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MÄNNER
29.11.2018

Im Zentrum der Aufmerksamkeit

Im System von Julian Nagelsmann haben die Außenspieler eine übergeordnete Bedeutung – sie sind Säulen der Offensive wie der Defensive. Der Trainer fordert von seinen Spielern eine offensive Ausrichtung und Torbeteiligungen – eine Marschroute, die Nico Schulz, Pavel Kadeřábek, Joshua Brenet und Steven Zuber gern umsetzen.

Die Säulen einer Fußballmannschaft, das viel zitierte Korsett – das waren früher der Libero, der Spielmacher und der Mittelstürmer. Allesamt zentrale Spieler, die in den entscheidenden Aktionen Spiele – vorn wie hinten – entschieden. Doch der Fußball befindet sich im stetigen Wandel. Wurden Gegner früher nach außen gedrängt, um Ballgewinne zu erzielen, lockte man sie bald darauf ins Zentrum – da der Weg zum gegnerischen Tor nach dem angestrebten Ballgewinn noch kürzer war. 

Im Wandel der Zeit erleben in der jüngeren Vergangenheit nun aber Spielertypen ihre Renaissance, die Jahrzehnte quasi ausgestorben waren und in grauer Vorzeit als rechte oder linke Läufer bezeichnet wurden – und im von Julian Nagelsmann präferierten System mit Dreierkette von unschätzbarer Bedeutung für die Mannschaft sind. Ebenso wichtig wie die zentralen Säulen sind die Leitplanken des Systems: Nico Schulz, Pavel Kadeřábek, Joshua Brenet oder Steven Zuber – die an den Außenlinien auf und ab laufenden Kraftwerke sind die Basis des Erfolgs, eminent wichtig für den defensiven Verbund und ebenso das Angriffsspiel.

Eine genaue Positionsbeschreibung fällt deshalb auch den Protagonisten schwer. Joshua Brenet lacht, als er gefragt wird, welchem Mannschaftsteil er denn angehöre: "Das ist schwer zu sagen. Man ist alles: Verteidiger, Mittelfeldspieler und Angreifer, das ist gar nicht so genau einzuteilen. Man ist ständig überall, ein Box-to-Box-Player."

Der Niederländer wechselte im Sommer vom PSV Eindhoven zur TSG, hatte zuvor jahrelang als Außenverteidiger in der Viererkette gespielt. Die neue Herausforderung gefällt dem 24-Jährigen: "Es macht mehr Spaß, man hat mehr Platz und die ganze Seite für sich. So kann ich meine Schnelligkeit besser einsetzen, Tore erzielen und bin ständig in beiden Strafräumen – also immer dort, wo es hoch hergeht." Die Umstellung von Vierer- auf Dreierkette dauerte allerdings ein wenig: "Die gesamte Seite für mich zu haben, war anfangs sehr speziell, in Eindhoven war ja immer noch ein Spieler vor mir. Aber ich habe es schnell verinnerlicht, Co-Trainer Pellegrino Matarazzo hat viel per Video-Analyse mit mir gearbeitet, das hat sehr geholfen. Zudem trainieren wir hart dafür, physisch und natürlich taktisch. Es ist schon kompliziert zu erfüllen, was der Trainer von uns verlangt."

Schulz: "Ich mag die Position"

Nico Schulz hat diesen Prozess schon durchlebt. Seine beeindruckenden Auftritte haben ihm im Sommer die Auszeichnung des "kicker" zum besten Außenbahnspieler der Liga beschert – und wenig später auch sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. Trotz seiner kraftvollen Statur bringt die besondere Position auch den 25-Jährigen oftmals an seine körperlichen Grenzen, wie er augenzwinkernd gesteht: "Es gibt schon Spiele, in denen willst du die Position am Ende nicht mehr spielen. Man kann von außen ja nicht in meinen Körper reingucken, das ist schon sehr fordernd. Aber klar: Ich mag die Position."

Auch Pavel Kadeřábek weiß um die enorme körperliche Anforderung. Bei seinem ersten Spiel für die TSG – ein Testspiel 2015 gegen Neckarsulm – konnte er den Kraftverschleiß kaum glauben: "Dauernd Pressing, Pressing, Pressing. Ich war nach 20 Minuten platt. Aber nun habe ich auf der Außenbahn die ganze Linie für mich. Das ist perfekt für mich.“ Wie seine Mitstreiter schätzt auch er den Vorteil, durch gleich drei Innenverteidiger defensiv abgesichert zu sein und so den Weg nach vorn suchen zu dürfen – oder besser gesagt zu sollen, denn Julian Nagelsmann erwartet Torbeteiligungen von seinen Langstrecken-Läufern.

„Die Außenverteidiger müssen zusammen im Jahr acht Tore schießen. Dann wirst du erfolgreicher sein“, sagte der Trainer vor der Saison. „Ich habe mit dem Trainer darüber gesprochen, dass ich mehr Scorer-Punkte haben muss“, sagt Kadeřábek, der die Vorgabe hervorragend umsetzt: In 14 Pflichtspielen erzielte er bereits drei Treffer – unter anderem den Ausgleich in Lyon – und bereitete vier weitere vor. Damit hat er seine Bilanz aus der Vorsaison bereits erreicht. Auch Nico Schulz (ein Tor, vier Vorlagen), Joshua Brenet (drei Tore, eine Vorlage) und Steven Zuber (Ein Tor) haben in dieser Spielzeit schon getroffen.

"Tore schießen macht mich glücklich"

 

Den Spielern gefällt der Wechsel in den Angriffsmodus. Brenet ist begeistert: „Tore schießen macht mich natürlich glücklich. Ich will bis zum Saisonende fünf bis zehn erzielen und mindesten fünf Vorlagen geben. Meine Quote ist deutlich besser als in Eindhoven. Ich bin näher am Tor, rücke so oft wie möglich in den Strafraum, das weckt das Feuer und ich brenne auf weitere Tore. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass der Trainer hinter uns steht und will, dass wir angreifen. Er hat ein System aufgebaut, dass auf den Außenpositionen basiert.“

Was ihm seine Teamkollegen auf den Hoffenheimer Außenbahnen vorgemacht haben, will nun auch Brenet erreichen: Eine Nominierung für die A-Nationalmannschaft. Zwei Jahre nach seinem Debüt für die Elftal sieht er vor allem dank der taktischen Neuausrichtung gute Chancen, wieder nominiert zu werden: „Das System hat mich zu einem besseren Spieler gemacht. Wenn ich meine Quote halte und weiter regelmäßig national und international spiele, werde ich sicher auch für die Nationalmannschaft interessant. Das ist mein großes Ziel.“Es wäre nicht der erste Weg, der über die Hoffenheimer Außenbahn in die Nationalmannschaft führt.

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