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AKADEMIE
21.03.2019

Vom Aufstiegshelden zum Individualtrainer

Vater Willi ist längst eine Institution. Seit vielen Jahren geht er als Trainer und Betreuer mit dem Hoffenheimer Nachwuchs durch dick und dünn. Mittlerweile ist auch dessen Sohnemann in der TSG Akademie angekommen. Marco Unser bestreitet gerade seine dritte Saison als Übungsleiter und meistert dabei die Dreifachbelastung mit Familie und Beruf. Schon als Spieler war der 37-Jährige einst für die TSG am Ball.

Der fußballverrückte Papa hat Marco Unser den Ball sozusagen in die Wiege gelegt, schon als Fünfjähriger schnürte der Sprössling beim FC Berwangen, dem Wohnort der Unsers, die Kickstiefel. Der weitere Weg führte den Stürmer zum SV Sinsheim, der in der Zeit vor dem TSG-Höhenflug die erste Adresse in der Umgebung war und durchaus erfolgreiche Zeiten erlebte. Gemeinsam mit dem heutigen U23-Betreuer Timo Maag und dem späteren Zweitliga-Profi Michael Zepek gehörte er zu einem starken Jahrgang, empfahl sich später für die Badische Auswahl – und schließlich auch für die zweite Mannschaft der aufstrebenden TSG.

„Wir haben auf Anhieb die Verbandsliga-Meisterschaft gewonnen“, erinnert sich Unser, der dann mit einigen Toren – wieviele genau, weiß er gar nicht mehr – in den Relegationsspielen gegen den FC Emmendingen und den Heidenheimer SB einen erheblichen Beitrag zum Aufstieg in die Oberliga leistete. Der Heidenheimer SB heißt heute übrigens 1.FC Heidenheim und spielt in der 2. Bundesliga, der Trainer Frank Schmidt stand damals noch als Spieler auf dem Platz.

„Ich war eher der Typ ‚Torjäger‘, der ein gutes Gespür für bestimmte Situationen hatte, allerdings nicht der Schnellste und auch nicht mit der besten Athletik ausgestattet“, charakterisiert sich Unser selbst. Die Einsatzzeiten in der Oberliga-Saison nahmen schließlich ab. „Es kamen viele neue talentierte Spieler hinzu, meine Patellasehne war durch die hohen Belastungen immer wieder gereizt und ich habe erkannt, dass ich langsam an meine Grenzen stoße“, so der Aufstiegsheld, der sich fortan mehr auf sein Mathematik- und Sportstudium an der PH Karlsruhe konzentrierte und in Sachen Fußball einen Gang zurückschaltete. Vorerst.

Erste Trainererfahrung in Hoffenheim und Eppingen

Zunächst schloss sich Unser dem FC Zuzenhausen an und wechselte zur Prüfungszeit zum FC Berwangen, wo er Landesliga-Torschützenkönig wurde. Während des Studiums erwarb er die B-Lizenz und trainierte nebenbei die U14 der TSG Hoffenheim, als Co-Trainer unter Franz Mifka. Im Jahr 2005 öffnete sich ein neues Kapitel, als er sowohl beruflich als auch sportlich eine neue Heimat fand: Tagsüber Lehrer am Löwenrot-Gymnasium in St. Leon-Rot, abends Spielertrainer beim FC Zuzenhausen. Nach einem unvergesslichen ersten Trainerjahr mit dem direkten Abstieg aus der Landesliga wollte Unser zunächst pausieren. Nach einem Anruf aus Eppingen hatte sich dieser Plan jedoch schnell erledigt.

