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20.11.2018

YOUTH LEAGUE: REISEZIEL GENFER SEE

Die UEFA Youth League, das Junioren-Pendant zur UEFA Champions League, wurde zur Saison 2013/14 ins Leben gerufen. Streng genommen ist der Wettbewerb aber schon zwei Jahre älter, denn die beste Nachwuchsmannschaft Europas wurde bereits 2011/12 in der „NextGen Series“ ermittelt. Und irgendwie begann alles in Hoffenheim. Ein historischer Rückblick.

11. August 2011. Für einen normalen Wochentag ist ziemlich viel los in der Hoffenheimer Silbergasse. Ein Auto nach dem nächsten rollt in Richtung Dietmar-Hopp-Stadion. Wenige Tage vor dem Start der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest bestreitet die U19 der TSG einen letzten Test. Der attraktive Name des Gegners, Inter Mailand, hat sich herumgesprochen, viele Menschen haben sich auf den Weg gemacht und wollen diesen Hauch von Champions League einatmen. Die Profis der Nerazzurri haben ein Jahr zuvor die Königsklasse gewonnen und gehören zu den Top-Adressen des Welt-Fußballs.

Zu diesem Zeitpunkt steht bereits fest, dass die Italiener an der „NextGen Series“ teilnehmen werden, jenem neuen Wettbewerb, den der britische TV-Produzent Justin Andrews und der Ex-Profi Mark Warburton, zu diesem Zeitpunkt Sportdirektor des Londoner Klubs Brentford FC, ausgerufen haben. Die Teilnahme erfolgt per Einladung und soll den Jugendlichen bereits im U19-Alter eine Champions-League-ähnliche Erfahrung ermöglichen. Die TSG hat keine Einladung erhalten. „Das macht für uns ohnehin noch keinen Sinn, aber wenn unsere Strukturen wie geplant wachsen, wäre eine Teilnahme durchaus reizvoll“, kommentiert der damalige Nachwuchschef Ernst Tanner den neuen Wettbewerb.

Inter Mailand lauft mit seiner „Primavera“ in Hoffenheim ein. Primavera, Frühling, werden in Italien die ältesten Nachwuchsmannschaften genannt. Die Blau-Schwarzen trainieren auf dem Schulsportplatz, ein Betreuer erzählt, wie es damals mit Mario Balotelli gewesen sei, der in der Saison 2006/07 für die Inter-Jugend spielte: „Er war natürlich ein verrückter Kerl, der schwer zu führen war“, sagt der Mann über den italienischen Nationalspieler afrikanischer Herkunft. „Aber er hat uns in allen wichtigen Spielen zum Sieg geführt.“

Viele Zuschauer hoffen an diesem Spätnachmittag im August 2011, den kommenden Balotelli ausfindig zu machen, sei es im Kader von Inter oder – besser noch – in dem der TSG. Sie sehen die jungen Niklas Sule, Jeremy Toljan und Kenan Karaman sowie eine spritzige Hoffenheimer Elf, die Inter Mailand 3:0 (2:0) auseinandernimmt. Die Tore erzielen Paul Ehmann, Felix Müller und David Etzold, die Euphorie nach dem Schlusspfiff ist groß.

Doch ab hier verläuft die Saison 2011/12 für beide Teams in gegensätzliche Richtungen: Die Hoffenheimer spielen ein bescheidenes Jahr und sichern erst am letzten Spieltag den Bundesliga-Klassenerhalt. Inter hingegen stürmt zur italienischen Primavera-Meisterschaft und gewinnt die erste Ausgabe der „NextGen Series“. Das Team von Trainer Andrea Stramaccioni darf sich somit beste Nachwuchsmannschaft Europas nennen, Stramaccioni wird einen Tag nach dem Finale mit der Beförderung zum Cheftrainer der Inter-Profis, als Nachfolger Claudio Ranieris, belohnt. Auch in der Folgesaison wird die „NextGen Series“ ausgetragen. Sie stößt bei Klubs und Talentspähern auf große Resonanz, das Fernsehen springt auf den Nachwuchszug auf und überträgt ausgewählte Spiele live.

In der Premierenausgabe war der VfL Wolfsburg als einziger deutscher Klub eingeladen, scheiterte aber bereits in der Gruppenphase. Das Endspiel im Londoner Stadion „Brisbane Road“ bestritt Inter Mailand vor 2.500 Zuschauern gegen Ajax Amsterdam mit seinen Top-Stürmern Davy Klaassen (heute Werder Bremen) und Viktor Fischer – und gewann nach Elfmeterschießen. Im Folgejahr scheiterte Inter im Achtelfinale, die deutschen Vertreter (Wolfsburg und Dortmund) spielten erneut keine Rolle. Diesmal ging der Titel nach England, im rein englischen Finale setzte sich Aston Villa dank zweier Elfmeter des Iren Graham Burke in Como gegen Chelsea durch.

