherer Top-Spieler wie Mário Jardel, Fernando Gomes oder Derlei.

Aktuell befindet sich der FC Porto mit seinem Trainer Sérgio Conceição – auch so ein Deutschland-Schreck (EM 2000) – mit Benfica in einem Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschaft. In der Champions League ist das Team gerade wie schon im Vorjahr am Liverpool FC gescheitert. Gegen englische Klubs auszuscheiden, ist in diesen Zeiten keine Schande. Der FC Porto zählt dennoch – sowohl historisch als auch aktuell betrachtet – zu den erfolgreichsten Klubs Europas.

Youth League, Halbfinale
TSG 1899 Hoffenheim - FC Porto
Freitag, 26. April, Centre sportif de Colovray Nyon

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