Oliver Baumann: "Ich werde alle anschreien"
Oli, am vergangenen Wochenende endlich wieder zu null gewonnen...
Oliver Baumann: "Stimmt. Zum ersten Mal seit dem Heimsieg gegen den VfB Stuttgart. Mir gefällt generell ein 1:0 mehr als ein 4:3, das geht wahrscheinlich allen Torhütern so, aber am Samstag ging es einfach nur darum, zu gewinnen - egal wie. Dass wir kein Gegentor bekommen haben, war sozusagen die Zugabe. Ich schreibe mir das aber nicht alleine auf meine Fahne. Wir haben uns an die äußeren Umstände in Augsburg angepasst, mehr lange Bälle gespielt und waren bei den Zweikämpfen und den zweiten Bällen sehr präsent. Das war die Basis für den Erfolg."
Und eine starke Parade gegen deinen Kumpel Jonathan Schmid war auch dabei. Hattet ihr seither schon Kontakt?
Baumann: "Klar, schon direkt nach dem Spiel. Da ging es aber nicht um den Schuss und die Parade in der ersten Halbzeit, sondern um Privates und um seinen Freistoß in der zweiten Halbzeit. Das ist eine komische Situation, weil wir uns aus vielen gemeinsamen Jahren sehr gut kennen. 'Johnny' hat einen unglaublichen rechten Fuß und er hat in seinem Leben schon viele Freistöße auf mein Tor geschossen. Er weiß, was ich denke, ich weiß, was er denkt. Es ist Vor- und Nachteil zugleich, ihn in so einer Situation so gut zu kennen. Ich war froh, als der Ball über das Tor ging."
Warum hast du Kevin Akpoguma nach Spielende so angeschrien?
Baumann: "Kevin lag da völlig erschöpft auf dem Boden und hatte alles gegeben. Aus meiner Sicht hat er eine tolle Entwicklung genommen und in Augsburg fehlerfrei gespielt. Dann lag er da so vor mir, und ich musste ihn einfach feiern. Ich habe meine Freude mit diesem Schrei ausgedrückt."
Wen schreist du nach dem Heimsieg am Samstag gegen Wolfsburg an...?
Baumann: "Ich hoffe, dass ich nach Spielende wieder Grund habe, meine Freude herauszubrüllen. Wir werden alles dafür tun. Deshalb werde ich während des Spiels wahrscheinlich alle meine Vorderleute mal anschreien. Derjenige, der mir dann nach dem Spiel als erster in die Quere kommt, bekommt es ab (lacht)."
Hast du an das Hinrunden-Spiel eher gute oder schlechte Erinnerungen? Du hast einen Elfmeter gehalten, ihr habt aber das späte 1:1 kassiert.
Baumann: "Letztlich ist es eher negativ in Erinnerung geblieben, weil der gehaltene Elfmeter nicht für einen Sieg gereicht hat. Wir sind damals enttäuscht vom Platz, weil wir so lange geführt haben und einfach mehr wollten. Wir hatten ein anderes Ziel, als nur einen Punkt mitzunehmen."
Wolfsburg steht in der Tabelle nur auf Rang 15: Was erwartest du vom Duell am Samstag?
Baumann: "Der Wolfsburger Kader ist auf jeden Fall für mehr gut als Platz 15. Das ist eine gute Mannschaft mit guten Einzelspielern, die den Unterschied machen können. Deshalb müssen bei uns Kampf und Disziplin wieder zu einhundert Prozent stimmen. Wir müssen so auftreten wie in Augsburg, werden aber zu Hause sicherlich wieder ein bisschen mehr Fußball spielen. Es wird ein hartes Stück Arbeit, ein Spiel, in dem es zur Sache geht. Aber ich bin guter Dinge, dass wir das Spiel mit vielen Emotionen für uns entscheiden können."
Dein Teamkollege Andrej Kramaric hat einen Lauf, alles scheint ihm zu gelingen. Kann man so einen Zustand als Torhüter auch erreichen?
Baumann: "Zuerst einmal freue ich mich für Andrej, dass er wieder trifft. Er hat in der schwierigen Phase in der Hinrunde dazugelernt und eine Entwicklung vollzogen, die ihm hilft, jetzt wieder erfolgreich zu sein. Es ist in der Tat so, dass man aktuell jedes Mal das Gefühl hat, dass es gefährlich wird, wenn er in Ballnähe ist, wenn er zum Abschluss kommt. Als Torhüter kann man auch einen Lauf bekommen, aber die Herangehensweise ist schon eine andere. Wenn Andrej oder ein anderer Stürmer fünf Mal aufs Tor schießen und einen reinmachen, ist alles gut. Wenn ich fünf Schüsse auf mein Tor bekomme und nur einen halte, ist so ziemlich alles schlecht. Aber es ist natürlich so, dass das Selbstvertrauen durch gute Leistungen größer wird. Dennoch denke ich nie über eine Art von Lauf nach, wenn ich auf den Platz gehe. Wenn ein Spiel vorbei ist, kommt ein Haken dran und dann wird der Fokus auf die nächste Partie gelegt - unabhängig davon, wie meine Leistung war. Wenn ich mir über die Vergangenheit Gedanken mache, bin ich nicht im Moment, dann bin ich nicht voll fokussiert. Das ist enorm wichtig für mich. Ich weiß, dass fehlerfreie Spiele keine Selbstverständlichkeit sind und gehe meinen Job deshalb mit großer Demut an."
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