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AKADEMIE
19.06.2018

WM-Serie (6/13): Patrick und die Samurai Blue

Die 21. Fußball-Weltmeisterschaft zieht uns bis zum 15. Juli in ihren Bann. 32 Nationen kämpfen in Russland um den Titel. Wir fiebern mit, aber nicht nur mit der deutschen Elf. Auf achtzehn99.de präsentieren Spieler, Trainer und Mitarbeiter der TSG Akademie ihr Land. Heute geht es um Japan, das am ersten Spieltag der Gruppe H auf Kolumbien trifft. U12-Co-Trainer Patrick Hey ist mit einer Halb-Japanerin verheiratet und kennt sich daher bestens mit „Nippon“ und den Samurai Blue, wie das Land und die Nationalmannschaft genannt werden, aus.

DAS SAGT UNSER MANN

Seit dem vergangenen Sommer ist Patrick Hey als Co-Trainer für die U12 tätig. Aktuell betreut er also den 2006er-Jahrgang, in der kommenden Runde die 2007er. Zuvor war der 30-Jährige auch schon für das Kinderperspektivteam zuständig. Der Bezug zu Japan kommt bei Hey über seine Frau, deren Vater Japaner ist und aus der 400.000-Einwohner Stadt Miyazaki ganz im Süden stammt.

Das Land seines Schwiegervaters hat der U12-„Co“ das erste Mal im Frühjahr besucht, als er mit den 2006ern an einem internationalen Turnier in Kōbe teilgenommen und dieses gewonnen hat. „Dabei ist mir aufgefallen, dass jeder mit jedem sehr respektvoll umgeht und sehr höflich ist. Das hat mir besonders gut gefallen.“

Trotz des Bezugs zu Japan hält Hey während der WM nur zu einem Team, dem deutschen. „Auch meine Frau drückt dem DFB-Team immer fest die Daumen“, so der studierte Rechtswissenschaftler, der darauf hofft, dass die Deutschen ihren Titel verteidigen und zum fünften Mal Weltmeister werden. „Ich tippe allerdings eher auf Frankreich, da bei Deutschland gerade etwas zu viel Unruhe herrscht“, so Hey.

Im aktuellen japanischen Team vermisst er die großen Namen. Einen Lieblingsspieler hat Hey daher nicht. Dafür bewundert er noch immer einen früheren japanischen Spitzenspieler: „Hidetoshi Nakata war lange Zeit der einzige echte Superstar. Er hat ja auch in Italien gespielt (182 Serie-A-Spiele für Parma, Perugia, Roma, Florenz und Bologna, Anm. d. Red.).“

In ihrer Gruppe treffen die Japaner auf Kolumbien, Polen und den Senegal. „Ich denke, dass sie die Vorrunde überstehen werden und eventuell auch das Achtelfinale. Spätestens ab dem Viertelfinale ist jedoch Schluss“, glaubt Hey, der für das Auftaktspiel gegen die Kolumbianer weniger optimistisch ist. „Aufgrund der individuellen Klasse von Kolumbien – gerade in der Offensive mit James, Falcao und Cuadrado – wird es sehr schwer für Japan. Ich tippe 3:1 für Kolumbien.“

DER WEG NACH RUSSLAND

Zwei Qualifikationsrunden mussten die Samurai Blue überstehen, um als einer von fünf Asien-Vertretern nach Russland fahren zu dürfen. Zunächst galt es, Erster in einer Gruppe mit Syrien, Singapur, Afghanistan und Kambodscha zu werden. Dies gelang ohne Probleme. In acht Partien blieb „Nippon“ ungeschlagen und schloss die Gruppe mit 22 Punkten und 27:0 Toren klar und deutlich vor Syrien auf Platz eins ab.

In der finalen Qualifikationsrunde befanden sich die Japaner schließlich mit Australien, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem Irak und Thailand in einer Gruppe. Um sicher bei der WM dabei zu sein, musste die Mannschaft des bosnischen Trainers Vahid Halilhodžić Erster oder Zweiter werden. Durch einen 2:0-Heimsieg am vorletzten Spieltag gegen Australien sicherte sich Japan Ende August 2017 das Russland-Ticket.

Zur WM fährt die japanische Auswahl aber nicht mit Halilhodžić, sondern mit Akira Nishino. Nachdem sich der japanische Verband aufgrund von unbefriedigenden Ergebnissen von Halilhodžić getrennt hatte, übernahm der frühere japanische Nationalspieler, der in den 90er Jahren bereits Junioren-Nationalmannschaften Japans gecoacht hatte, im April die Samurai Blue und durfte somit, ohne ein Qualifikationsspiel betreut zu haben, zur WM fahren.

