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AKADEMIE
23.06.2018

WM-Serie (10/13): Paul und die Weiß-Roten

Die 21. Fußball-Weltmeisterschaft zieht uns bis zum 15. Juli in ihren Bann. 32 Nationen kämpfen in Russland um den Titel. Wir fiebern mit, aber nicht nur mit der deutschen Elf. Auf achtzehn99.de präsentieren Spieler, Trainer und Mitarbeiter der TSG Akademie ihr Land. Heute geht es um die Polen, die nach ihrer Auftaktniederlage morgen gegen Kolumbien unter Druck stehen. Unser U13-Cheftrainer Paul Tolasz ist gebürtiger Pole und schwärmt von seinem Land.

DAS SAGT UNSER MANN

Bielsko-Biała, das ist nicht nur die Geburtsstadt von Paul Tolasz, sondern nach Meinung des U13-Trainers auch definitiv eine Reise wert. „Bielsko ist eine wunderschöne Stadt am Rande des Beskiden-Gebirges. Übrigens ist Ede Geyer, der ehemalige Bundesliga-Trainer von Energie Cottbus, auch aus Bielsko.“ Ein großer Teil von Tolasz‘ Familie lebt noch in der südpolnischen Stadt. „Früher waren wir zwei Mal im Jahr in Polen“, erzählt Tolasz, der im Saarland aufgewachsen ist. „Aktuell schaffe ich es leider nicht mehr regelmäßig dorthin.“

Die Begeisterung für sein Geburtsland hat sich der 30-Jährige dennoch bewahrt. „Polen ist ein wunderschönes Land mit einigen tollen Städten wie Krakau, Warschau, Breslau oder Danzig und tollen Landschaften und Regionen wie beispielsweise der Hohen Tatra im Süden oder den Ostseestränden im Norden.“

Bei der WM hält der Akademie-Coach trotzdem eher zur deutschen Mannschaft, deren 0:1-Niederlage gegen Mexiko er live im Moskauer Luschniki-Stadion gesehen hat. „Aber natürlich fiebere ich irgendwie mit beiden Ländern mit. Die Spiele der Polen gucke ich mir definitiv ganz bewusst an und drücke dann auch der polnischen Mannschaft die Daumen.“

Besonders gern schaut er Mittelfeldspieler Piotr Zieliński vom SSC Neapel zu. „Mein Lieblingsspieler bei Polen. Ich finde, dass er ein sehr interessanter Spielertyp ist, der es geschafft hat, sich bei einem Topklub wie Neapel zu etablieren.“ Für die Biało-Czerwoni, die Weiß-Roten, wie das polnische Nationalteam in der Heimat genannt wird, sieht Tolasz trotz der 1:2-Auftaktniederlage gegen Senegal gute Chancen, weit zu kommen: „Ich denke, dass sie immer noch in der Lage sind, die Gruppenphase zu überstehen. Mit ein bisschen Glück ist sogar das Viertelfinale möglich. Die Mannschaft hat eine gute individuelle Qualität mit vielen Spielern, die sich bei internationalen Klubs durchgesetzt haben.“

Für das Weiterkommen sollte die polnische Auswahl morgen Kolumbien schlagen. Tolasz glaubt daran: „Ich tippe auf ein 2:1 für Polen. Nach der Auftaktniederlage wird die Mannschaft heiß sein, es besser zu machen. Es ist auch ausreichend Qualität vorhanden, um die Kolumbianer zu schlagen.“

So weit, zu glauben, dass sein Geburtsland sogar den WM-Pokal mit nach Hause nehmen könnte, geht Tolasz‘ Optimismus dann aber doch nicht. „Ich würde mir natürlich wünschen, dass Deutschland oder Polen den Titel gewinnt. Ich glaube aber, dass es dieses Jahr Frankreich schaffen könnte, da sie in meinen Augen über eine absolute Topmannschaft verfügen.“

DER WEG NACH RUSSLAND

Auf direktem Weg hat sich Polen für die WM qualifiziert. Von zehn Begegnungen verlor die Mannschaft von Trainer Adam Nawałka nur eine, die jedoch deutlich mit 0:4 in Dänemark. Die restlichen neun Partien daheim gegen die Dänen sowie jeweils zwei Mal gegen Rumänien, Montenegro, Armenien und Kasachstan entschieden die Polen für sich.

Überragender Spieler dabei: Bayern Münchens Topstürmer Robert Lewandowski, der in allen Quali-Spielen zum Einsatz kam und dabei 16 Tore erzielte. Mehr Quali-Tore schaffte weltweit niemand. Auch der Wolfsburger Jakub Błaszczykowski und Zieliński bestritten jedes Qualifikationsspiel.

BEKANNTE NAMEN

Lewandowski ist der unumstrittene Star der Weiß-Roten. Mit seinen 52 Länderspieltoren ist der 29-Jährige schon jetzt Rekordtorjäger seines Landes und wird bereits mit den großen polnischen Spielern der 70er- und 80er-Jahre wie Zbigniew Boniek (dreifacher WM-Teilnehmer 1978 bis 1986) oder Grzegorz Lato (WM-Torschützenkönig 1974) verglichen. Sein Ausnahmeniveau will der dreifache und aktuelle Bundesliga-Torschützenkönig nun auch erstmals bei einer WM beweisen.