Mit 29 wechselte er als Trainer der zweiten Mannschaft zum VfB und ließ seine aktive Karriere langsam ausklingen, feierte aber immerhin im ersten Jahr die Meisterschaft in der A-Klasse. Nebenbei machte er den A-Schein – und wurde nach zwei erfolgreichen Jahren prompt vom VfB Eppingen als Chefcoach engagiert. Als Nachfolger von Werner Habiger, dem ehemaligen Bundesliga-Profi, gelang ihm der sofortige Aufstieg in die Verbandsliga. „Im Jahr darauf sind wir allerdings gleich wieder runter“, schmunzelt Unser. „Das war natürlich blöd, aber eine wertvolle Erfahrung.“ Doch die Zeit beim VfB sollte noch viele schöne Momente für ihn bereithalten, zunächst im privaten Bereich: Töchterchen Emma kam Anfang 2016 zur Welt und in seinem letzten Trainerjahr beim VfB schaffte er nochmals den Aufstieg in die Verbandsliga. „Wir waren ein eingeschworener Haufen und die Meisterschaft war ein perfekter Abgang.“ Abgang? Die TSG suchte 2016 einen Co-Trainer für U16-Coach Danny Galm (heute U17-Cheftrainer). Unser bewarb sich – und bekam den Job.

Individualtrainer im Bereich U14 bis U19

Der Wechsel vom Herren- in den B-Junioren-Bereich war aber auch einer von der Verbands- in die Akademie eines Bundesligisten, und so war das Pensum, das er in Hoffenheim abspulen musste, deutlich höher. „Ich musste zwei Terminkalender bedienen und bin an meine zeitlichen Grenzen gestoßen. Es war eine tolle Zeit, in der ich mich viel über Fußball unterhalten, verschiedene Meinungen diskutiert und einige Fortbildungen gemacht habe. Ein Bundesliga-Nachwuchsleistungszentrum ist der ideale Ort, um sich als Trainer weiterzuentwickeln.“ Doch vier Einheiten plus die Spiele am Wochenende, für einen Familienvater war das im Nebenberuf nicht mehr zu stemmen.

So wechselte Unser zunächst als Co-Trainer in die U14, die damals vom heutigen U17-Co-Trainer Carsten Kuhn gecoacht wurde, mittlerweile gehört er dem Individualtrainer-Team von Philipp Dahm an und ist hier für die Altersbereiche U14 bis U19 zuständig. Sein Auftrag: Die Spieler im Footbonauten zu betreuen, sie im Eins-gegen-Eins und vor allem im Torabschluss besser zu machen – eben das, was er selbst am besten konnte.

Klar, wenn dann einer „seiner“ Jungs am Wochenende trifft, macht das natürlich Spaß. Das sieht Unser dann aber nicht immer, weil er selbst aus eigenem Interesse auf den Plätzen der Region unterwegs ist und sich Begegnungen im Bereich U23 bis U14 anschaut. Meistens aber bei einer unserer Jugendmannschaften der Akademie. „Als Trainer hat man natürlich eine andere Sicht auf die Dinge, als man sie als Spieler hatte. Aber es ist wichtig zu wissen, wie die Jungs ticken. Als Individualcoach kann man die Leistungsträger weiter verbessern, den unzufriedenen Spielern Mut zusprechen und sie psychologisch unterstützen, was im Mannschaftstraining nicht immer möglich ist.“

Nun ist er also wieder in Hoffenheim angekommen, wo er mit dem Oberliga-Aufstieg seinen schönsten Fußballmoment als Spieler gefeiert hat. Und wo er hin und wieder seinem Vater über den Weg läuft. Mit dem Papa über Fußball diskutieren? „Passiert sehr oft, wobei wir nicht immer einer Meinung sind. Er ist sehr kritisch und seine Ansprüche an Amateurfußballer sind meistens sehr hoch“, lacht Unser. „Das liegt wahrscheinlich an der langjährigen Arbeit in der Akademie.“

Als seinen schönen Trainermoment bezeichnet der 37-Jährige übrigens den ersten Aufstieg mit dem VfB Eppingen. Vielleicht hält die TSG-Zukunft ja einen weiteren Erfolg für ihn bereit.

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