BEKANNTE NAMEN

Gleich sieben aktuelle Deutschland-Legionäre stehen im finalen WM-Aufgebot der Japaner. Von allen 32 Teilnehmern hat abgesehen von der DFB-Auswahl nur die Schweiz häufiger auf Spieler aus der Ersten oder Zweiten Bundesliga zurückgegriffen. Angeführt werden die Samurai Blue von Kapitän Makoto Hasebe (Eintracht Frankfurt). Auch Shinji Kagawa (Borussia Dortmund) und Yuya Osako (1.FC Köln, ab 2018/19 Werder Bremen) haben gute Chancen auf einen Stammplatz. Weitere Deutschland-Legionäre sind Genki Haraguchi (Fortuna Düsseldorf, ab 2018/19 Hannover 96), Gotoku Sakai (Hamburger SV), der Ex-Hoffenheimer Takashi Usami (Fortuna Düsseldorf) und Yoshinori Muto (Mainz 05).

Über Bundesliga-Erfahrung verfügen zudem drei weitere japanische WM-Fahrer: Shinji Okazaki ging einst für Mainz 05 und den VfB Stuttgart auf Torejagd und stürmt nun für Leicester City in der Premier League, Takashi Inui war früher bei Eintracht Frankfurt und dem VfL Bochum aktiv und hat sich nun beim spanischen Erstligisten SD Eibar in den Vordergrund gespielt. Und auch die Abwehrspieler Tomoaki Makino (früher beim 1.FC Köln, heute Urawa Red Diamonds) und Hiroki Sakai (früher Hannover 96, heute Olympique Marseille) haben schon Bundesligaluft geschnuppert.

Internationale Erfahrung haben die meisten japanischen WM-Spieler zuletzt ausschließlich mit ihrem Nationalteam gesammelt. So spielten lediglich Kagawa und Hiroki Sakai in der abgelaufenen Saison im Europapokal. Sakai kam mit Marseille immerhin ins Endspiel um die Europa League. Von der Bank aus musste der Außenverteidiger jedoch die klare 0:3-Niederlage gegen Atlético Madrid mitansehen.

Im Trikot der Samurai Blue haben die WM-Fahrer hingegen bereits außerordentlich viele internationale Begegnungen absolviert. Gleich drei Japaner aus dem 23er-Kader bringen die Erfahrung von mehr als 100 Länderspielen mit. Neben Okazaki (113 Länderspiele) und Hasebe (110) ist auch Verteidiger Yuto Nagatomo von Galatasaray (105) ein Dauerbrenner für sein Land.

WM-HISTORIE

Die ersten 15 Weltmeisterschaften fanden ohne Japan statt. Erst 1998 gelang erstmals die Qualifikation für eine WM-Endrunde. In Frankreich schied „Nippon“ zwar ohne Punkt aus, doch die Fußball-Euphorie war in Japan durch das internationale Debüt der Samurai Blue entfacht. Seit 1998 verpassten die Japaner kein weiteres WM-Turnier.

Zwei Mal – 2002 im eigenen Land und 2010 in Südafrika – gelang sogar der Sprung ins Achtelfinale. Bei der Heim-WM sicherte sich „Nippon“ vor Belgien, Russland und Tunesien den Gruppensieg, scheiterte dann aber in der Runde der letzten 16 am späteren WM-Dritten Türkei mit 0:1. Acht Jahre später in Südafrika ließen die Asiaten in ihrer Gruppe Dänemark und Kamerun hinter sich und zogen als Gruppenzweiter hinter den Niederlanden erneut ins Achtelfinale ein. Gegen Paraguay stand es nach 120 Minuten 0:0, doch im Elfmeterschießen setzten sich letztlich die Südamerikaner durch.

FAKTEN

Verband
JFA| Japan Football Association oder Nihon Sakkā Kyōkai [Japanischer Fußballverband]

Gründung
1921

Spitzname der Nationalmannschaft
Samurai Blue („Die Blauen Samurai“)

WM-Teilnahmen
5 | 1998, 2002, 2006, 2010, 2014

Größter WM-Erfolg
Achtelfinale 2002 und 2010

WM-Duelle gegen Deutschland
-

Trainer
Akira Nishino (seit April 2018)

FIFA-Weltrangliste
23.

Große Klubs
Kashima Antlers, Jubilo Iwata, Yokohama Marinos, Sanfrecce Hiroshima, Urawa Red Diamonds

Aktueller Meister / Pokalsieger
Kawasaki Frontale / Cerezo Osaka

Einwohner (Weltrangliste)
126,7 Millionen (11.)

Fläche
377.915 Quadratkilometer (Verhältnis zu Deutschland 1,1:1 )

Termine
Di., 19.06., 14 Uhr: Kolumbien – Japan [Saransk]
So., 24.06., 17 Uhr: Japan – Senegal [Ekaterinburg]
Do., 28.06., 16 Uhr: Japan – Polen [Volgograd]
Alle Zeiten MESZ.

Weitere Teile der WM-Serie

1 Russland [Nick Breitenbücher]
2 Marokko [Yanis Outman]
3 Island [Lukas Petersson]
4 Serbien [Marjan Petković]
5 Schweden [Filston Mawana]

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