Neben dem Rekordtorschützen könnte im Laufe des Turniers auch der Rekordspieler der polnischen Nationalmannschaft in Russland auf dem Feld stehen. Der frühere Dortmunder und heutige Wolfsburger Błaszczykowski steht aktuell bei genau 100 Länderspielen. Zwei fehlen ihm noch, um die bisherige Bestmarke von Michal Żewłakow einzustellen, der von 1999 bis 2011 das Nationaltrikot trug. Wenn es gut läuft für Błaszczykowski, dann könnte er also im Achtelfinale der Pole mit den meisten Länderspielen werden.

Neben Lewandowski und Błaszczykowski ist noch ein weiterer polnischer WM-Fahrer in der Bundesliga aktiv: Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek bei Borussia Dortmund. Alle drei gelten als Säulen der Weiß-Roten, zu denen auch Zieliński, Torhüter Wojciech Szczęsny (Juventus), der zuletzt verletzte Abwehrhüne Kamil Glik (AS Monaco), der zentrale Mittelfeldspieler Grzegorz Krychowiak (West Bromwich Albion) und Stürmer Arkadiusz Milik (SSC Neapel) gehören.

WM-HISTORIE

Die Wasserschlacht von Frankfurt. Das legendäre WM-Duell 1974 dürfte den meisten Fußballfans als Erstes in den Sinn kommen, wenn die Sprache auf die polnische WM-Geschichte kommt. Bei dem Turnier in der Bundesrepublik Deutschland trafen der Gastgeber und die Polen im letzten Spiel der zweiten Gruppenphase aufeinander. Beide Teams hatten zuvor ihre Spiele gegen Schweden und Jugoslawien gewonnen. Nach dem damaligen Modus zog nur der Gruppenerste ins Finale ein, für den Zweiten blieb nur das Spiel um Platz drei. Der Sieger von Frankfurt würde also ins Endspiel einziehen.

Kurz vor dem Spiel waren heftige Regenfälle über Frankfurt niedergegangen. Eigentlich befand sich der Platz im Waldstadion in einem unbespielbaren Zustand, doch der enge Terminplan zwang die Verantwortlichen dazu, auf die Austragung zu bestehen. Nachdem die Feuerwehr den Rasen mit Pumpen und Walzen von den gröbsten Wassermengen befreit hatte, wurde die Partie tatsächlich angepfiffen. Das gefürchtete Kurzpassspiel der Polen kam durch die vielen Pfützen kaum zum Tragen und Torjäger Gerd Müller entschied das Spiel eine Viertelstunde vor Schluss zugunsten der Deutschen.

Selbst Kapitän Franz Beckenbauer gab im Nachhinein zu, dass seine Mannschaft unter normalen Umständen wohl keine Chance gehabt hätte. Für die Polen reichte es durch einen 1:0-Erfolg gegen Brasilien am Ende noch zum dritten Platz – bis heute der größte Erfolg der polnischen Fußballgeschichte.

Nach der Hochphase in den 70er- und 80er-Jahren, als vier Mal in Folge die WM-Qualifikation gelang, folgte zunächst eine 16-jährige Durststrecke, ehe 2002 erstmals wieder eine polnische Mannschaft zur WM fahren durfte. Auch 2006 in Deutschland waren die Weiß-Roten dabei, schieden jedoch ebenfalls wie vier Jahre zuvor in Südkorea und Japan in der Vorrunde aus.

Die Turniere 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien verpassten die Polen dann allerdings wieder. Nun sind sie also erneut dabei und wollen erstmals seit 32 Jahren wieder ins Achtelfinale.

FAKTEN

Verband
PZPN | Polski Związek Piłki Nożnej [Polnischer Fußballbund]

Gründung
1919

Spitzname der Nationalmannschaft
Biało-Czerwoni („Die Weiß-Roten“)

WM-Teilnahmen
7 | 1938, 1974, 1978, 1982, 1986, 2002, 2006

Größter WM-Erfolg
Dritter Platz 1974

WM-Duelle gegen Deutschland
1974, Zweite Finalrunde, BR Deutschland – Polen 1:0
1978, Vorrunde, BR Deutschland – Polen 0:0
2006, Vorrunde, Deutschland – Polen 1:0

Trainer
Adam Nawałka (seit Oktober 2013)

FIFA-Weltrangliste
10.

Große Klubs
Legia Warschau, Ruch Chorzów, Górnik Zabrze, Wisła Krakau, Lech Posen

Aktueller Meister / Pokalsieger
Legia Warschau

Einwohner (Weltrangliste)
38,4 Millionen (37.)

Fläche
312.685 Quadratkilometer (Verhältnis zu Deutschland 1:1)

Ergebnisse und Termine
Di., 19.06., 17 Uhr: Polen – Senegal 1:2
So., 24.06., 20 Uhr: Polen – Kolumbien [Kasan]
Do., 28.06., 16 Uhr: Japan – Polen [Volgograd]

Alle Zeiten MESZ.

 

Weitere Teile der WM-Serie

1 Russland [Nick Breitenbücher]
2 Marokko [Yanis Outman]
3 Island [Lukas Petersson]
4 Serbien [Marjan Petković]
5 Schweden [Filston Mawana]
6 Japan [Patrick Hey]
7 Portugal [Gilson Pereira]
8 Nigeria [Benjamin James]
9 Belgien [Amadou Onana]

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