Es war die letzte Saison der „NextGen Series“. Die UEFA hatte das Potenzial dieses Wettbewerbs erkannt und einen eigenen, die UEFA Youth League (UYL), kreiert. Das bedeutete das gleichzeitige Aus der „NextGen Series“, das im August 2013 verkündet wurde.

Die Teilnahme an der Jugend-Königsklasse erfolgte jedoch weder durch Einladung noch durch den tatsächlichen Gewinn der nationalen Meisterschaft. Automatisch qualifiziert waren die Jugendteams der CL-Vertreter. Die Youth League spiegelte somit die Gruppenphase der Champions League wider, so dass die Partien des Nachwuchses und der Profis auch immer am selben Tag über die Bühne gehen konnten. Erst ab der K.o.-Runde trennten sich die Wege. Ab dem Achtelfinale wurde nur ein Spiel ausgetragen, der besser Platzierte aus der Gruppenphase genoss jeweils Heimrecht, die letzten Vier trugen das Final Four in Nyon, dem Sitz der UEFA am Genfer See, aus. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

TSG-U19 VERPASST TEILNAHME ZWEI MAL KNAPP

Das erste Final Four fand mit deutscher Beteiligung statt. Der FC Schalke 04, der wenige Wochen später mit Leroy Sané im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft an der TSG scheitern sollte, unterlag dem späteren Sieger FC Barcelona knapp mit 0:1. Torschütze: Munir El-Haddadi, der mit elf Treffern auch erster Youth-League-Torschützenkönig wurde. Aus deutscher Sicht war der Schalker Auftritt 2013/14 der erfolgreichste, nie mehr hat es seitdem ein Bundesligist nach Nyon geschafft.

Pech übrigens für die TSG Hoffenheim, deren U19 im Juni 2014 Deutscher Meister wurde: Zum letzten Mal qualifizierte sich der deutsche Titelträger nicht automatisch für die Youth League, sondern nach wie vor ausschließlich die U19-Teams der CL-Teilnehmer. Das sollte sich ab 2015 andern: Im veränderten Modus nehmen seitdem neben den 32 Champions-League-Vertretern auch noch 32 de facto Landesmeister teil – doch 2015 und 2016 verlor die TSG jeweils die Endspiele um die Deutsche A-Jugendmeisterschaft und verpasste den Youth-League-Start nur um Haaresbreite.

Zwei Mal in Folge wanderte der Titel schließlich zum Chelsea FC, der sich in seinem Trainingszentrum in Cobham bei London als unbezwingbar erwies und in beiden Spielzeiten nur eine einzige Niederlage (beim FC Schalke 04) hinnehmen musste. 2015 bezwangen die Blues im Endspiel Schachtar Donezk, den aktuellen Gruppengegner der TSG. Als Titelverteidiger nahm Chelsea in der Saison 2016/17 nicht an der Youth League teil, weil weder die Junioren Meister wurden noch sich die Profis für die Königsklasse qualifizierten. Im April 2017 war die U19 der TSG in Cobham zu Gast und trotzte dem damals amtierenden UYL-Champion ein 2:2 ab.

SALZBURGER SENSATIONSSIEG

Chelseas Abwesenheit nutzte RB Salzburg, um einen Sensationssieg zu landen. Die Österreicher spazierten mühelos durch den „Champions Path“ – und setzten sich dann gegen keine geringeren Teams als Manchester City, Paris St.-Germain, Atlético Madrid, den FC Barcelona und im Finale Benfica Lissabon durch. Der damalige Coach Marco Rose stieg umgehend zum Profi-Cheftrainer auf.

In der abgelaufenen Saison trafen im Endspiel die Rekordsieger aufeinander: Der FC Barcelona ließ dem Chelsea FC beim 3:0 keine Chance. Beide Teams durften neben den anderen Vertretern ihrer Verbände auch dieses Jahr wieder zum engeren Favoritenkreis zählen.

UEFA Youth League, Gruppe F, 5. Spieltag
TSG 1899 Hoffenheim - Schachtar Donezk
Dienstag, 27. November, 15 Uhr
Dietmar-Hopp-Stadion

Ticket-Infos gibt es hier.

Daten & Fakten zum Spiel »

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